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Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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behaupten, dass er in der Lage sein wird, das alles sofort zu schaffen – zuerst muss er sich von der Operation erholen und sich an die Veränderung seines Körpers gewöhnen. Er wird Schmerzen haben und eine Zeit lang brauchen, um sich an die Benutzung seiner Prothese zu gewöhnen. Ich möchte nicht, dass Sie glauben, ich würde irgendetwas davon bagatellisieren. Den Rest überlasse ich Jo, aber wie gesagt, wenn jemand von Ihnen Fragen hat, rufen Sie mich einfach an.«
    »Vielleicht wäre es das Beste, jetzt zu Ben hineinzugehen, bevor er wieder einschläft«, sagte Jo, als Dr. Riley ging. »Dann können wir uns später unterhalten, wenn Sie wollen.«
    Ich nahm den Stapel Prüfungshefte, und wir folgten ihr den Flur hinunter.
    Er war eingeschlafen, wachte aber auf, als wir hereinkamen, und rang sich ein Lächeln für uns ab. »Sie haben also unsere große Journalistin und ihre Entourage gefunden«, sagte er zu Jo.
    »Wie fühlen Sie sich?«, fragte ich ihn.
    »Ich bin so voller Morphium, dass ich nicht viel spüre«, antwortete er schläfrig. »Und wie geht’s Ihnen? Gestern haben Sie nicht so besonders ausgesehen.«
    »Jetzt geht’s mir gut.«
    »Frank und Jack – ich habe mich noch gar nicht angemessen bei Ihnen bedankt.«
    Beide wehrten seine Dankesbekundungen ab.
    »Wie geht’s Bingle?«, wollte Ben wissen.
    Ich wollte schon eine heitere Antwort geben, überlegte es mir aber anders. »Offen gestanden glaube ich, dass er deprimiert ist. Jack hat den Mann angerufen, der sich um Bool kümmert, und wir dachten, ein Besuch könnte ihn vielleicht ein bisschen aufheitern, aber dann hatten wir Angst, dass es womöglich schwer für ihn wäre, wenn sie dann wieder getrennt würden. Der Mann, der Bool bei sich hat, hätte nichts dagegen, einen zweiten Bluthund aufzunehmen, aber Bingle hält er für …«
    »Ungebärdig?«
    Ich nickte. »Genau dieses Wort hat er gebraucht.«
    »Ja, das ist das Lieblingswort dieses Trainers für Bingle.«
    »Aber Bingle ist nicht schlecht erzogen! Er ist nur – lebhaft.«
    Jack lachte. »Ben, die Hunde von Frank und Irene machen Kratzfüße und Verbeugungen vor ihm.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Die Katze ist allerdings noch nicht bekehrt«, sagte Frank. »Ich fürchte, Bingle war über Codys Unwillen, sich jagen zu lassen, ein bisschen konsterniert.«
    »Gut für Cody«, sagte Ben. Er lächelte, schien aber müde zu werden. »Irene, Sie haben schon so viel für mich getan, aber –«
    »Heraus damit.«
    »Ich bin mit David zum Flughafen gefahren. Mein Auto steht noch in der Einfahrt – ein alter Jeep Cherokee. Unter der Stoßstange hinten links hängt ein Hausschlüssel in einer magnetischen Halterung.«
    Frank verdrehte die Augen, als er das hörte. Er hatte mich gezwungen, einen ähnlichen Schlüsselhalter von meinem Auto zu entfernen. Ich wusste, dass die Dinger für ihn zu jenen Vorrichtungen gehörten, »wo Diebe als Erstes nachschauen«. Ich war ihm dankbar dafür, dass er nichts dergleichen zu Ben sagte.
    »Wenn Sie ihn bitte benutzen würden, um in Davids Haus zu gehen«, fuhr Ben fort. »In der Garage sind einige von Bingles Spielsachen. David hat – David hatte eine separate, kleine Spielkiste für jeden Hund – aber nicht, dass er die Tiere verwöhnt hätte, verstehen Sie? Sie finden auch ein Schränkchen mit seinem Futter sowie Anweisungen dafür, wie man ihn füttert. David hat sie für mich dort deponiert.«
    »Brauchen Sie sonst irgendetwas? Soll ich Ihnen irgendetwas bringen?«
    »Vielleicht später.« Er zögerte und fügte dann hinzu: »Fürs Erste« – er wies auf seine Prothese – »werde ich ja von Kopf bis Fuß versorgt.«
    Frank, Jack und Jo Robinson stöhnten auf.
    »Hey«, sagte Ben. »Für meinen ersten postoperativen Amputiertenwitz war es doch gar nicht so schlecht.«
    Wir waren schon halb wieder den Flur hinuntergegangen, als ich merkte, dass ich immer noch die Prüfungshefte in der Hand hielt. »Bin gleich wieder da«, sagte ich.
    Gerade als ich erneut sein Zimmer betrat, hörte ich Ben stöhnen. Es war nicht laut, und es war auch nicht – wie ich zunächst vermutete –, weil ich zurückgekommen war. Als er merkte, dass ich im Zimmer stand, sah er verlegen drein.
    »Doch nicht genug Morphium?«
    »Ich dachte, ich wäre allein«, fauchte er.
    »Ah, da ist ja wieder der Ben Sheridan, den ich kennen und lieben gelernt habe. Ich glaube, andernfalls hätte ich mich gewundert, was sie mit ihm angestellt haben.«
    Zu meinem Entsetzen begann er zu

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