Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Titel: Grablichter - Almstädt, E: Grablichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
Vom Netzwerk:
Proletencontainer. Für Taxis hat er keine Kohle. Ich glaube, Sie sind hier an der völlig falschen Adresse, Herr Kommissar.«
    Conrad Kruses Alibi war mehr als löcherig. Er konnte in der Nacht von Montag auf Dienstag und auch am frühenDienstagmorgen überall gewesen sein, also auch am Tatort. Die Landowsky hatte ihm versichert, sie schlafe tief wie ein Murmeltier und würde sowieso nichts hören, also konnte sie nicht bezeugen, dass er zu Hause gewesen war. Andererseits, wie hätte Conrad Kruse von Bad Oldesloe nach Kirchhagen kommen sollen, mitten in der Nacht, und am frühen Morgen zurück? Sicher hätte er ausnahmsweise in eine Taxifahrt investieren können, wenn es ihm lohnend erschienen wäre. Das ausstehende Erbe war sicher eine kleine Investition wert. Aber das ließ sich nachprüfen. Ein Täter, der mit dem Taxi zum Tatort fuhr? Oder mit einem Mietwagen? Per Anhalter? Es klang wenig wahrscheinlich. Letzten Endes konnte man die Strecke auch mit einem Fahrrad zurücklegen, wenn man einigermaßen in Form war. So weit war es gar nicht. Er würde alle Möglichkeiten überprüfen müssen.
    Er bedankte sich für das Bier, das er nicht angerührt hatte, und verabschiedete sich. Aus dem Augenwinkel sah er noch, wie der Mann, der neben ihm auf einem Barhocker gesessen hatte, das Glas verstohlen zu sich herüberzog.
     
    »Diese Nadeln sind nichts Besonderes«, berichtete Broders, als sie am Abend wieder zu einer Einsatzbesprechung zusammengekommen waren. »Jeder, der einmal Mitglied einer Burschenschaft war oder ist, die zum Dachverband der Deutschen Burschenschaft gehört, kann im Besitz einer solchen Anstecknadel sein. Es gibt keinerlei Hinweis darauf, in welcher Burschenschaft der Betreffende war. Wir sind damit also keinen Schritt weiter.«
    »Aber warum hat diese Nadel im Grab von Erich Stoppe gelegen? Dafür haben wir keine Erklärung«, sagte Pia, die nicht so einfach aufgeben wollte. »Wir sollten bei den Personen ansetzen, die in Kirchhagen mit dem Opfer in Verbindung standenund außerdem studiert haben. Simon Burmeister zum Beispiel hat, wie ich heute erfahren habe, ein paar Semester Medizin studiert. Und Henriette Mühlberg ist Ethnologin.«
    »Meinst du, einer von den beiden war Mitglied in einer Studentenverbindung?«, fragte Broders ungläubig.
    »Lass mich noch einmal das Originalfoto des Zeitungsausschnittes ansehen«, sagte Pia.
    Gerlach schob die Klarsichthülle zu ihr hinüber. Sie griff nach einer Lupe und legte das Foto unter die Schreibtischlampe. »Seht mal da, das könnte was sein …«
    »Ein Punkt, vielleicht ein Schmutzfleck am Revers?«, sagte Gerlach, der ihr über die Schulter schaute.
    »Oder aber eine Anstecknadel. Guckt mal hier, unter dem Jackett des Mannes, das sieht doch merkwürdig aus, oder?«
    »Die Krawatte hat ein scheußliches Muster«, kommentierte Broders, der bei jeder Gelegenheit sein neu erwachtes Modebewusstsein unter Beweis stellen musste.
    »Kannst du das auch in Schwarz-Weiß erkennen?«, murrte Gerlach.
    Pia griff nach einem Bleistift und deutete mit der Spitze auf einen Streifen, der diagonal über der Krawatte verlief.
    »Ist das ein Schatten, eine Falte in der Krawatte, oder ist es ein Band?«, fragte sie.
    »Was für ein Band?«
    »Verbindungsstudenten tragen so etwas bei festlichen Anlässen: eine Mütze und ein Band in den Farben ihrer Burschenschaft. Vielleicht finden wir im Internet mehr darüber …«
    »Du hast recht«, gab Broders zu, während er das Bild durch die Lupe betrachtete. »Es könnte so ein Band sein. Das wäre genial. Wenn wir die Farben wissen, finden wir vielleicht heraus, welcher Verbindung der Bursche angehört hat. Das wäre schon mal ein Fortschritt. Ich kümmere mich darum.«
    »Freu dich nicht zu früh«, warnte Pia, »oder kannst du bei einem Schwarz-Weiß-Bild erkennen, um welche Farben es sich handelt?«
     
    Als Gabler mit einiger Verspätung zu der Besprechung kam, hatten Pia, Broders und Gerlach elf Burschenschaften herausgesucht, zu denen das Band auf dem Foto passen konnte. Gabler klickte angespannt mit dem Verschluss seines Kugelschreibers, während er sich die neuesten Ergebnisse anhörte, und ordnete an, das Foto unter diesem Gesichtspunkt noch einmal von einem Fachmann analysieren zu lassen. »Was war sonst noch?«, fragte er anschließend.
    »Ich habe mit der Frau gesprochen, die uns wegen des Pferdestellplatzes angerufen hat. Die Olsen hatte der Stallbesitzerin doch am Telefon erzählt, dass sie für ihren Wallach einen

Weitere Kostenlose Bücher