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Gottspieler

Gottspieler

Titel: Gottspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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1000-Volt-Stoß durch den Körper gejagt. Anstelle der Augen hatte sie schwarze Löcher. Er brauchte einen Moment, bis er sich erinnern konnte, wer sie überhaupt war.
    »Ich gehe schon«, sagte Thomas und erhob sich taumelnd. Sein Kopf fühlte sich an wie ein Mühlstein.
    »Es steht in der Ecke beim Fenster«, sagte Doris und ließ sich wieder in die Kissen fallen.
    Thomas tastete sich an der Wand entlang, bis er die offene Tür zum Wohnzimmer erreicht hatte, wo das Fenster zur Straße mehr Licht hereinließ.
    »Dr. Kingsley, hier spricht Peter Figman«, sagte der diensthabende Arzt der Herzchirurgie, als Thomas abnahm. »Ich hoffe, ich störe Sie nicht, aber Sie hatten hinterlassen, daß man Sie informieren solle, wenn jemand in den OP kommt. Wir haben hier eine Stichwunde in der Brustgegend, die innerhalb der nächsten Stunde operiert wird.«
    Thomas lehnte sich gegen den kleinen Telefontisch. Die Kälte im Raum half ihm, sich zu orientieren. »Wie spät ist es?«
    »Kurz nach ein Uhr morgens.«
    »Danke. Ich bin in ein paar Minuten bei Ihnen.«
    Als Thomas aus dem Hauseingang trat, drang der eisige Dezemberwind ihm sofort bis auf die Knochen. Er schlug den Kragen hoch, zog den Kopf ein und trabte in Richtung Krankenhaus los. Alle paar Sekunden trieb ein Windstoß Papierfetzen und Staub auf ihn zu, und er mußte sich umdrehen und einige Schritte rückwärts gehen. Er war erleichtert, als er um die Ecke bog und den Gebäudekomplex des Boston Memorial sehen konnte.
    Als er sich dem Haupteingang näherte, passierte er die Parkgarage zur Linken. Die Betonhalle war dem Zugriff der Elemente offen preisgegeben. Tagsüber war sie bis auf den letzten Platz besetzt, jetzt hingegen fand sich nur hier und dort ein vereinzeltes Fahrzeug. Als er einen Blick zu seinem Porsche hinüberwarf, bemerkte er einen anderen bekannten Wagen: Der blaugrüne Mercedes 300 Turbo Diesel gehörte George Sherman!
    Thomas konsultierte seine Armbanduhr. Es war Viertel nach eins. Was hatte George um diese Zeit in der Klinik zu suchen?
    Er begab sich auf direktem Weg zum OP und zog sich um. Als er eine der OP-Schwestern traf, fragte er sie, ob George Sherman heute nacht einen Fall gehabt hätte.
    »Nicht daß ich wüßte«, sagte die Schwester. »Wir hatten hier die ganze Nacht keinen Brustfall, mit Ausnahme der Stichwunde, um die Sie sich gerade kümmern.«
    Vor Operationssaal 18 stand Peter Figman und wusch sich die Hände. Er war ein schlanker junger Mann mit einem Babygesicht, der aussah, als müßte er sich noch nicht einmal regelmäßig rasieren. Thomas hatte ihn schon mehrmals gesehen, aber noch nie mit ihm gearbeitet. Er stand in dem Ruf, intelligent zu sein, sichere Hände zu haben und seinen Beruf zu lieben.
    Sobald er Thomas erblickte, weihte er ihn in die Begleitumstände des Falls ein. Der Patient war während eines Hockeyspiels im Boston Garden niedergestochen worden, hielt sich aber gut, obwohl es anfangs in der Notaufnahme etwas Probleme mit dem Blutdruck gegeben hatte. Man hatte acht verschiedene Blutkonserven bereitgestellt, ihm aber noch keine gegeben. Die ursprüngliche Annahme, die Klinge könnte eine der Hauptschlagadern verletzt haben, hatte sich nicht bestätigt.
    Während Thomas dem Bericht lauschte, nahm er eine der grünen Gesichtsmasken aus der Schachtel in dem Regal über dem Waschbecken. Er zog die etwas altmodischeren Masken, die von einem Band im Nacken und einem hinter dem Kopf gehalten wurden, den neuen mit nur einem elastischen Band für den Hinterkopf vor. Heute nacht allerdings entglitt ihm immer wieder eins der beiden Bänder. Dann rutschte ihm die Maske selbst aus der Hand und fiel zu Boden. Thomas stieß einen lautlosen Fluch aus und griff nach einer anderen.
    Erstaunt stellte Peter Figman fest, daß die Hand seines älteren Kollegen zitterte. »Sind Sie in Ordnung, Dr. Kingsley?«
    Die Hand noch in der Schachtel, wandte Thomas Peter langsam den Kopf zu. »Was soll das heißen, ob ich in Ordnung bin?«
    »Ich dachte, vielleicht geht es Ihnen nicht gut«, meinte Peter eingeschüchtert.
    Thomas riß die Maske aus der Schachtel und nahm dabei noch eine weitere mit, die ins Waschbecken fiel. »Und was bringt Sie auf den Gedanken, es könnte mir vielleicht nicht gut gehen?«
    »Ich weiß nicht, nur so ein Gedanke eben«, antwortete Peter ausweichend. Er bereute es schon, überhaupt etwas gesagt zu haben.
    »Nur zu Ihrer Information, ich fühle mich hervorragend«, sagte Thomas und unternahm nicht den geringsten

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