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Gottspieler

Gottspieler

Titel: Gottspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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das wird nicht nötig sein. Zeigen Sie mir einfach Ihren Arztausweis.«
    Thomas klappte seine Brieftasche auf und ließ den Apotheker einen flüchtigen Blick auf den Ausweis werfen. Der Apotheker nickte und fragte: »Darf’s sonst noch was sein?«
    Thomas schüttelte den Kopf.
    »In der Dosierung wird es bei uns nicht oft verlangt«, meinte der Apotheker.
    »Kann ich mir vorstellen«, antwortete Thomas und schob sich das Päckchen unter den Arm.
     
    Cassi erwachte aus der Betäubung und wußte einen Moment lang nicht, was Traum war und was Wirklichkeit. Sie hörte Stimmen, aber von weit her, und sie konnte nicht verstehen, was sie sagten. Endlich begriff sie, daß es sich um ihren Namen handelte. Man wollte, daß sie aufwachte.
    Sie versuchte, die Augen zu öffnen, aber es ging nicht. Entsetzt wollte sie sich aufrichten, wurde aber umgehend wieder in die Kissen gedrückt.
    »Ganz ruhig, es ist alles in Ordnung«, sagte eine Stimme neben ihrem Bett.
    Aber es war ganz und gar nicht alles in Ordnung. Sie konnte nichts sehen. Was war geschehen? Plötzlich erinnerte sie sich wieder an die Narkose und die Operation. »Mein Gott, ich bin blind!« schrie sie und versuchte ihr Gesicht zu befühlen. Jemand hielt ihre Hände fest.
    »Ganz ruhig, ganz ruhig. Sie haben Pflaster auf den Augen.«
    »Was für Pflaster?« rief Cassi. »Warum?«
    »Nur damit Sie die Augen stillhalten«, sagte die Stimme beschwichtigend. »Morgen oder übermorgen kommen sie wieder runter. Der Eingriff ist komplikationslos verlaufen. Der Doktor hat gesagt, sie können sich glücklich preisen. Er hat eine blutende Ader verkocht, und jetzt möchte er nicht, daß sie wieder aufbricht, deswegen dürfen Sie die Augen nicht bewegen.«
    Cassis Angst legte sich ein wenig, aber die Dunkelheit beunruhigte sie noch immer. »Lassen Sie mich nur einen Moment etwas sehen«, bat sie.
    »Das darf ich nicht, Anweisung des Arztes. Aber ich kann Ihnen mit einer Lampe direkt ins Gesicht leuchten. Ich bin sicher, das werden Sie merken. Einverstanden?«
    »Ja«, sagte Cassi. Sie hätte allem zugestimmt, um Gewißheit zu bekommen. Warum hatte vor der Operation niemand mit ihr darüber gesprochen? Sie fühlte sich, als hätte man sie im Stich gelassen.
    »Ich bin wieder da«, sagte die Stimme. Cassi hörte ein Klicken und sah das Licht sofort. Mehr noch, sie nahm es gleichzeitig mit beiden Augen wahr. »Ich kann sehen«, rief sie aufgeregt.
    »Natürlich können Sie das«, sagte die Stimme. »Haben Sie Schmerzen?«
    »Nein«, antwortete Cassi. Das Licht wurde ausgeschaltet.
    »Dann entspannen Sie sich einfach, ruhen Sie sich aus. Wir sind gleich um die Ecke, falls Sie uns brauchen sollten. Ein Wort, und wir sind da.«
    Cassi gehorchte und lauschte den verschiedenen Geräuschen, die von den umhergehenden Schwestern verursacht wurden. Sie erkannte, daß sie sich im Genesungszimmer befand, und überlegte, ob Thomas sie wohl besuchen würde.
     
    Früher als erwartet wurde Thomas mit seiner Sprechstunde fertig. Um zehn Minuten nach zwei stand nur noch ein Patient für halb drei auf der Liste. Während er wartete, warf er einen Blick auf den Plan, um nachzusehen, welcher Chirurg heute abend in der Brustchirurgie OP-Aufsicht hatte: Dr. Burgess. Thomas wählte seine Nummer. Er erklärte Burgess, daß er ohnehin die Nacht über in der Klinik bleiben würde, um Cassi nahe zu sein, und daß er daher genausogut auch den Bereitschaftsdienst übernehmen könne. Burgess versprach, sich bei Gelegenheit zu revanchieren.
    Thomas legte auf. Als er feststellte, daß ihm noch immer eine Viertelstunde blieb, beschloß er, Cassi einen Besuch abzustatten. Sie war gerade erst in ihr Zimmer gebracht worden, und er konnte nicht erkennen, ob sie wach war oder schlief. Ruhig lag sie auf dem Rücken, die Augen mit Pflastern und Watte verklebt. Ein Infusionsschlauch führte von der Flasche über ihrem Kopf in ihren linken Arm.
    Leise trat Thomas zu ihr ans Bett.
    »Cassi«, flüsterte er, »bist du wach?«
    »Ja«, antwortete sie. »Bist du’s, Thomas?«
    Er tastete nach ihrer Hand. »Wie fühlst du dich, mein Liebling?«
    »Ganz gut, abgesehen von diesen Pflastern. Ich wünschte, Obermeyer hätte mir vorher davon erzählt.«
    »Ich habe gerade mit ihm gesprochen«, sagte Thomas. »Er hat mich angerufen, um mir mitzuteilen, daß der Eingriff besser verlaufen sei, als er sich vorgestellt hatte. Offenbar handelte es sich lediglich um eine einzige Ader. Er hat das Problem behoben, aber wegen der Größe

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