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Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman

Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman

Titel: Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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hinreißen lassen, er mußte seine ganze schlaue Beredsamkeit aufbieten, sie zu halten.
    Von neuem, stürmisch und ausführlich, entschuldigte er sich. Alle jetzt zerrten und zögen an ihm: die madrilenischen Freigeister und die bornierten Granden und fanatischen Ultramontanen, Frankreich und Portugal. Und der pöbelhafte Bürger Truguet und der kalte, kleinliche, fuchsschlaue Talleyrand hätten keinen Sinn für seine verfeinerten, wahrhaft staatsmännischenLösungen. Er stehe ganz allein. Der einzige, der ihn begreife, der General Bonaparte, kämpfe irgendwo in Ägypten. Kein Wunder, daß einer unter solchen Umständen auf Minuten den Verstand verliere. »Ich habe Strafe verdient«, gab er zu. »Aber so hart bestrafen dürfen Sie mich nicht, Señora. So hart bestrafen darfst du mich nicht, Pepa«, und er ergriff ihre Hand.
    Sie entzog sie ihm ohne Heftigkeit. Das Leben in Madrid, erklärte sie, befriedige sie nicht. Lange sei er, Manuel, ihr Trost gewesen. Seine Stärke, seine stürmische Liebenswürdigkeit habe sie verführt. Sie habe geglaubt, er sei ein Majo und ein Grande in einem. Nun aber habe auch er sie enttäuscht. Sie habe in Madrid nichts mehr zu suchen.
    Ihre romantische Trauer machte ihm Eindruck. Er könne sie nicht fortlassen aus Madrid, versicherte er feurig. Wenn sie gehe, werde auch er sein Amt hinwerfen und sich zurückziehen, um auf einem seiner Güter seinem Kummer und der Philosophie zu leben. »Um Spaniens willen müssen Sie bei mir bleiben, Señora!« rief er. »Sie sind das einzige Glück in meinem schweren Leben. Ohne Sie kann ich mir mein bürdenreiches Dasein nicht vorstellen.«
    Sie hielt ihm das weiße Gesicht zugekehrt, ihn anblickend auf ihre seltsam schamlose Art. Dann, langsam, mit der trägen, vollen Stimme, die ihm ins Blut ging, erwiderte sie: »Wenn dem so ist, Don Manuel, dann, bitte, sagen Sie das nicht nur mir, sondern zeigen Sie es der Welt. Ich habe mich lange genug darein gefügt, Ihre Mätresse zu sein. Ihrer Gemahlin hätten Sie jenen Schimpf nicht angetan. Ich darf verlangen, daß Sie sich offen zu mir bekennen.«
    Er erschrak. Heiraten! Pepa heiraten! Alle bösen spanischen Sprichwörter gingen ihm durch den Kopf: »Antes de casar, ten casas en qué morar – Bevor du dich beweibst, sorg selbst erst, wo du bleibst.« Und: »Wer aus Liebe heiratet, krepiert aus Wut.« Aber er wollte nicht Gefahr laufen, ein zweites Mal unverrichteterdinge abzuziehen.
    Alle die Monate hindurch, erklärte er, habe er sich mit derAbsicht getragen, sie um ihre Hand zu bitten. Aber eine solche Heirat bedeute Schwierigkeiten mit Doña María Luisa, bedeute seine Entlassung, bedeute Gefahr für Spanien. Denn keiner außer ihm könne das seiltänzerische Spiel zwischen Portugal und Frankreich mit Erfolg zu Ende führen. »Wenn ich meinem Herzen folge, Señora, und Sie heirate«, schloß er, »so bedeutet das Krieg entweder mit Portugal oder mit Frankreich.« Pepa, ihm unverwandt ins Gesicht schauend, sagte trocken: »Wahrscheinlich haben Sie recht. Und darum: leben Sie wohl.«
    Er mußte einen Ausweg finden. »Laß mir Zeit, Pepa!« bat er inständig. »Laß mir kurze Zeit!«
    »Drei Tage«, sagte sie.
    Am dritten Tag erklärte er, er habe die Lösung gefunden. Er werde sie heiraten, doch müsse diese Heirat vorläufig geheim bleiben. Sowie er indes eine Entscheidung der portugiesischen Frage herbeigeführt habe, werde er, die Gefahr der königlichen Ungnade auf sich nehmend, dem Reich und der Welt von seiner Ehe Mitteilung machen.
    Pepa willigte ein.
    Ein alter, ehrwürdiger Priester wurde aufgetrieben, ein gewisser Padre Celestinos aus Badajoz. Der Padre, der gerne kleine politische Intrigen zettelte, war mit Freuden bereit, seinem allmächtigen Landsmann einen Dienst zu leisten.
    In dem Stadtpalais des Fürsten,
    In der Hauskapelle, fand die
    Trauung statt, bei Nacht, nicht viele
    Lichter brannten; sehr romantisch
    War’s, recht nach dem Sinne Pepas.
    Zeugen waren Don Miguel und
    Die Dueña. Einen Eidschwur
    Ließ der Padre alle leisten,
    Sie verpflichtend, streng zu schweigen
    Und von dieser Trauung keinem
    Menschen zu erzählen, sei’s wer
    Immer.

3
    Die Königin, als sie das Gerücht hörte, der Príncipe de la Paz habe Señora Tudó geheiratet, überließ sich ungehemmter Wut. Sie hatte diesen Lumpen aus dem untersten Dreck herausgefischt und zum ersten Manne des Reiches gemacht, und jetzt verschrieb er sich mit Haut und Haaren dieser Hure! Ihr, diesem hirnlosen Stück fetten

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