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Gottspieler

Gottspieler

Titel: Gottspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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aber immer der Hoffnung, das Problem könnte vielleicht von selbst verschwinden.«
    Die blauen Augen ihrer Schwiegermutter wurden kalt. »Thomas hat noch nie in seinem Leben Drogen genommen.«
    »Patricia, bitte verstehen Sie mich doch. Ich will nicht etwa an ihm herummäkeln. Ich mache mir Sorgen, und ich dachte, daß Sie mir vielleicht helfen könnten.«
    »Wenn Thomas meine Hilfe braucht, dann sollte er selbst kommen und mich darum bitten. Immerhin hat er Sie mir vorgezogen.«
    Patricia erhob sich. Soweit es sie betraf, war das kurze Tête-à-tête vorbei. Darum also geht es, dachte Cassi. Patricia war immer noch eifersüchtig, daß ihr kleiner Junge groß genug geworden war, sich eine Frau zu suchen.
    »Thomas hat mich Ihnen nicht vorgezogen, Patricia«, sagte Cassi ruhig. »Er war nur auf der Suche nach einer anderen Form der Beziehung.«
    »Wenn die Beziehung dermaßen anders ist, wo sind denn dann die Kinder?«
    Cassi spürte, wie ihre Willensstärke sich aufzulösen begann. Auf das Thema Kinder reagierte sie ausgesprochen sensibel und emotional, weil Frauen, die von klein auf an Diabetes litten, immer vor dem Risiko einer Schwangerschaft gewarntwurden. Sie blickte in ihre Teetasse und erkannte, daß sie gar nicht erst hätte herkommen sollen, um mit ihrer Schwiegermutter zu reden.
    »Es wird nie Kinder geben«, sagte Patricia und beantwortete damit ihre eigene Frage. »Und ich weiß auch, warum nicht. Wegen Ihrer Krankheit. Sie sollten wissen, daß es für Thomas eine Tragödie ist, kinderlos bleiben zu müssen. Und er hat mir erzählt, daß ihr in letzter Zeit in getrennten Betten schlaft.«
    Cassi hob den Kopf, entsetzt, daß Thomas Dritten derartig intime Details anvertraute. »Ich weiß, daß Thomas und ich unsere Probleme haben«, sagte sie. »Aber darum geht es jetzt nicht. Ich habe Angst, daß er an einer Droge namens Dexedrine hängt, und das wahrscheinlich schon eine ganze Weile. Obwohl er sie nur nimmt, um noch mehr arbeiten zu können, besteht die Gefahr, daß es ihm eines Tages schadet. Ihm und seinen Patienten.«
    »Wollen Sie behaupten, mein Sohn sei ein Süchtiger?« schnappte Patricia.
    »Nein«, antwortete Cassi, unfähig, sich genauer zu erklären.
    »Nun, das will ich auch hoffen«, sagte Patricia. »Eine Menge Leute nehmen hin und wieder eine Tablette. Und bei Thomas ist das ja wohl auch verständlich. Immerhin ist er aus seinem eigenen Bett vertrieben worden. Ich glaube, eure Beziehung ist das wahre Problem.«
    Cassi hatte nicht mehr die Kraft, sich zu wehren. Sie saß nur schweigend da und fragte sich, ob Patricia wohl recht haben mochte.
    »Außerdem bin ich der Meinung, Sie sollten jetzt gehen«, sagte Patricia und langte über den Tisch, um Cassis Tasse an sich zu nehmen.
    Ohne ein weiteres Wort stand Cassi auf, ging die Treppe hinunter und trat ins Freie.
    Patricia sammelte das Geschirr ein und trug es in die Küche.
    Sie hatte Thomas klarzumachen versucht, daß es ein Fehler wäre, das Mädchen zu heiraten. Wenn er nur auf sie gehört hätte.
    Wieder im Wohnzimmer, griff sie nach dem Telefon und rief bei Thomas in der Praxis an. Da er gerade unabkömmlich war, hinterließ sie, er möge so schnell wie möglich seine Mutter anrufen.
     
    Unpraktischerweise lagen Thomas Kingsleys Patienten über alle drei Stockwerke der chirurgischen Abteilung verstreut. Im Anschluß an die Große Konferenz hatte er den Fahrstuhl zum Achtzehnten genommen und sich dann hinuntergearbeitet. Normalerweise hielt er seine Samstagsvisiten vor der Konferenz und vor den Besuchsstunden ab, doch diesmal war er erst spät in die Klinik gekommen und verlor dementsprechend viel Zeit damit, besorgten Familien Trost zuzusprechen. Sie folgten ihm aus dem Zimmer und umringten ihn auf dem Flur, bis er ihnen das Wort abschnitt und sich dem nächsten Patienten widmen konnte, nur um wiederum von dessen Verwandten aufgehalten und mit Fragen überhäuft zu werden.
    Es war eine Erleichterung, als er endlich die Intensivstation erreichte, wo Besuch nur in Ausnahmefällen erlaubt war. Als er die Tür aufstieß, fiel ihm wieder der bedauerliche Zwischenfall mit George Sherman ein. Er war überrascht, enttäuscht von sich selbst – so verständlich seine Reaktion auch gewesen sein mochte.
    Auf der Intensivstation untersuchte er die drei Patienten, die er am Vortag operiert hatte. Alle drei waren in guter Verfassung und konnten bereits auf die künstliche Ernährung verzichten. EKG, Blutdruck und alle anderen Lebenszeichen waren

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