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Gottspieler

Gottspieler

Titel: Gottspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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mußte.
     
    Die Schwestern auf der chirurgischen Intensivstation wußten aus Erfahrung, daß Probleme, vor allem ernste Probleme, sich auf unheimliche Weise fortzupflanzen pflegten. Die Nacht hatte einen schlechten Anfang genommen, als kurz vor halb zwölf das Herz eines elfjährigen Mädchens, das am gleichenTag an der Milz operiert worden war, stillzustehen schien. Glücklicherweise hatte es seine Tätigkeit fast sofort wieder aufgenommen, so daß kein größerer Schaden entstanden war. Allerdings waren die Schwestern erstaunt gewesen, wie viele Ärzte auf ihren Notruf reagiert hatten. Zeitweise schienen sie geradezu übereinander zu stolpern.
    »Ich frage mich, was die alle um diese Zeit noch hier zu suchen haben«, meinte Andrea Bryant, die diensthabende Oberschwester. »Seit seiner Assistenzzeit habe ich Dr. Sherman am Samstagabend nicht mehr in der Klinik gesehen.«
    »Vielleicht müssen heute mehr Notfälle im OP versorgt werden als normalerweise«, sagte ihre Kollegin Trudy Bodanowitz.
    Andrea schüttelte den Kopf. »Ich habe erst vor kurzem mit der Nachtschwester dort gesprochen, und sie sagte, sie hätten nur zwei Notfälle, einen Herzinfarkt und eine gebrochene Hüfte.«
    »Dann weiß ich’s auch nicht«, sagte Trudy und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Möchtest du heute als erste Pause machen?«
    Die beiden Schwestern saßen im Kontrollraum und beschäftigten sich mit dem Papierkrieg, den der vorübergehende Herzstillstand mit sich gebracht hatte. Ihre Aufgabe bestand nicht darin, sich dem einen oder anderen bestimmten Patienten zu widmen, sondern den reibungslosen Ablauf der Stationsroutine zu gewährleisten und den Kontrollraum rund um die Uhr besetzt zu halten.
    »Ich bin nicht sicher, ob wir uns heute überhaupt eine Pause gönnen können«, sagte Andrea und ließ ihren Blick über den riesigen U-förmigen Kontrolltisch schweifen. »Sieh dir nur mal das Chaos hier an. Es gibt nichts Schlimmeres als einen Herzstillstand kurz nach Schichtwechsel.«
    Der Kontrollraum der Intensivstation konnte sich, was die komplizierte Elektronik betraf, durchaus mit dem Cockpit einer Boeing 747 messen. Ein Monitor neben dem anderen spielte den Schwestern die Herzstromkurven aller Patienten auf der Station vor. Die meisten darunter hatten einen gewissen Spielraum, so daß ein Alarm erst ausgelöst wurde, wenn die Werte sich zu weit von der Norm entfernten. Während sich die beiden Schwestern noch miteinander unterhielten, veränderte sich eine der EKG-Kurven. Kritische Minuten lang wurde die vorher regelmäßige Kurve immer sprunghafter, ohne daß sie es merkten. Dann ging der Alarm los.
    »Verdammter Mist«, sagte Trudy, während sie zu dem piepsenden Monitor hochblickte. Sie stand auf und gab dem Apparat einen Schlag mit der Hand, weil sie hoffte, daß es sich nur um ein elektronisches Versagen handelte. Sie starrte auf die anormale EKG-Kurve und schaltete auf eine andere Leitung, immer noch in der Hoffnung, der Alarm könnte auf einen technischen Fehler zurückzuführen sein.
    »Wer ist das?« fragte Andrea und spähte durch das Kontrollfenster, um zu sehen, ob eine der Schwestern hektische Betriebsamkeit entfaltete.
    »Harwick«, antwortete Trudy.
    Andreas Blick sprang rasch zu dem Bett des von Dr. Ballantine operierten Patienten. Es war keine Schwester da, die sich um ihn gekümmert hätte, aber das konnte durchaus mit rechten Dingen zugehen. Mr. Harwicks Zustand war über die letzten Wochen außergewöhnlich stabil gewesen.
    »Ruf den zuständigen Arzt«, sagte Trudy. Mr. Harwicks EKG wurde zusehends schwächer. »Sieh dir das an, gleich steht sein Herz still.« Sie deutete auf den Monitor, wo Mr. Harwicks EKG die typischen Veränderungen aufwies, die einem Herzstillstand vorausgehen.
    »Soll ich einen Notruf rausschicken?« fragte Andrea.
    Die beiden Frauen blickten sich an.
    »Dr. Ballantine hat extra gesagt ›keinen Notruf‹«, antwortete Trudy.
    »Ich weiß«, sagte Andrea.
    »Es macht mich immer ganz krank«, sagte Trudy und blickte wieder zu dem EKG-Monitor hinauf. »Ich wünschte, sie würden uns nicht in so eine Lage bringen. Es ist einfach nicht fair.«
    Während Trudy noch zu dem Schirm hinaufblickte, wurde die Herzstromkurve zu einer flachen Linie, nur noch gelegentlich von einem schwachen Piepston unterbrochen. Mr. Harwick war tot.
    »Ruf den zuständigen Arzt«, sagte Trudy wütend. Sie verließ den Kontrollraum und trat an Mr. Harwicks Bett. Der Respirator pumpte immer noch Luft in seine

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