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Gottspieler

Gottspieler

Titel: Gottspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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herausbrachte.
    »Ich glaube, ich weiß schon Bescheid«, sagte Patricia verächtlich. »Und ich muß sagen, es macht mich wütend. In seinen Sachen herumzuschnüffeln, während er in der Klinik um Menschenleben ringt! Was für eine Frau sind Sie eigentlich?«
    Patricias Frage hing in der Luft wie statische Elektrizität. Cassi versuchte gar nicht erst zu antworten. Sie hatte sich diese Frage in letzter Zeit selbst das eine oder andere Mal gestellt.
    »Ich denke, Sie sollten diesen Raum sofort verlassen«, verlangte Patricia Kingsley scharf.
    Cassi erhob keine Einwände. Mit gesenktem Kopf ging sie an ihrer Schwiegermutter vorbei und aus dem Zimmer. Patricia folgte ihr und schloß die Tür. Ohne einen Blick zurück stieg Cassi die Treppe hinunter und in die Küche. Sie hörte die Haustür ins Schloß fallen und nahm an, daß Patricia gegangen war. Natürlich würde sie Thomas erzählen, daß sie Cassi in seinem Arbeitszimmer entdeckt hatte. Es war unvermeidlich.
    Mit Abscheu betrachtete sie das Essen, das Harriet auf dem Herd stehengelassen hatte, aber sie wußte, daß sie eine gewisse Menge Kalorien zu sich nehmen mußte, um das Insulin in ihrem Körper auszubalancieren. Während sie die aufgewärmte Mahlzeit hinunterwürgte, beschloß sie, noch einmal ins Arbeitszimmer zu gehen und die Suche zu Ende zu bringen. Nachdem sie bereits ertappt worden war, hatte sie nichts mehr zu befürchten, außer vielleicht das Ergebnis.
    Natürlich bestand immer noch die Möglichkeit, daß Thomas plötzlich auftauchte, aber sie würde einfach auf das Motorengeräusch des Porsche achten. Um sich nicht noch einmal mit Patricia auseinandersetzen zu müssen, zog sie die schweren Vorhänge zu und benutzte eine Taschenlampe, wie ein richtiger Einbrecher. Sie fing gleich mit dem Schreibtisch an und arbeitete sich Schublade für Schublade voran. Es dauerte nicht lange. Schon in der zweiten Schublade von oben entdeckte sie in einer Briefpapierschachtel eine Sammlung von Tablettendöschen, einige davon waren leer, aber die meisten noch voll. Alle schienen vom selben Arzt verschrieben worden zu sein, einem gewissen Dr. Allan Baxter. Kein Verschreibungsdatum lag länger als drei Monate zurück.
    Außer dem Dexedrine fanden sich noch zwei andere Präparate, und Cassi steckte von jedem eine Pille ein. Dann arrangierte sie alles wieder so, wie sie es vorgefunden hatte, und schloß die Schublade. Sie schaltete die Taschenlampe aus, öffnete die Vorhänge und ging rasch in ihr Zimmer. Als sie ihr Chemie für Mediziner aufschlug und die Pillen mit den entsprechenden Abbildungen verglich, erkannte sie, daß ihr Verdacht berechtigt gewesen war. »O Gott!« entfuhr es ihr. Dexedrine gegen Übermüdung war eine Sache, aber Psychodrogen wie Percodan und Talwin etwas ganz anderes.
    Zum zweitenmal an diesem Tag brach Cassi in Tränen aus. Diesmal versuchte sie gar nicht erst, ihre Schluchzen zu unterdrücken. Sie warf sich aufs Bett und weinte hemmungslos.
     
    Trotz des Zwischenspiels mit Laura beschloß Thomas, das geplante Rendezvous mit Doris einzuhalten. Er fand es enttäuschend genug, daß der Patient, dessentwegen er in der Klinik geblieben war, bei der Herzkatheterisierung einen zweiten Infarkt erlitten hatte und nicht operiert werden konnte.
    Doris öffnete ihm im selben Moment, in dem er auf den Klingelknopf drückte. Als er den zweiten Stock erreicht hatte, sah er sie scheu den Kopf aus der Tür strecken. Als sie ihn eintreten ließ, begriff er, warum sie sich versteckt hatte. Sie trug ein durchsichtiges schwarzes Leibchen, das vorne verschnürt war und keilförmig zwischen ihren Beinen verschwand. Es bedeckte ungefähr die gleiche Fläche wie ein einteiliger Badeanzug.
    »Glenlivet mit Perrier«, sagte sie, reichte ihm ein volles Glas und preßte sich an ihn, ehe er auch nur die Zeit gefunden hatte, seinen Mantel abzulegen.
    Als Doris sich in die Küche zurückzog, rief Thomas die Telefonvermittlung des Memorial an. Er hinterließ die Nummer, unter der er zu erreichen war, und erklärte, daß sie ausschließlich für den diensthabenden Arzt in der Herzchirurgie bestimmt sei. Sie durfte auf keinen Fall jemand anderem gegeben werden, und wenn eine Frage auftauchte, sollte der Diensthabende persönlich anrufen.

 
6
     
    »Ich muß los«, meinte Clark Reardon. »Meine Alte hat mir gesagt, ich sollte nicht wieder so spät kommen.«
    »Tja, war schön, dich zu sehen, Mann«, sagte Jeoffry. »Danke, daß du gekommen bist. Weiß das wirklich zu

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