Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
Vom Netzwerk:
ernst. Passen Sie auf Bingle auf. Das reicht fürs Erste.«
    Wir schmuggelten Bingle wieder hinaus, und ich sagte Gute Nacht zu Schwester Theresa und unseren mitverschworenen Wachen. Als ich über den dunklen Parkplatz ging, sah ich andere Besucher die Klinik verlassen. Ich schloss die Tür des Volvo auf und kämpfte gerade mit Leine, Schlüssel und Handtasche, als ich Nick Parrish entdeckte. Er saß im übernächsten Wagen und beobachtete mich. Ich ließ die Schlüssel fallen, öffnete den Mund, um zu schreien, stolperte rückwärts und verhedderte mich in Bingles Leine. Parrish würde mich kriegen!
    Da sah ich, dass ich mich geirrt hatte. Es war nicht Parrish. Nur ein Mann, der in einem Auto wartete.
    Ich schaffte es, Bingle in den Volvo zu bugsieren. Ich kurbelte die Fenster herunter und streichelte den Hund, während ich darauf wartete, dass ich zu zittern aufhörte. Bingle saß geduldig da, ohne zu zappeln oder zu bellen. Zwanzig Minuten später hatte ich mich so weit beruhigt, dass ich das Auto anlassen konnte.
    »Du musst aufhören, an Parrish zu denken«, schärfte ich mir ein. »Du musst dir Ablenkung suchen.«
    Diesen Gedanken verfolgte ich mit aller Kraft.
     

34
     
    DONNERSTAG ABEND, 25. MAI
    Las Piernas
     
    Es war schon spät, als ich an diesem Abend nach Hause kam, aber ich stellte fest, dass Frank, Jack, Stinger und Travis auf mich gewartet hatten.
    »Ihr habt noch nicht gegessen?«, fragte ich.
    Doch es gab nur einen, um dessen Essen sich alle sorgten, und ich fragte mich, ob Bingle je zuvor Applaus fürs Mampfen bekommen hatte.
    »Es hat geklappt!«, sagte Travis. »Hat Ben sich gefreut, ihn zu sehen?«
    »Und wie.« Als wir uns zum Essen setzten, erzählte ich ihnen, was sich im Krankenhaus ereignet hatte – außer von meiner Panik auf dem Parkplatz. Stinger fragte mich, ob ich glaubte, dass Camille Graham sich vielleicht eher für einen reiferen Herrentyp erwärmen könnte, was Jack zu der Frage veranlasste, woher er denn einen solchen nehmen wollte.
    »Sie klingt nett«, sagte Travis und lief rot an, als das die anderen Männer zum Lachen brachte.
    »Ich glaube, das ist sie«, sagte ich. »Aber Ben scheint weit davon entfernt zu sein, irgendwelche Freundschaftsangebote von ihr zu akzeptieren – was wirklich schade ist. Ich glaube, es hätte ihm gut getan, sich von ihr helfen zu lassen. Ich weiß nicht, wie er es ohne David schaffen soll.«
    »Vielleicht sollte er bei mir einziehen«, meinte Jack.
    »Du bist nicht richtig auf Hausgäste eingerichtet«, widersprach Stinger. »Ich spreche aus persönlicher Erfahrung. Noch ein paar Nächte auf deinem Sofa, und ich muss selbst unters Messer.«
    »Dem lässt sich abhelfen«, sagte Jack.
    »Allerdings«, bekräftigte Stinger. »Ich fahre wieder nach Hause.«
    Travis räusperte sich und erklärte: »Ich begleite ihn.«
    »Was?«, fragten Frank und ich unisono.
    »Der gute Travis hat sich in den Kopf gesetzt, dass er gern lernen möchte, wie man einen Hubschrauber fliegt«, sagte Stinger. »Und ich habe gesagt, nachdem er ja bereits sein Testament gemacht hat, kann ich es ihm beibringen.«
    »Ich lasse nicht noch mal über zwanzig Jahre vergehen, bis ich wiederkomme«, versicherte Travis rasch, da er meine Hauptsorge kannte. Bis vor kurzem hatten mich familiäre Missverständnisse von meinem Cousin getrennt, und ich war nicht bereit, ihn erneut aus den Augen zu verlieren. »Ich will nur eine Zeit lang etwas Neues ausprobieren«, sagte er. »Aber ich glaube, ich werde mir eine eigene Wohnung suchen, wenn ich zurückkomme.«
    Die Männer sahen mich an und warteten auf eine Reaktion. »Wenn du das möchtest«, sagte ich, »wunderbar. Nur lass dich öfter mal sehen.«
    Er wurde ganz lebhaft und erzählte mir, wie sehr er es genossen hatte, mit Stinger im Cockpit des Hubschraubers zu fliegen, sprach von Stingers Schlupfwinkel in der Wüste und über die Arbeit, die Stinger mit den Hubschraubern machte.
    »Irgendwas Neues über den Aufenthaltsort von Parrish?«, fragte Jack Frank.
    Frank schüttelte den Kopf. »Wir bekommen Meldungen von überallher, manche hier aus der Stadt, andere bis aus Australien. Gar nicht ungewöhnlich, dass so was passiert, wenn ein Serienmörder frei herumläuft. Die Leute haben Angst und fangen an, ihn überall zu sehen.«
    Allerdings, dachte ich.
    Sobald wir gegessen hatten, erklärte ich den anderen, dass ich früh zu Bett gehen wollte, da es ein langer Tag gewesen und ich müde war. Es war die Wahrheit – vielleicht nicht die

Weitere Kostenlose Bücher