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Grab im Wald

Grab im Wald

Titel: Grab im Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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dass die Namen ihrer Vergewaltiger Cal und Jim lauten.«
    »Das hat nichts zu bedeuten«, sagte ich.
    »Na ja, wissen Sie, mein Süßer – und hören Sie gut zu, weil das für Ihren Fall sehr wichtig werden könnte –, unsere Mandanten heißen Barry Marantz und Edward Jenrette. Nicht Cal und Jim. Barry und Edward. Wollen wir die Namen jetzt mal alle zusammen sagen? Kommen Sie, wir schaffen das. Also: Barry und Edward. Klingt das auch nur im Entferntesten wie Cal und Jim?«
    Mort Pubin übernahm die Beantwortung der Frage. Er grinste und sagte: »Nein, das tut es nicht, Flair.«
    Ich schwieg.
    »Und wissen Sie, was das Beste daran ist? Es ist die Aussage Ihres angeblichen Opfers«, fuhr Flair fort. »Das ist doch wirklich ganz wunderbar, finden Sie nicht? Warten Sie, ich suche es eben raus. Ich lese es einfach wahnsinnig gerne. Mort, hast du es? Moment, hier ist es.«
    Flair hatte zum Lesen eine Halbbrille aufgesetzt. Er räusperte sich und las mit verstellter Stimme: »Die beiden Jungs, die das gemacht haben, heißen Cal und Jim.«
    Er senkte den Zettel und sah mich an, als erwartete er Applaus.
    Ich sagte: »In ihrer Vagina wurde Sperma von Barry Marantz gefunden.«
    »Oh, ja, aber der junge Barry – er ist übrigens ein hübscher Junge, und wir wissen beide, wie wichtig das in einer Verhandlung ist – gibt zu, dass er am frühen Abend einvernehmlichen
Sex mit Ihrer eifrigen, jungen Miss Johnson hatte. Wir alle wissen, dass Chamique bei ihnen im Verbindungshaus war – das ist doch unstrittig, oder?«
    Mir gefiel das nicht, trotzdem sagte ich: »Ja, das ist unstrittig.«
    »Eigentlich waren wir uns sogar schon insoweit einig, dass Chamique Johnson dort eine Woche vorher als Stripperin aufgetreten ist.«
    »Als Erotiktänzerin«, korrigierte ich.
    Er sah mich nur an. »Und dann ist sie wiedergekommen. Ohne dass Geld den Besitzer gewechselt hat. Auch darin stimmen wir doch überein, oder?« Er wartete nicht auf eine Antwort. »Und ich kann Ihnen fünf oder sechs Studenten bringen, die bestätigen, dass sie sehr nett zu Barry gewesen ist. Ach, kommen Sie, Cope. Sie machen das doch auch nicht zum ersten Mal. Sie ist Stripperin. Sie ist minderjährig. Sie hat sich in eine Burschenschaftsparty eingeschlichen. Sie hat mit einem hübschen, reichen Jungen geschlafen. Und hinterher hat er, was weiß ich, sie nicht angerufen oder ignoriert oder sonst was. Und da ist sie dann sauer geworden.«
    »Und hat jede Menge blaue Flecken«, sagte ich.
    Mort schlug mit der Faust auf den Tisch. »Die will doch nur groß abkassieren«, sagte er.
    Flair sagte: »Jetzt nicht, Mort.«
    »Scheiß drauf. Wir wissen doch alle, was da läuft. Sie verklagt die Jungs, weil die reich sind.« Mort starrte mich an. »Sie wissen doch ganz genau, dass die Nutte schon vorbestraft ist, oder? Chamique … «, er dehnte ihren Namen spöttisch aus, was mich maßlos ärgerte, »… hat sich auch schon einen Anwalt besorgt. Sie will die Jungs ausnehmen. Das ist nur ein großer Zahltag für das Miststück. Weiter nichts. Nur ein riesengroßer Scheiß-Zahltag.«
    »Mort?«, sagte ich.

    »Was ist?«
    »Sie sollen still sein, wenn Erwachsene sich unterhalten.«
    Mort grinste höhnisch. »Und Sie sind auch nicht besser, Cope.«
    Ich wartete.
    »Sie haben auch nur deshalb Klage erhoben, weil die Beschuldigten reich sind. Und das wissen Sie ganz genau. Sie reizen dieses Armes-Opfer-reiche-Täter-Spielchen in den Medien voll aus. Und jetzt behaupten Sie nicht, dass das nicht stimmt. Wissen Sie, was mich daran so ankotzt? Wissen Sie, was mir dabei echt auf den Sack geht?«
    Heute Morgen waren es noch die Eier, jetzt der Sack. Das war ein großer Tag für mich.
    »Verraten Sie es mir, Mort.«
    »Es ist gesellschaftlich akzeptiert«, sagte er.
    »Was?«
    »Der Hass auf die Reichen.« Mort hob empört die Hände. »Man hört das überall. ›Ich hasse ihn, weil er so reich ist.‹ Sie brauchen sich nur Enron und diese ganzen Skandale angucken. Das Vorurteil, dass reiche Menschen hassenswert sind, wird immer weiter geschürt. Wenn ich jetzt sagen würde, ›Hey, ich hasse die Armen‹, dann würde man mich am nächsten Baum aufknüpfen. Aber die Reichen beschimpfen? Das steht jedem frei. Die Reichen hassen darf jeder.«
    Ich sah ihn an. »Sie könnten vielleicht einen Förderverein gründen.«
    »Sie können mich mal, Cope.«
    »Nein, ehrlich. Donald Trump, die Manager von Halliburton, die Welt war einfach nicht fair zu ihnen. Ein Förderverein. Die brauchen

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