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Grabesgrün

Grabesgrün

Titel: Grabesgrün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tana French
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Dadurch hatte ich was zusammengespart, und wir konnten ein ganzes Wochenende zusammen verbringen. Wir sind mit dem Zug nach Donegal und haben in so einem kleinen B&B gewohnt. Wir haben uns als – Ehepaar angemeldet. Rosalind hatte ihren Eltern erzählt, sie würde das Wochenende bei Karen verbringen, um mit ihr für die Abschlussklausuren zu lernen.«
    »Und was ist dann falsch gelaufen?«, fragte Cassie, und ich hörte wieder die Anspannung in ihrer Stimme. »Hat Katy das mit Ihnen beiden rausgefunden?«
    Damien blickte verblüfft auf. »Wie? Nein, nein. Wir waren sehr vorsichtig.«
    »Was denn dann? Hat sie Rosalind geärgert? Kleine Schwestern können ganz schön nervig sein.«
    »Nein –«
    »War Rosalind eifersüchtig, weil Katy so viel Aufmerksamkeit bekam? Was?«
    »Nein! So ist Rosalind nicht – sie hat sich gefreut für Katy! Und ich würde doch niemanden töten , nur weil ... Ich bin – ich bin doch nicht verrückt!«
    »Und gewalttätig sind Sie auch nicht«, sagte Sam und klatschte einen weiteren Stapel Blätter vor Damien auf den Tisch. »Das sind Zeugenaussagen über Sie. Ihre Lehrer erinnern sich, dass Sie nie bei irgendwelchen Prügeleien mitgemacht haben. Würden Sie das bestätigen?«
    »Kann sein, ja, ich –«
    »Ging es Ihnen um den Kick?«, fiel Cassie ihm ins Wort. »Wollten Sie sehen, wie es ist, einen Menschen zu töten?«
    » Nein! Was wollen Sie –«
    Sam sprang auf, war mit einem Satz bei Damien und rückte ihm ganz nah auf die Pelle. »Ihre Kollegen sagen, George McMahon hat Sie dauernd geärgert, genau wie alle anderen auch, aber Sie sind einer der wenigen, die nie bei ihm ausgerastet sind. Also, was hat Sie so wütend gemacht, dass Sie ein kleines Mädchen umgebracht haben, das Ihnen absolut nichts getan hatte?«
    Damien ließ die Schultern hängen, senkte das Kinn auf die Brust und schüttelte den Kopf. Sie waren zu schnell vorgegangen, zu hart; sie verloren ihn.
    »He. Schauen Sie mich an.« Sam schnippte vor Damiens Gesicht mit den Fingern. »Sehe ich etwa aus wie Ihre Mummy?«
    »Was? Nein –« Aber damit hatte er nicht gerechnet. Seine Augen, wild und kläglich, blickten wieder auf.
    »Gut beobachtet. Weil ich nämlich nicht Ihre Mummy bin, und hier geht es nicht um irgendeine harmlose Kleinigkeit, die von allein weggeht, wenn Sie lang genug schmollen. Die Sache ist verdammt ernst. Sie haben ein unschuldiges kleines Mädchen mitten in der Nacht aus dem Haus gelockt, mit einem Stein auf sie eingeschlagen, sie mit einem Plastikbeutel erstickt und ihr beim Sterben zugesehen, dann haben Sie auch noch den Griff einer Kelle in sie hineingeschoben« – Damien verzog das Gesicht – »und jetzt erzählen Sie uns, das hätten Sie ohne jeden Grund getan. Wollen Sie das auch dem Richter erzählen? Was glauben Sie wohl, was der Ihnen für eine Strafe aufbrummt?«
    »Sie kapieren das nicht!«, rief Damien. Seine Stimme schnappte über wie bei einem Dreizehnjährigen.
    »Das weiß ich, aber ich würd’s gern kapieren. Helfen Sie mir, es zu kapieren, Damien.« Cassie hatte sich vorgebeugt, hielt seine beiden Hände fest, zwang ihn, sie anzuschauen.
    »Sie verstehen gar nichts! Ein unschuldiges kleines Mädchen? Alle haben Katy für eine Heilige gehalten – aber das war sie nicht! Nur weil sie ein Kind war, heißt das noch lange nicht, dass sie ... Sie würden nicht glauben, was sie so alles gemacht hat.«
    »Doch«, sagte Cassie leise und drängend. »Egal was Sie erzählen, Damien, ich habe in diesem Job schon Schlimmeres erlebt. Ich werde Ihnen glauben. Verlassen Sie sich drauf.«
    Damien war hochrot im Gesicht, und seine Hände zitterten in denen von Cassie. »Sie hat ihren Dad immer gegen Rosalind und Jessica aufgehetzt. Ständig, sie hatten immerzu Angst. Sie hat einfach irgendwas erfunden und ihm erzählt – Rosalind wäre gemein zu ihr gewesen oder Jessica hätte Sachen von ihr genommen oder so –, und davon war nichts wahr, sie hat alles nur erfunden, und er hat ihr immer geglaubt. Einmal hat Rosalind ihm gesagt, dass das alles gar nicht stimmte, sie wollte Jessica schützen, aber er, er hat ...«
    »Was hat er getan?«
    »Er hat sie beide geschlagen!«, brüllte Damien. Sein Kopf fuhr hoch, und seine Augen bohrten sich in Cassies. »Er hat sie verprügelt. Rosalind hatte einen Schädelbruch, weil er mit einem Schürhaken auf sie eingedroschen hat. Und Jessica hat er gegen eine Wand geschleudert, und sie hat sich den Arm gebrochen, er, Mann, er hat es mit ihnen gemacht , und

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