Gourrama: Ein Roman aus der Fremdenlegion
sie laut und aufgeregt. Das Lächeln des Alten zog sich tief in die Wangen, er deutete mit der Hand auf die Matte. Auch Lös wollte höflich sein. Er zog die Schuhe aus, rollte die Wadenbinden ab und setzte alles ordentlich an den Rand des Daches. Dann setzte er sich neben den Alten.
Dieser zog aus seinem groben Wollmantel eine fingerhutgroße Pfeife aus rotem Ton und füllte sie mit einem feingepulverten graugrünen Kraut. Er rief etwas ins Zimmer. Zeno kam mit einem zerbeulten Blechbecken zurück, das mit Glut gefüllt war. Eine Teekanne stand darauf, aus weißem Metall, mit grob eingeritzten Ornamenten. Der Alte legte eine Kohle auf die Pfeife, zog einen Zug tief in die Lunge und gab sie weiter an den Gast. Der folgte dem Beispiel. Der Rauch schmeckte scharf und duftend, so wie Tabak manchmal schmeckt an einem qualmenden Feuer.
Lös hatte schon früher Kif geraucht, in Bel-Abbés bei seinem Freund, dem großen Mulatten. Doch der Kif des Alten dünkte ihn stärker und würziger. Der Duft weiter Ebenen war in ihm und das schwere Licht eines heißen Tages.
Nach zwei Zügen war die Pfeife leergebrannt. »Sachar«, sagte Lös und gab sie zurück. Er hatte sich dieses Dankeswort gemerkt, ob seines Klanges, der an Sacharin erinnerte.
Die Terrasse lag neben der weiten Ebene, in der, ferne, der weiße Posten schimmerte. Im Rücken der Sitzenden stieg das Dorf stufenförmig an. Und die Ebene dehnte sich bis an die Berge, die ein zitterndes süßliches Violett bedeckte. Langsam wurden die Bäume schwärzer, die den Oued einfaßten.
Der Alte hatte die Hände auf die Knie gelegt. Manchmal hob er die Tasse zum Munde, die dicke zersprungene Tasse, hob sie zum Munde mit anmutiger Geste, und sein Schlürfen trommelte sanft durch die Stille.
Der Tee war sehr süß und mit Minze gewürzt.
Da kam Zeno zurück mit einem flachen Korbteller, geflochten aus dünnen hellen Weidenzweigen. Sie streute Mehl darauf, träufelte Wasser dazu und begann den Teller zu schütteln. »Kuskus«, erklärte sie und der Alte nickte.
Das Mehl ballte sich zu groben Körnern, nicht größer als Stecknadelköpfe. Einen eisernen Topf setzte Zeno auf die Glut, zur Hälfte gefüllt mit Wasser. Und fünfmal schüttete sie das körnig geballte Mehl in ein unten spitz zulaufendes Tongefäß, das wie ein Sieb durchlöchert war. Dieser Tontrichter wurde in den Hals des Eisentopfes gesetzt, damit der Dampf die Mehlkörner garkoche.
In das leise Summen des Dampfes scholl plötzlich, ganz aus der Nähe, von einer unbekannten Höhe herab, ein langgezogener hoher Ruf. Der Ruf zersplitterte in viele Worte, die sich folgten und überstürzten, immer in der gleichen Tonlage. Dazwischen sank die Stimme unerwartet fast um eine ganze Oktave, um gleich wieder zu ihrer früheren Höhe aufzuschnellen.
Schweigend erhob sich der Alte, nahm den rauhen Mantel von den Schultern und legte ihn auf den Boden; er stand nun da in einem ärmellosen Hemd, das bis zur Mitte der Waden reichte. Dann neigte er sich, richtete sich auf, kniete hin, berührte den Boden mit der Stirn, ausgestreckt, die Arme und die Hände flach auf den Steinfliesen, und dazu raschelte leise seine Stimme. Es klang, wie wenn der Wind mit verkohltem Papier spielt.
Kaum aber war die springende Stimme des Unsichtbaren verstummt, da saß der Alte wieder auf seinem Platz, eingehüllt in seinen Wollmantel, und gab Zeno laute Befehle.
Der Kuskus wurde auf eine Holzschüssel geleert, die mit einer dicken Schicht stark riechenden Fettes bedeckt war. Dann goß Zeno eine farbige Brühe über das Ganze, in der Hühnerknochen und gekochte Pfefferfrüchte schwammen. Der Alte mischte nun alles mit pflügenden Händen, schlenkerte sie in der Luft, um sie abzukühlen. Ungewohnt und fremd, wie die Haut des Mädchens, schmeckte auch die Speise. Mit langen vorsichtigen Fingern knetete der Alte kleine Kugeln und schob sie dem Gast in den Mund. Lös aß, denn er hatte Hunger. Und je vertrauter ihm der Geschmack dieser Speise wurde, desto stärker wuchs in ihm die Sehnsucht nach dem Körper des Mädchens, das neben ihm saß und sich an ihn lehnte. Auch sie formte Kugeln mit den kleinen Fingern und steckte sie dem Freund in den Mund. Und die Farbe der verknitterten kleinen Hände erinnerte ihn an die Farbe der Haut, an ihren Geruch und an ihren salzigen Geschmack.
Hernach gab es gepreßte harte Datteln und wieder Tee.
Der Vater hatte die kleine Pfeife angezündet. Als Lös die Hand danach ausstreckte, sprach ihm der Alte
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