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Gottspieler

Gottspieler

Titel: Gottspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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schüttelte den Kopf und überlegte, warum sie sich so benommen fühlte. Dann fiel ihr die zweite Schlaftablette wieder ein.
    »Ich muß Ihnen etwas Blut abnehmen«, entschuldigte sichdie Technikerin.
    »Okay«, meinte Cassi gleichmütig. Sie überließ der jungen Frau ihren linken Arm, denn jetzt erinnerte sie sich wieder daran, daß sie sich während der nächsten Tage nicht selbst mit Insulin versorgen durfte.
    Ein paar Minuten später erschien eine Schwester und hängte eine Infusionsflasche über dem Bett auf, nachdem sie Cassi die IV-Nadel in den Arm gestochen hatte. Dann gab sie Cassi eine Tablette, die sie vor der Operation nehmen sollte.
    »Versuchen Sie, sich zu entspannen«, sagte sie.
    Als sie dann abgeholt und über den Gang zum Fahrstuhl gerollt wurde, hatte sie ein seltsames Gefühl der Losgelöstheit von allem, als widerführe es jemand anderem. Im Operationstrakt war ihr dann nur noch vage bewußt, was um sie herum vorging. Sie erkannte nicht einmal Thomas unter all den Pflegern, Ärzten und Schwestern, bis er sich vorbeugte und ihr einen Kuß gab.
    »Bald ist alles wieder gut«, sagte er und drückte ihre Hand. »Ich bin froh, daß du dich zu dem Eingriff entschlossen hast. Es war das einzig Vernünftige.«
    Dr. Martin Obermeyer erschien zu ihrer Rechten, und sie hörte, wie Thomas zu ihm sagte: »Daß Sie mir gut auf meine Frau aufpassen!«
    Dann nickte sie ein und kam erst wieder zu sich, als sie den Gang zum OP hinuntergerollt wurde. Sie hatte keine Angst, überhaupt nicht.
    »Ich gebe Ihnen jetzt etwas, damit Sie schön schlafen«, sagte der Anästhesist.
    »Ich schlafe schon«, murmelte sie und beobachtete die Flüssigkeit, die in die Kammer der IV-Flasche über ihrem Kopf tropfte. Im nächsten Moment fielen ihr die Augen zu.
    Das OP-Team arbeitete rasch und geschickt. Um acht Uhr fünf waren die Muskeln ihres Auges isoliert und umwickelt, so daß sie sich nicht mehr bewegen konnten. Anschließend durchstach Obermeyer die Sklera und führte seine feinen Messer und Sauger ein. Mittels eines Spezialmikroskops konnte er durch Hornhaut und Pupille bis auf den blutbefleckten Glaskörper sehen. Um Viertel vor neun konnte er die Netzhaut erkennen. Um Viertel nach neun hatte er die Quelle der immer wieder auftretenden Blutungen ausgemacht. Es handelte sich um eine einzelne verirrte Windung einer neuen Ader aus der optischen Linse. Mit äußerster Sorgfalt koagulierte Obermeyer die Öffnung und entfernte die Ader. Er war sehr zufrieden. Das Problem war gelöst, und er hielt die Wahrscheinlichkeit für gering, daß es je wiederkehren würde. Cassi durfte sich glücklich preisen.
     
    Thomas beendete seinen einzigen Eingriff für heute. Die nächsten beiden hatte er bereits verschieben lassen. Erfreulicherweise war alles gut gegangen, obwohl das Annähen der Anastomosen wieder einige Schwierigkeiten bereitet hatte. Im Gegensatz zum Tag vorher war er aber in der Lage, die Operation selbst zu Ende zu führen. Kaum hatte Larry Owen begonnen, die Brust wieder zu schließen, schlüpfte Thomas schon in seinen Straßenanzug. Normalerweise wartete er, bis Larry den Patienten ins Genesungszimmer brachte, aber heute morgen war er zu nervös, um einfach nur tatenlos herumzusitzen.
    »Wie kommt ihr voran?« fragte er.
    »Danke, bestens«, rief Larry über die Schulter. »Wir schließen jetzt die Haut. Die Halothanzufuhr ist bereits gestoppt.«
    »Gut. Ich bin zu einem Notfall gerufen worden.«
    »Wir haben hier alles unter Kontrolle.«
    Thomas verließ die Klinik – etwas, das er an einem Arbeitstag nur selten tat – und stieg in seinen Porsche. Beim Aufheulen der kraftvollen Maschine spürte er wieder das gewisse Kribbeln in den Adern. Im Gegensatz zu den frustrierenden Vorgängen in der Klinik gab der Wagen ihm ein Gefühl unbegrenzter Freiheit. Nichts auf der Straße konnte ihm etwas anhaben. Nichts!
    Er durchquerte halb Boston und ließ den Porsche dann im Halteverbot direkt vor einer großen Apotheke stehen, wobei er nicht zweifelte, daß die »Arzt-im-Einsatz«-Plakette an seiner Windschutzscheibe ihn vor einem Strafmandat bewahrte. Er betrat die Apotheke und begab sich zum Rezeptschalter.
    Der Apotheker in seinem weißen Kittel blickte auf. »Was kann ich für Sie tun, Sir?«
    »Ich habe vorhin wegen eines Präparats angerufen.«
    »Ah ja, ich erinnere mich. Hier ist es.« Der Apotheker deutete auf einen kleinen Pappkarton.
    »Soll ich Ihnen ein Rezept dafür ausstellen?« erkundigte sich Thomas.
    »Nein,

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