Gottspieler
abgestattet.«
Einen flüchtigen Moment lang befürchtete Thomas, daß Cassi mit seiner Mutter über seine Impotenz gesprochen haben könnte. Dann wurde ihm klar, wie absurd der Gedanke war. Aber die nächsten Worte seiner Mutter hatten eine noch alarmierendere Wirkung.
»Sie deutete an, du könntest so was wie ein Süchtiger sein. Dexedrine, sagte sie, glaube ich.«
Er war so wütend, daß er kaum zu sprechen vermochte. »Was hat sie sonst noch gesagt?« stammelte er schließlich.
»Ich denke, das reicht wohl, oder nicht? Sie sagte, du könntest zu einer Gefahr für deine Patienten werden. Ich habe dich vor diesem Mädchen gewarnt, aber du wolltest ja nicht auf mich hören. O nein, du wußtest ja immer alles besser -«
»Ich muß heute abend mit dir sprechen«, sagte er und unterbrach die Verbindung, indem er die Gabel mit dem Zeigefinger hinunterdrückte.
Dann stand er nur da, umklammerte den Hörer und versuchte, seinen Zorn unter Kontrolle zu bringen. Natürlichnahm er hin und wieder eine Pille, jeder tat das. Wie konnte Cassi es wagen, ihn zu verraten und damit zu seiner Mutter zu rennen? Drogenmißbrauch! Du meine Güte, eine Pille ab und zu hieß doch noch nicht, daß er ein Süchtiger war.
Spontan wählte er Doris Stratfords Privatnummer. Ganz außer Atem meldete sie sich nach dem dritten Klingelzeichen.
»Wie wär’s, wenn ich dir ein wenig Gesellschaft leisten würde?« fragte Thomas.
»Wann?« erkundigte sich Doris enthusiastisch.
»In ein paar Minuten. Ich bin noch in der Klinik.«
»Das wäre hinreißend«, sagte Doris. »Ich bin froh, daß du mich noch erwischt hast. Ich war gerade auf dem Weg nach oben.«
Thomas legte auf. Er verspürte einen Anflug von Furcht. Was war, wenn ihm bei Doris dasselbe passierte wie gestern nacht bei Cassi? Wohl wissend, daß es besser war, nicht allzu viele Gedanken darauf zu verschwenden, brachte er eilig den letzten Teil seiner Visite hinter sich.
Doris wohnte in der Bay State Road, ein paar Blöcke von der Klinik entfernt. Während des kurzen Fußmarsches mußte Thomas immer wieder daran denken, was Cassi ihm angetan hatte. Warum wollte sie ihn nur derart provozieren? Es ergab doch nicht den geringsten Sinn. Glaubte sie wirklich, er würde es nicht herausfinden? Vielleicht versuchte sie, sich auf irgendeine völlig unlogische Weise an ihm zu rächen. Thomas seufzte. Die Ehe mit Cassi war nicht so traumhaft, wie er es sich vorgestellt hatte. Er hatte gedacht, sie würde ihm eine Stütze sein, ein Schatz, der sein Leben bereicherte. So wie jeder von ihr geschwärmt hatte, war er überzeugt gewesen, daß sie etwas ganz Besonderes sein müsse. Sogar George war nach ihr verrückt gewesen und hatte sie nach ein paar Verabredungen schon heiraten wollen.
Er drückte einen Klingelknopf. Die Stimme seiner Sprechstundenhilfe, unterlegt von statischen Geräuschen, begrüßteihn aus der Sprechanlage. Er stieg die Treppe hinauf und hörte, wie ihre Wohnungstür geöffnet wurde.
»Was für eine nette Überraschung«, rief Doris, als er den ersten Absatz erreicht hatte. Sie trug eine knapp bemessene Jogginghose und ein ebenso knapp sitzendes T-Shirt, das kaum den Nabel bedeckte. Das Haar fiel ihr offen bis auf die Schultern; es wirkte überaus kräftig und glänzend.
Während sie ihn hineinführte und die Tür hinter ihm schloß, blickte er sich in dem kleinen Appartement um. Er war schon seit Monaten nicht mehr hier gewesen, aber viel hatte sich nicht verändert. Das Wohnzimmer war winzig, die Couch gegenüber dem Kamin im Vergleich dazu riesig. Auf dem Kaffeetisch standen zwei Gläser und eine Karaffe. Das einzige Fenster ging auf die Bucht hinaus. Doris lehnte sich gegen Thomas und ließ ihre Hände seinen Rücken hinauf und hinunter wandern. »Wie wär’s mit einem kleinen Diktat?« neckte sie ihn. Seine Befürchtungen, auch ihr vielleicht nicht genügen zu können, waren wie weggewischt.
»Es ist doch wohl nicht zu früh für ein bißchen Spaß, oder?« fragte Doris und preßte sich an ihn, um seine Erregung besser spüren zu können.
»Weiß Gott nicht«, rief Thomas, zog sie auf die Couch und riß ihr die Kleider vom Leib, erfüllt von ekstatischer Erregung und Erleichterung angesichts der Reaktion seines Körpers. Während er in sie hineinstieß, sagte er sich, daß das Problem, mit dem er gestern nacht konfrontiert worden war, in Cassi seine Ursache hatte, nicht in ihm. Er dachte gar nicht mehr daran, daß er ja heute noch eine Percodan nehmen
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