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Grabesgrün

Grabesgrün

Titel: Grabesgrün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tana French
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Ausgrabungsstätten ausgehen, kann er unter seinem Vordersitz weitermachen.«

    Ich knallte die Tür hinter mir zu, sagte in die Kamera: »Detective Ryan betritt den Verhörraum«, und fing an, die Pizzareste vom Tisch zu räumen. »Das war eben die Technik«, sagte ich zu Cassie. »Unsere Beweismittel sind wasserdicht. Damien, sind Sie hiermit fertig?« Ich warf das ananaslose Pizzastück wieder in den Karton, ehe er antworten konnte.
    »Das hört man gern«, sagte Cassie, nahm eine Serviette und wischte damit rasch den Tisch ab. »Damien, brauchen Sie noch irgendwas, bevor wir uns wieder an die Arbeit machen?«
    Damien glotzte, schien nicht mehr ganz mitzukommen, schüttelte schließlich den Kopf.
    »Wunderbar«, sagte ich, schob den Pizzakarton in eine Ecke und setzte mich. »Dann wollen wir Sie zunächst mal darüber informieren, was wir heute herausgefunden haben. Was glauben Sie, warum wir euch vier heute hierhergebracht haben?«
    »Wegen der Kleinen«, sagte er kraftlos. »Katy Devlin.«
    »Ja, sicher. Aber was glauben Sie, warum wir nur mit euch vier sprechen wollten? Warum nicht mit den anderen vom Team?«
    »Sie haben gesagt ...« Damien deutete mit der 7-Up-Dose auf Cassie. Er hielt sie mit beiden Händen umfasst, als hätte er Angst, ich könnte sie ihm wegnehmen. »Sie haben nach den Schlüsseln gefragt. Wer Schlüssel zu den Schuppen hat.«
    »Ganz genau«, sagte Cassie und nickte zustimmend. »Gut kombiniert.«
    »Haben Sie, ähm ...?« Er schluckte. »Haben Sie, ähm, irgendwas gefunden, in einem von den Schuppen?«
    »Allerdings«, sagte ich. »Genau genommen haben wir in zwei Schuppen was gefunden. Wir können natürlich keine Einzelheiten verraten, aber es läuft auf Folgendes hinaus: Wir haben Beweise, dass Katy im Fundschuppen getötet wurde, Montagnacht, und bis Dienstag im Geräteschuppen versteckt. Die Schlösser beider Schuppen wurden nicht aufgebrochen. Was glauben Sie, bedeutet das?«
    »Keine Ahnung«, sagte Damien.
    »Es bedeutet, dass wir jemanden suchen, der einen Schlüssel hatte. Also Mark, Dr. Hunt oder Sie. Und Hunt hat ein Alibi.«
    Damien hob tatsächlich halb die Hand, als wäre er in der Schule. »Ähm, ich auch. Ich meine, ich hab auch ein Alibi.«
    Er blickte uns hoffnungsvoll an, aber wir schüttelten beide den Kopf. »Tut mir leid«, sagte Cassie. »Ihre Mutter hat in der fraglichen Zeit geschlafen. Sie kann nicht bestätigen, dass Sie die ganze Zeit zu Hause waren. Und überhaupt, Mütter ...« Sie zuckte die Achseln, lächelte. »Ich meine, ich bin sicher, Ihre Mummy ist eine ehrliche Haut, aber in der Regel sagen Mütter alles, um ihre Kinder vor Ärger zu bewahren. Gott mag sie dafür lieben, aber es bedeutet, dass wir uns bei einer so wichtigen Sache nicht auf ihr Wort verlassen können.«
    »Mark hat das gleiche Problem«, sagte ich. »Mel sagt, sie war bei ihm, aber sie ist seine Freundin, und Freundinnen sind nicht viel zuverlässiger als Mütter. Ein bisschen, aber nicht viel. Deshalb sind wir alle hier.«
    »Und wenn Sie uns irgendwas zu sagen haben, Damien«, sagte Cassie sanft, »dann sollten Sie es jetzt tun.«
    Schweigen. Er trank einen Schluck und blickte uns an, die klaren blauen Augen ganz verwirrt, dann schüttelte er den Kopf.
    »Okay«, sagte ich. »Meinetwegen. Ich möchte Ihnen was zeigen, Damien.« Ich suchte übertrieben umständlich in der Akte herum – Damiens Augen folgten ängstlich meiner Hand – und holte schließlich einen Stoß Fotos hervor. Ich breitete sie vor ihm aus, nacheinander, sah mir jedes länger an, ehe ich es hinlegte, ließ ihn warten.
    »Katy und ihre Schwestern, letztes Jahr Weihnachten«, sagte ich. Plastikbaum, grell mit roten und grünen Lichtern; Rosalind in einem blauen Samtkleid in der Mitte, wie sie schelmisch in die Kamera lächelt, die Arme um die Zwillinge gelegt; Katy, kerzengerade und lachend, die mit einer weißen Jacke aus Schaffellimitat wedelt, und Jessica, die unsicher auf eine beigefarbene hinablächelt, wie ein unheimliches Spiegelbild. Unbewusst lächelte auch Damien.
    »Katy auf einem Picknick mit der Familie, vor zwei Monaten.« Der Schnappschuss mit dem grünen Rasen und dem Sandwich.
    »Sie sieht glücklich aus, nicht wahr?«, sagte Cassie neben mir. »Sie wollte bald auf die Ballettschule, für sie fing alles gerade an ... Schön zu wissen, dass sie glücklich war, bevor ...«
    Ein Polaroidfoto vom Fundort: eine Ganzkörperaufnahme von ihr auf dem Altarstein. »Katy, nachdem Sie sie gefunden haben.

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