Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grabmoosalm (German Edition)

Grabmoosalm (German Edition)

Titel: Grabmoosalm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
Vom Netzwerk:
zurechtgeputzten Leiche.
    »Nicht nötig«, hörte er eine Stimme aus dem Halbdunkel der Halle.
»Wir sind schon hier.«
    Drei Personen im weißen Overall der Spurensicherung und der
Rechtsmediziner waren eingetroffen.
    »Okay. Ihr werdet euch wundern. Bitte informiert mich über das
Ergebnis«, wies er sie an und deutete auf sein Mobiltelefon.
    Durch den Türspalt sprach er zu der zufriedenen Schwester.
    »Und Sie halten sich zur Verfügung«, befahl er ihr.
    »Bitte«, fügte er hinzu.
    Im Präsidium erwartete ihn Chili Toledo bereits.
    Es war spät geworden.
    Chili sah verlockend aus.
    »In den Müllcontainern vor den Häusern Adlerstraße 19 und 22
und im Innenhof von 13 und 15 haben wir Beweismaterial gefunden«,
sagte sie mit zitternden Lippen.
    »Die Hastemirs wohnen in Nummer 17«, sagte Rico mit
zusammengekniffenen Augen. Er konnte sie kaum mehr offen halten.
    »Ja freilich. Diejenigen, die das Zeug versteckt haben, wollten
besonders schlau sein. Hören Sie zu.«
    Sie saßen in Chilis Dienstzimmer. Nur ihre Schreibtischlampe und der
Rechner waren an. Gefiltert vom Doppelgitter des gekippten Fensters drang
zusätzlich mageres Mondlicht ins Zimmer. Verkehrsgeräusche drangen verhalten
von der vorbeiführenden Kaiserstraße herauf.
    »Bettzeug mit Blutflecken haben wir in den Containern gefunden, in
mehrere Müllsäcke verpackt. Zwei Kopfkissen, davon eines blutdurchtränkt. Eine
dünne Bettdecke mit Blumenmuster, ein gelbes Frotteehandtuch und einen hellen
Bademantel, ebenfalls voll Blut. Wie gesagt, alle Fundstücke waren auf vier
Müllcontainer verteilt.« Chili sah ihren Chef erwartungsvoll an.
    »Also erste Anhaltspunkte, dass die Frau in ihrem eigenen Bett
getötet wurde«, schloss Rico aus der Schilderung. »Was glauben Sie?« Chili
lehnte sich zurück und kratzte sich am Kopf. Die Ohrringe klingelten wie
Weihnachtsschmuck.
    »Noch haben wir nichts Sicheres. Aber ich habe so ein Gefühl, dass
Gülsüm in ihrer Wohnung von ihren Angehörigen getötet worden ist.«
    Sie zog eine trotzige Schnute. »Das werden wir auch bald beweisen
können.«
    Rico Stahl blickte auf seine Uhr. Ihm fielen die Augen zu. Kaum,
dass er Chili noch zuhören konnte. Er war den ganzen Tag lang auf den Beinen
gewesen und spürte eine bleierne Müdigkeit in den Knochen.
    »Ach, übrigens«, sagte Chili gedehnt. »Hab ich schon berichtet, dass
Gülsüm noch eine Schwester hat?«
    Ricos Rücken wurde gerade wie ein Stock.
    »Sie gefallen mir. Warum erfahre ich das erst jetzt?«
    Chili zuckte mit den Schultern. »Haben wir vor einer knappen Stunde
festgestellt.«
    »Dann macht einen Termin für mich. Ich möchte sie selbst anhören.«
    »Sobald wir wissen, wo sie sich aufhält, okay.«
    Seine Lider wurden immer schwerer. Lange würde er es nicht mehr
schaffen, sich wach zu halten. Er räusperte sich und schilderte Chili kurz, was
sich im Grandis zugetragen hatte. Dann sagte er: »In ein paar Stunden werden
wir mehr wissen. Ich werd mich im Ruheraum solange aufs Ohr hauen, okay?«
    Da war er, der Held, den sie den bayerischen James Bond nannten.
    Hatte man James jemals schlafen gesehen?

VIER
    Wenn ein Tag schon so anfängt! Ottakring wachte mit
fürchterlichen Kreuzschmerzen auf. Kaum, dass er aus dem Bett fand. Er legte
sich auf den blanken Fußboden und vollzog die fünfzehnminütige Tortur seiner
Rückenübungen. Mit klammen Fingern massierte er das Genick und duschte kochend
heiß. Schließlich war der Schmerz erträglich. Nur hin und wieder verzog er das
Gesicht, wenn sein ständiger Begleiter, der Schmerz, stoßartig wieder zuschlug.
    Ottakring wusste auch sonst nicht, wo ihm der Kopf stand.
    Lola hatte ihn aus Finnland angerufen. Sie hatte sich beim Joggen
den Knöchel verstaucht. Er könnte auch gebrochen sein, klagte sie. Aber röntgen
wollte sie ihn nicht lassen, dazu fehlte ihr die Zeit, sagte sie. Sonst würde
sie von der Tagung zu viel versäumen.
    Lola war sonst wahrhaftig nicht wehleidig. Doch aus ihren Worten
meinte er eine ernsthafte Verletzung herauszuhören. Wenn da bloß nicht mehr
dahintersteckte! Heute war der vorletzte Tag des Meetings. Plante sie etwa
schon eine Verlängerung ein und benutzte ihren Knöchel als Vorwand? Hatte sie
jemanden kennengelernt, mit dem sie danach die Zeit verbringen wollte? Hurtig
wollte er diesen Gedanken abschütteln. Doch sosehr er es versuchte, ein kleiner
Rest fuhrwerkte hartnäckig in seinem Kopf herum.
    Brennend heiß fiel ihm ein, dass Lola mit keiner Silbe den Virus
erwähnt

Weitere Kostenlose Bücher