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Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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Stelle kreiste, und hörte ihn schnaubende Laute ausstoßen. Auf einmal ging er in die Hocke, streckte den Kopf so weit nach hinten, dass seine Schnauze direkt nach oben zeigte, und begann zu summen.
    »Das ist seine Art, konkreten Alarm zu geben«, sagte David und ging eilig auf ihn zu.
    Bingle kam ihm auf halbem Weg entgegen und stupste gegen das Täschchen an Davids Gürtel. » ¿Dónde está? Wo ist es?«, fragte David, und der Hund hopste zurück an den Fleck, wo er Alarm gegeben hatte.
    David kam vor mir bei Bingle an. »Bingle«, sagte er auf einmal, »du wunderbarer Mistkerl!«
    Und Bingle gab ein lautes Bellen der Zustimmung von sich.
     

8
     
    MITTWOCH MORGEN, 17. MAI
    Bergland der südlichen Sierra Nevada
     
    Wenn ich nicht mit Andy gesprochen hätte, bevor ich Bingle folgte, hätte ich vielleicht nicht verstanden, weshalb David seinen Hund jetzt überschwänglich lobte und ein weiches Wurfspielzeug herausholte, das offenbar das absolute Lieblingsstück des Hundes war. Auf der Erde, wo Bingle seinen Fund angezeigt hatte, konnte ich die Hinweise auf ein Grab, die Andy mir genannt hatte, deutlich erkennen. Auf einem langen Streifen unterschied sich das Erdreich farblich leicht von dem daneben – es wirkte weniger kompakt und barg mehr Steine und Kiesel. Die Pflanzen, die darüber wuchsen, waren weder so hoch noch so kräftig wie ihre Nachbarn.
    Es war zwar kein ordentlich umgrenztes Rechteck im Format einer Grabstelle mit akkuraten, sauberen Kanten, aber es war nicht viel größer, als ein Grab sein mochte, und es unterschied sich eindeutig von der Fläche, die es umgab.
    »Gehen wir lieber weg von hier«, meinte David. »Wir dürfen keine Beweise zerstören.«
    Wir marschierten zu einer ebenen Stelle näher am Baum, wo David sein Spiel mit Bingle fortsetzte und ihn erneut lobte. Die anderen Mitglieder unserer Gruppe mussten uns beobachtet haben, da Ben und Andy, noch bevor David ihnen winkte, Rucksäcke aufsetzten und auf uns zukamen, dicht gefolgt von Thompson und Flash Burden. Duke und Earl bewegten sich langsamer vom Lagerplatz weg und führten Parrish mit sich. Merrick und Manton brachten es fertig, den gesamten lautstarken Aufbruch zu verschlafen.
    »Konkreter Alarm?«, rief Ben, als er in Hörweite gekommen war.
    David lächelte. »Ja, und mein Hund lügt nicht.«
    »Wo?«
    Doch Andy hatte bereits die Pflanzen an der Stelle entdeckt, wo Bingle Alarm gegeben hatte. »Wow. Genau hier.« Er kam näher, benannte mehrere Wildblumen und sagte: »Sehen Sie? Die meisten von ihnen sind kürzer als andere der gleichen Spezies, die direkt daneben wachsen. Das könnte der Fall sein, weil irgendetwas ihre Wurzeln daran hindert, sich frei zu entfalten – womöglich stoßen die Wurzeln unter der Erde auf eine Art Barriere.«
    David wies Bingle an, dort zu bleiben, wo er war, und wir gingen mit den anderen zu Andy hinüber.
    David besprach sich kurz mit Bob Thompson und Ben und sagte dann zu mir: »Hätten Sie etwas dagegen, Bingle Gesellschaft zu leisten, während wir die Stelle untersuchen? Sie können von dem schattigen Fleckchen dort drüben zuschauen. Von dort können Sie alles sehen und hören.«
    »Hören Sie, ich mag den Hund, aber ich habe hier auch eine Aufgabe zu erledigen. Ich will nicht ausgeschlossen werden –«
    »Das ist ein Tatort –«, begann Bob Thompson, doch Ben fiel ihm ins Wort.
    »Ach, ich finde, Ms. Kelly sollte so nah dabeistehen dürfen wie möglich«, erklärte er, und obwohl er nicht lächelte, konnte ich aus seiner Stimme eine gewisse Belustigung heraushören.
    »Ben –«, wandte David ein, und zwar auf eine Art, die mich in schwere Zweifel darüber stürzte, warum Ben auf einmal so kooperativ war.
    Ben ignorierte ihn. In ruhigem, bedächtigem Tonfall sagte er zu mir: »Darf ich Ihnen erklären, dass wir nicht einfach unsere Schaufeln zücken und drauflos graben, Ms. Kelly? Wir gehen langsam und sorgfältig ans Werk, indem wir die Grabstätte erfassen und ein Rastersystem anfertigen und so weiter. Vielleicht wären Sie ja bereit, bei Bingle zu bleiben, solange wir die Vorarbeiten machen. Ich sage Ihnen dann Bescheid, wenn wir so weit sind, dass wir die Leiche sehen können – falls hier wirklich eine Leiche liegt.«
    »Sie liegt da«, hörte ich jemanden sagen. Ich drehte mich um und sah Parrish, der mich unverwandt ansah und dabei lächelte. »Ja«, sagte er in gedehntem Tonfall, »ihre hübsche Leiche liegt genau hier.«
    »Tranquilo«, sagte David zu Bingle, der zwischen uns

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