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Grabmoosalm (German Edition)

Grabmoosalm (German Edition)

Titel: Grabmoosalm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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überlegte eine Zeit lang und versuchte, diesen Trick zu durchschauen.
Es dauerte eine Weile, bis sie begriffen hatte: Man wollte sie ausschmieren.
Gretl Ottakring griff sich an den Kopf. Sie ausschmieren.
Dazu brauchte es andere als die. Es brachte sie sogar zum Lachen. Sie
schüttelte den Kopf und wieherte laut. Sie ausschmieren, nein . Sie waren nur neidisch aufs
Pferdeschlittenfahren. Und sie behielt recht. Als sie sich umdrehte, war es wieder
dunkel, so wie es sich gehörte um diese Uhrzeit.
    Vater würde bald kommen. Er kam immer rechtzeitig, bevor es hell
war. Der Schlitten hatte vorn zwei Laternen und hinten eine. Es gab nichts
Schöneres, als mit dem beleuchteten Schlitten durch die Dunkelheit zu fahren.
Durch den Wald, über die zugeschneiten Wiesen und Felder und Weiden, entlang
der Straße – und wieder nach Hause. Heiße Milch mit Honig! Ja, sie würde
es wieder genießen.
    So marschierte sie – Pelzmütze auf dem Kopf, Wollhandschuhe an
den Händen, zwei Socken an den Füßen (auf Schuhe hatte sie verzichtet) –
klammheimlich zur Tür. Klammheimlich, weil die anderen es nicht merken sollten.
Sonst würden sie womöglich mitkommen wollen. Gretl wollte aber allein mit Vater
im Schlitten Platz nehmen.
    Die Tür fand sie verschlossen vor. Die Tür hatte innen einen kugelförmigen
Knopf. Diesen Knopf fand Gretl Ottakring interessant. Er war größer als ihre
Faust und glänzte wie Gold. Doch was sollte dieser schöne Knopf an der Tür? Sie
wusste nicht, was sie damit anfangen sollte.
    »Normal gibt’s da so eine … eine … Dings, die man so
runterdrückt, und dann geht die Tür auf«, flüsterte sie. Die anderen sollten es
nicht hören. Sie sah sich um. Komisch, dachte sie, was haben wir plötzlich für
Vorhänge an den Fenstern? Sie sind grau. Heute früh waren sie noch grün
gewesen. Vater hatte sie doch selbst aufgehängt. Doch rasch wandte sie sich
wieder der seltsamen Goldkugel an der Tür zu. Sie stand davor und überlegte.
War es wieder so ein Trick? Damit sie nicht aus der Tür kam, hatten sie das
Schlüsselloch mit dieser Kugel aus … aus … aus diesem braunen Dings
versperrt. Sie war außer sich über so viel Bosheit. Am liebsten hätte sie
losgeschimpft, aber dann wären die anderen gekommen und hätten auch mitfahren
wollen.
    »Was’n hier los?«, dröhnte eine Stimme hinter ihr.
    Dann war Stille.
    Wie kommt der Adlmayer in unser Wohnhaus?, fragte sich Gretl, ohne
sich umzudrehen. Was tut der hier?
    »Was willst du denn in diesem Aufzug?«, dröhnte Adlmayer mit lauter
Stimme aus mächtiger Brust. Der affenartig behaarte Oberkörper war unbekleidet.
Adlmayer spielte wieder Catcher. »Wieso hast du keine Schuhe an?« Seine Augen
tasteten sie ab. »Kommst du grad nach Haus? Bisserl spät für eine wie du.
Oder!«
    Das »Oder!« brüllte er so laut, dass nebenan die Tür aufging. Es war
die letzte Tür vor dem abgeriegelten Ausgang. Es war die Tür zum Zimmer der
Moserin.
    »Psssst!«, machte Gretl Ottakring und legte den Zeigefinger auf die
Lippen.
    »Kommt jetzt endlich mein Kaffee?«, sagte die Moserin.
    Gretl Ottakring hatte sich umgedreht und sah dem Geschehen
teilnahmslos zu. Sie bekam auch nicht mit, dass die Tür mit dem goldenen Knopf
geöffnet wurde.
    »Wieso hängt dieser Wegweiser da?«, fragte sie mit zartem Stimmlein
und deutete auf das Nichtraucherschild. »Der war doch früher nicht da?«
    Niemand schenkte ihr Aufmerksamkeit.
    »Was blökst du wegen Kaffee?«, rief Adlmayer. Er hatte ungeniert das
Zimmer der Moserin betreten. »Da steht er doch, dein Kaffee. Links von dem
Bett. Da steht er doch. Was willst du denn? Da steht er doch. Links von dem
Bett.«
    »Mutter«, sagte eine freundliche Stimme.
    Ottakring war von Schwester Clara heraufgeleitet worden.
    »Mutter, wie geht’s dir?«
    Er hielt ihr mit langem Arm die Hand hin.
    Die Frage und die Hand hätte er sich sparen können. Er, der einem
Menschen auf hundert Meter Entfernung ansah, dass er log oder stahl oder sonst
wie ein Krimineller war, brauchte eine geschlagene Minute, um zu erkennen, in
welchem Zustand sich seine Mutter befand. Obwohl die Schwester es ihm beim
Heraufgehen geschildert hatte. Er wollte es einfach nicht glauben.
    »Mein Kaffee«, klagte die Moserin in ihrem dunklen Kaftankleid. »Ich
hab einen Kaffee bestellt.«
    Clara nahm sie an der Schulter und schob sie herum.
    »Da steht er doch noch von heute früh, Ihr Kaffee«, sagte sie und
deutete ins Zimmer. »Dort. Auf dem Nachtkastl links von

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