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Grabmoosalm (German Edition)

Grabmoosalm (German Edition)

Titel: Grabmoosalm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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verrücktes
Weib!«
    Die Moserin drehte sich ein letztes Mal um. Dabei rammte sie mit dem
Rucksack unabsichtlich einen Feuerlöscher von der Wand, der laut polternd
hinter ihr her die Stufen hinunterkullerte. Am übernächsten Absatz löste er
sich selbst aus und versprühte zischend dichte Wolken schneeweißen
Löschpulvers.
    Mit verzückter Miene hielt die Moserin kurz inne.
    »Danke, Adlmayer, danke«, rief sie durch den Nebel nach oben. Und
noch einmal »Danke«. Dann fuhr sie sich durchs borstige Haar und hastete mit
einer Hand am Geländer die Treppe hinunter.
    Im Erdgeschoss machte sie halt. Dort war es düster wie immer. Es
roch nach Reinigungsmitteln. Sollte sie sich von der Gretl verabschieden? Nur –
jetzt noch einmal hinauf? Sie verwarf den Gedanken.
    Dass Schwester Clara durch den grauenhaften Lärm alarmiert worden
war und an ihrem Arbeitsplatz bereits am Telefon hing, hatte die Moserin nicht
vorausgesehen, bekam es auch nicht mehr mit. Sie trippelte so schnell sie
konnte durch die offene Tür und durch den Garten hinaus auf die Straße.
    Und schrak zurück.
    Autos rasten, Omnibusse hupten, Fahrräder zogen in Scharen vorbei –
der Straßenlärm und der Gestank brachten sie halb um. Auf der Grabmoosalm gab
es so etwas nicht.
    Die Moserin mit ihrem Rucksack auf dem Rücken geriet in Panik.
    Wie sollte sie je die Straße überqueren? Und was bedeutete dieses
grüne Licht in einem runden Glas auf einem grauen Pfahl da drüben?
    Für zehn Sekunden zögerte sie … wollte umkehren … ab ins
friedliche Dings … ins Dings … ins …
    Nein! Sie musste ihr Werk vollenden.
    Wegen des verrücktspielenden Feuerlöschers auf der Treppe
zur Geschlossenen ließ Schwester Clara zuerst die Feuerwehr anrücken.
    Dann verständigte sie den Notarzt, weil Herr Adlmayer sich an der
Hand verletzt hatte und kiloweise Löschpulver geschluckt hatte. Er lag mit
verdrehten Augen hinter dem zerstörten Eingang auf dem Boden und hechelte.
    Frau Wermuth hatte angerufen und etwas ins Telefon geschrien, was
klang wie »Überfall«, »befreit« und »Fesseln gelöst«.
    Schwester Clara hastete nach oben und sah die ganze Bescherung.
    Total verängstigte Bewohner und eine noch verängstigtere Betreuerin,
die Clara erst zu Gesicht bekam, nachdem sie die Tür aufgeschlossen hatte.
    Frau Wermuth hatte sich mit einer Hand befreien können, das Tape um
ihren Mund gelöst und zum Telefon gegriffen.
    Schwester Clara wollte die Polizeiinspektion verständigen. Die
Nummer war programmiert.
    Mit einem Rest von Klarheit kombinierte die Schwester, dass die
Geschehnisse mit dem Mord in Zusammenhang stehen könnten. Also zog sie die
Karte aus der Ablage, die ihr der freundliche ältere Herr in die Hand gedrückt
hatte.
    »Josef Ottakring, Kriminalrat a. D.«, stand auf der Karte. Sie
rief ihn an.
    »Sie müssen die Polizei verständigen«, antwortete der freundliche Herr
Ottakring.
    »Sie sind doch …«
    »Nein, das war einmal. Bin ich nicht mehr. Sie müssen die Polizei
verständigen. Am besten gleich die Kripo.«
    Er gab ihr Nummer und Namen. Chili Toledo, Kriminalhauptkommissarin.
    So kam es, dass auf die Minute genau Feuerwehr, Notarzt, Polizei,
der Schreiner, der Glaser, Chili Toledo von der Kripo Rosenheim, die
Spurensicherung und Joe Ottakring gleichzeitig im Wohnstift Grandis eintrafen
und sich gegenseitig behinderten. Alle hatten sie auf derselben Etage zu tun.
    Daneben hatte Schwester Clara sämtliche verfügbaren Pfleger (m/w)
auf die Station beordert. Sie sollten für Ruhe sorgen.
    Auch sonst gestalteten sich die Ermittlungen schwierig.
    Als Erster stellte Joe Ottakring, der sich sofort um seine Mutter
kümmerte, fest, dass das Nachbarzimmer leer war.
    »Die Moserin fehlt. Hat irgendwer die Moserin gesehen?«
    Auch eine Hausdurchsuchung brachte nichts ein. Die Moserin blieb
verschwunden.
    Frau Wermuth konnte nichts beitragen. Überfallen, gefesselt, verklebt.
Aus. Keine Ahnung, wer.
    Während Schreiner und Glaser die Schließtür notdürftig instand
setzten, wurde Herr Adlmayer vom Notarzt versorgt und nebenbei von Chili Toledo
vernommen.
    Ihre Meinung war von der ersten Minute an eindeutig.
    »Der Catcher hat mit dem Kühlschrank den Eingang eingeschmissen, und
die Moserin ist geflüchtet.«
    Das aber musste erst bewiesen werden. Vor allem fehlte ein Motiv für
die Tat.
    »Was, das soll ich gemacht haben? Den Kühlschrank durch die Tür
geschmissen?« Der Adlmayer lachte Chili treuherzig an. »Können tät ich’s

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