Grablichter - Almstädt, E: Grablichter
arrogant war, das war ein Unrecht.«
»Ja. Ein Mord ist furchtbar.« Gerlach hatte das Gefühl, einen glühenden Lavastein verschluckt zu haben.
»So ganz unter uns zwei Hübschen: Wenn ich mich recht erinnere, hat der Connie mal angedeutet, dass der Fabienne was zugestoßen sein könnte. Er war neulich total fertig, als er einen alten Kumpel getroffen hatte. Irgendwas hat der dem Conny erzählt. Er wusste wohl schon immer, dass das nicht gut enden kann mit der Fabienne, aber so schnell? Und er hat sich auch nicht bei der Polizei gemeldet oder so. Ich glaube, er wollte keinen Ärger, und Geld für ’ne Beerdigung hätte er auch nie nicht gehabt, da hatte er Schiss, sich zu melden.«
»Aber er hat Ihnen gegenüber die Vermutung geäußert, dass seine Nichte Fabienne in Frankreich verstorben ist.«
Sie zuckte hilflos mit den Schultern und guckte schuldbewusst.
»Wissen Sie, wer dieser Kumpel war?«
»Nix. Nie gesehen, weiß auch nicht, wie der heißt.«
»Hat Herr Kruse Lisanne Olsen darüber informiert, dass ihrer Schwester etwas passiert sein könnte?«
»Weiß ich doch nicht. Der spricht nicht viel, der Connie. Aber wieso hätte er ihr Bescheid sagen sollen? Die andere, diese Lisanne, die hätte es sowieso nicht interessiert.« Sie leerte ihren Becher in einem Zug.
»Ihre Aussage ist sehr wichtig für uns, Frau Landowsky. Ich würde das gern schriftlich festhalten. Haben Sie ein Auto, damit Sie zu uns ins Kommissariat nach Lübeck kommen können?«
»Und wovon träumst du nachts, Schätzchen?«
»Ach so. Also gut. Ich schlage vor, dass ich Ihnen morgen einen Wagen schicke, der Sie abholt. Dann können wir Ihre Aussage in Ruhe zu Papier bringen.«
Gerlach sah ihrer Miene an, dass sie mit sich kämpfte. Sie hatte eindeutig Angst, zu viel gesagt zu haben. Andererseits war da das Gefühl, plötzlich wichtig zu sein. Schließlich willigte sie ein. »Aber erst, wenn der Connie nachmittags losgezogen ist, das müssen Sie mir versprechen«, sagte sie bestimmt.
Die Befriedigung darüber, dass er sein Ziel erreicht hatte, stellte sich bei Gerlach nicht ein. Er versicherte ihr, dass er sich so weit wie möglich nach ihren Wünschen richten würde. Er wurde wieder offiziell, wollte so schnell wie möglich aus dieser Höhle hinaus.
»Sie müssen schon gehen?« Die Landowsky hockte auf ihrem Sofa wie eine überzählige Tanzschülerin.
»Ja. Vielen Dank auch für den Kaffee.«
Sie versuchte es mit einem verschwörerischen Augenzwinkern. Gerlach reagierte nicht.
»Ich hätte es mir denken können. Jetzt, wo Sie haben, worauf Sie scharf sind, verpissen Sie sich …«, hörte er sie murmeln, als er den Raum verließ.
13. Kapitel
D ie Frage, wer die Festplatte aus Lisanne Olsens Rechner entfernt und möglicherweise die CDs mit den Sicherheitskopien mitgenommen hatte, ließ Pia Korittki keine Ruhe. Je länger sie darüber nachdachte, desto überzeugter war sie, dass derjenige, der die Festplatte entfernt hatte, identisch war mit der Person, die Lisanne Olsen draußen im Wald am Hindernis erschlagen hatte. Lisanne hätte die Festplatte zwar durchaus selbst entfernt haben können, doch wo sollte das Teil geblieben sein und warum hatte sie nicht sofort für Ersatz gesorgt? Der Computer war ihr wichtigstes Arbeitsmittel. Und warum gab es keine Sicherungskopien?
Auch für das Verschwinden des Terminkalenders gab es bisher keine befriedigende Erklärung. Er war weder in Lisannes Haus oder in ihrem Wagen noch in Dettendorfs Haus oder den Nebengebäuden gefunden worden. Aber Lisanne Olsen hatte einen Terminkalender besessen, und er konnte ihnen höchstwahrscheinlich Auskunft darüber geben, was die Olsen vor ihrem Tod alles getan, mit wem sie sich getroffen hatte. Da war schließlich noch der unbekannte Mann in dem Café, mit dem sie sich angeblich am Samstagvormittag vor ihrem Tod unterhalten hatte. Wer mochte das gewesen sein?
Lisannes Putzfrau, Meta Stoppe, wohnte direkt hinter dem Dorfkrug , hatte Jan Dettendorf ihr gesagt. Es war an der Zeit, der Frau einen Besuch abzustatten.
Eine etwa siebzigjährige Frau mit wachem Blick und drahtiger Figur öffnete Pia Korittki die Tür. Zwischen ihren schmalen Lippen klemmten Stecknadeln mit bunten Plastikköpfen. Die gleichen Stecknadeln zierten auch den Kragen ihrer alten Strickjacke. Meta Stoppe schien nicht im Mindesten erstaunt darüber zu sein, dass die Polizei sie an einem Sonntag aufsuchte.
»Ein Terminkalender? Ja, ich erinnere mich. Wenn die Olsen wegging zur
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