Gottspieler
aber bestimmte Informationen über einen speziellen Arzt haben wollen, muß ich Sie enttäuschen. Die Daten unterliegen dem Datenschutzgesetz.«
»Nur Sie und andere Mitarbeiter Ihrer Behörde haben Zugang, ist das richtig?«
»Das ist richtig, Frau Doktor. Logischerweise beschäftigen wir uns erst dann mit den Verschreibungsgepflogenheiten eines bestimmten Arztes, wenn wir einen Hinweis von der Ärztekammer erhalten, demzufolge es bei diesem oder jenem zu größeren Unregelmäßigkeiten gekommen sein soll. Es sei denn, jemand stellt plötzlich ein Rezept nach dem anderen für ein bestimmtes Präparat aus. Dann spuckt uns der Computer den Namen automatisch auf den Schreibtisch.«
»Ich verstehe«, sagte Cassi. »Es besteht also keine Möglichkeit, daß Sie mir Auskunft über einen bestimmten Arzt geben.«
»Ich fürchte, nein. Wenn Sie eine spezifische Frage haben, schlage ich Ihnen vor, sich mit der Ärztekammer in Verbindung zu setzen. Ich bin sicher, Sie verstehen, warum wir solche Informationen nicht einfach herausgeben können.«
»Mir bleibt wohl nichts anderes übrig«, meinte Cassi. »Danke schön.«
Sie wollte gerade auflegen, als der Inspektor sagte: »Ich könnte Ihnen allenfalls sagen, ob ein bestimmter Arzt ordnungsgemäß registriert ist und gewissermaßen aktiv Rezepte ausstellt, aber nicht, welche Mengen oder Medikamente. Würde Ihnen das was nützen?«
»Und ob«, sagte Cassi rasch und nannte dem Inspektor Dr. Allan Baxters Nummer bei seiner Behörde.
»Bleiben Sie am Apparat«, sagte der Inspektor. »Ich gebe die Daten in den Computer.«
Während sie wartete, hörte sie, wie die Tür zur Praxis geöffnet und wieder geschlossen wurde. Dann erklang die Stimme ihres Mannes. In einem Anflug von Panik stopfte sie das Formular rasch in ihre Tasche. Der Inspektor kam wieder an denHörer, und Thomas öffnete die Tür zum Sprechzimmer. Cassi lächelte verlegen.
»Dr. Baxter wird bei uns als praktizierender Arzt mit gültiger Nummer geführt.«
Cassi bedankte sich nicht. Sie legte einfach auf.
Auf der Heimfahrt redete Thomas fast ununterbrochen, war aber gleichzeitig rührend um Cassi besorgt. Vielleicht war er über ihre Anwesenheit in seinem Sprechzimmer verärgert, aber er ließ es sich jedenfalls nicht anmerken. Immer wieder erkundigte er sich, wie es ihr ginge und ob alles in Ordnung sei. Er hatte sogar darauf bestanden, daß sie im Klinikfoyer wartete, damit er den Wagen aus der Garage holen und sie direkt vor dem Eingang einsteigen konnte, um nicht so weit laufen zu müssen.
Obwohl sie seine Aufmerksamkeit dankbar registrierte, war Cassi in Gedanken immer noch so mit der Information aus dem Gesundheitsamt beschäftigt, daß sie selbst kaum ein Wort sagte. Sie begriff jetzt, wie es Thomas gelang, sich die Tabletten zu besorgen, ohne entdeckt zu werden. Er sorgte einfach dafür, daß Dr. Allan Baxter nicht aus dem Computer der Behörde gestrichen wurde, indem er jedes Jahr den erforderlichen Antrag – ein simples Formular – fälschte und fünf Dollar überwies. Mit dieser Nummer und einer vagen Vorstellung davon, wieviel Baxter vor seinem Tod ungefähr im Schnitt verschrieben hatte, konnte er sich jede Menge Drogen verschaffen. Wahrscheinlich mehr, als er je selbst nehmen konnte.
Und die Tatsache, daß er zu einem solchen Verschleierungsmanöver Zuflucht genommen hatte, ließ darauf schließen, daß es sich um ein größeres Problem handelte, als ihr bisher klar geworden war. In der letzten Woche hatte er sich allerdings wieder ausgesprochen normal benommen; vielleicht befand er sich schon auf dem Weg der Besserung. Bestimmt konnten sie im Urlaub ausführlich darüber sprechen.
»Ich habe schlechte Neuigkeiten«, sagte Thomas unvermittelt. Er streifte sie mit einem raschen Seitenblick, als wollte er sichergehen, daß er ihre ungeteilte Aufmerksamkeit hatte.
»Sobald du es dir zu Hause bequem gemacht hast, muß ich wieder zurück in die Klinik. Vor einer knappen Stunde habe ich einen Anruf von einem Krankenhaus auf Rhode Island bekommen. Sie schicken uns einen Notfall, der sofort operiert werden muß. Außer mir ist leider niemand verfügbar.«
Cassi antwortete nicht. Fast war sie froh darüber, daß Thomas in der Klinik bleiben würde. So konnte sie besser entscheiden, was sie jetzt tun sollte. Vielleicht konnte sie herausfinden, wie viele Tabletten Thomas tatsächlich genommen hatte. Es sei denn, er hatte wirklich aufgehört.
»Das verstehst du doch?« fragte Thomas. »Mir blieb
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