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Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman

Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman

Titel: Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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eingeräumt hatte, war das Agustín als ein Beweis neuer, enger Freundschaft erschienen. Doch seine Freude hatte kurzen Bestand gehabt. Seit Wochen nun hatte ihm Goya keine Gelegenheit gegeben zu freundschaftlicher Aussprache, und auch jetzt, da er ihn so dringend brauchte, war er nicht da. Langsam richtete sich sein ganzer Groll gegen Francisco.
    Er wußte, daß diesen nichts mehr aufbrachte, als wenn man ihn in der Ermita störte. Er lief in die Ermita.
    Goya, als Agustín eintrat, schob ärgerlich die Platte, an der er arbeitete, so, daß Agustín nichts sehen konnte. »Stör ich dich?« fragte dieser, sehr laut. »Was hast du gesagt?« fragte zornig Goya und hielt ihm den Schreibblock hin. »Stör ich dich?« schrieb voll gesteigerten Ingrimms Agustín. »Ja!« antwortete donnernd Francisco, und: »Was ist denn los?« fragte er. »Manuel hat das Edikt widerrufen!« berichtete empört und sehr deutlich Agustín. »Welches Edikt?« fragte Goya. Nun aber hielt sich Agustín nicht länger. »Das weißt du ganz genau!« schrie er. »Und du trägst dein gut Teil Schuld daran!« – »Du Narr, du Trottel, du Esel im Quadrat!« sagte gefährlich leise Francisco. Dann aber fing auch er zu schreien an. »Und damit wagst du mich zu stören!« schrie er. »Hätte ich das nicht ebensogut heute abend erfahren können? Was stellst du dir denn vor? Glaubst du, ich werde jetzt schnurstracks hinlaufen und Don Manuel niederstechen? Oder was?« – »Schrei nicht so!« sagte böse Agustín. »So dummes, gefährliches Zeug schreist du auch noch aus mit voller Lunge.« Und erschrieb ihm auf: »Dieses Haus hat dünne Wände. Du brauchst nicht noch mehr Anzeigen gegen dich zu provozieren.« Und gedämpft, bitter und deutlich sprach er weiter: »Da hockst du und machst deinen privaten Kram. Und wenn ein Freund zu dir rennt, weil ihm das Herz überläuft, dann schreist du ihn an, er soll dich in Ruh lassen! Was hast du denn gemacht in all der Zeit, während sie Spanien hinuntergedrückt haben in die stinkende Nacht? Den Manuel hast du gemalt, den Führer der Verbrecher, als Cäsar und Alexander und Friedrich in einem. Das war alles, was du zu sagen hattest. Francisco! Mensch! Bist du denn ganz verschlammt und verwest?«
    »Schrei nicht so«, erwiderte gelassen Goya. »Hast du nicht gerade selber konstatiert, was für dünne Wände das Haus hat?« Er war vollständig ruhig geworden. Beinah erheiterte es ihn, wie sich Agustín abzappelte. Gab es einen zweiten, der in diesen bittern Monaten die Not des Reiches so finster klar gesehen hatte wie er, Francisco Goya? Gab es einen zweiten, der sie sichtbar gemacht hatte? Und da, im Bereich der Caprichos, stand dieser wackere Agustín und geiferte ihn an ob seiner Blindheit, Trägheit, harten Haut.
    »Mir bewegt es jetzt noch das Herz«, belferte und schollerte Agustín weiter, »wenn ich an Jovellanos denke, wie er dir zugeredet hat: ›Spanien, Spanien! Arbeiten Sie für Spanien! Malen Sie für Spanien!‹ Schon um deiner Kunst willen hättest du die Augen nicht zumachen dürfen. Aber dir liegt nur an dir selber. Der Herr Erste Maler hat Rücksichten zu nehmen. Seine Exzellenz dürfen nichts riskieren, was das gutgekleidete Gesindel verstimmen könnte. So was von Domestikenhaftigkeit! So was von Knechtschaffenheit! Qué vergüenza!«
    Francisco blieb ruhig, ja, er lächelte. Das brachte Agustín noch mehr auf. »Natürlich ist die Frau an allem schuld«, sagte er. »Für sie hast du was riskiert, und damit hast du deine Courage bewiesen, und jetzt verliegst du dich bei ihr. Und zuckst lächelnd die Achseln über das, was ein Jovellanos dir sagt, und treibst Firlefanz, während Spanien vor die Hunde geht.«
    Goya hörte aus Agustíns Anklagen dessen hilflose Wut heraus über Doña Lucía. »Du trauriger Narr«, sagte er, beinahe mitleidig. »Du ewiger Student. Von Kunst hast du einen Schimmer, aber von Welt und Menschen und von mir verstehst du einen Dreck. Da bildest du dir ein, ich bin hier faul herumgehockt in diesen ganzen Monaten, stolz, brütend über mein romantisches Gemüt. Nein, du Siebengescheiter, du Seelenkenner! Was ich hier getrieben habe, war anderes.« Und er sperrte die Truhe auf und holte heraus einen Haufen Zeichnungen und einen Haufen Radierungen und stapelte sie vor Agustín hin.
    Dem wühlte Goyas Hohn das Innere auf. Aber die Gier, vor Augen zu bekommen, was Francisco alle die Zeit her gemacht hatte, war heißer als die Kränkung.
    Da saß er nun und schaute. Und wild und

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