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Grabmoosalm (German Edition)

Grabmoosalm (German Edition)

Titel: Grabmoosalm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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in die Augen und nickte. »Ja«, sagte sie, »verlaufen.
Verirrt.«
    Da wusste Ottakring, dass er den Vater verständigen konnte, ohne
seelischen Schaden anzurichten.
    Mit quietschenden Reifen kam das Polizeifahrzeug mit
Blaulicht angerast und wühlte beim Bremsen den lockeren Kies und das bisschen
Gras vor der Grabmoosalm auf.
    Beide Türen wurden aufgerissen.
    Heraus sprangen ein Beamter mit rundem Kopf und Schnauzer und eine
Beamtin mit Pferdeschwanz.
    Das Blaulicht drehte seine Runden.
    »Gibt’s hier eine Cilly Moser?«, brüllte der Mann. Er schwenkte mit
erhobenem Arm ein Stück Papier durch die Luft.
    Eine Antwort blieb aus.
    »Cilly Moser?«, rief die Polizistin laut. »Kommen Sie heraus!«
    Der Mann rannte rechts ums Haus. Die Frau rannte links ums Haus.
    Da flog die Wirtshaustür auf. Die Wand erzitterte unter dem Aufprall.
Die Moserin kam herausgestürzt, humpelte schnurstracks auf das Polizeifahrzeug
zu.
    Entschlossem riss sie die Tür auf.
    Eine Sekunde später knirschte der Kies wieder. Diesmal in
umgekehrter Richtung. Die Moserin raste mit Blaulicht den Berg hinunter.
    Ottakring zückte sein Handy.
    Das im selben Augenblick schellte.
    »Ja?«
    »Lola hier. Hast du angerufen?«
    »Ja, hab ich. Aber ich muss jetzt leider auflegen. Ein Notfall.«
    ***
    »Hallo, Chili?«, rief Rico Stahl ins Telefon. »Ich hole
Sie ab. Wir fahren gemeinsam zur Grabmoosalm. Wo sind Sie?«
    »Geht nicht«, gab Chili zurück. »Ich bin noch im Grandis. Mit der
Spusi. Es ist wichtig. Dauert noch ein Weilchen.«
    Mit der Spurensicherung im Grandis? War doch alles schon untersucht.
Alles geklärt.
    Oder?
    »Okay. Ich will Sie trotzdem so bald wie möglich da droben haben.
Sie kommen – bitte – nach, okay?«
    »Okay.«
    Was Chili nicht wissen konnte: Sie hatte nicht die geringste Ahnung,
dass Rico Stahl in seinem besten Anzug im Wagen saß – einem
dunkelblau-grau gestreiften von Baldessarini – mit passend gepunkteter
Krawatte.
    Und sie konnte nicht wissen, dass neben ihm eine attraktive junge
Frau saß, mit der er sich allerdings nur spärlich unterhielt.
    Noch bevor ihnen auf dem gewundenen Sträßchen zur Grabmoosalm
das Polizeifahrzeug mit blinkendem Blaulicht entgegenkam, rief Chili auf Ricos
Handy zurück.
    »Wir haben Handschuhe gefunden! Gummihandschuhe mit reichlich Blut
dran. Sie waren in einer Plastiktüte im Zimmer der Frau Ottakring versteckt.
Genau wie die Privatakten der Cilly Moser.«
    Kurze Pause.
    »Deshalb war ich noch mit der Spusi beschäftigt.«
    Rico erwachte wie aus einem Traum. Ohne Unterbrechung hatte er an
sein eigenes Vorhaben gedacht. An die Tatortbesichtigung. Mit der Frau, die
neben ihm saß. Die er nicht aus dem Augenwinkel ließ, attraktiv, wie sie war.
Und sie war die absolut wertvollste Zeugin im Gülsüm-Fall.
    »Handschuhe? Sie meinen den Fall Unruh?«, fragte er etwas verwirrt.
»Äh, dann … Ergebnisse werden Sie noch nicht haben, vermute ich da
richtig?«
    »Richtig. Aber ich bin sicher, wir sind auf der richtigen Spur.«
    »Cilly Moser?«
    »Genau. Die Moserin. Die DNA wird’s
beweisen.«
    Rico räusperte sich laut. »Was sagt eigentlich Frau Ottakring dazu?
Dass all die Beweismittel in ihrem Zimmer gefunden werden?«
    Trotz der Fahrgeräusche hörte er ein Kichern am anderen Ende.
    »Frau Ottakring? Kommen Sie, meinen Sie die Frage im Ernst? Die Ottakring
können Sie doch vergessen. Ich will die Cilly Moser, diese Schauspielerin, erst
mal in Handschellen vor mir sitzen sehen. Dann schauen wir weiter.«
    Chili war hörbar genervt.
    »Kommen Sie bitte gleich zur Grabmoosalm«, hatte er noch hinzufügen
wollen, bevor er das Gespräch beendet hätte.
    Doch dazu kam er nicht mehr.
    Blaulicht!
    Der Streifenwagen schlingerte auf seiner Straßenseite in gefährlicher
Schräglage um die Kurve. Gerade noch, dass er mit einem Notfallmanöver
ausweichen konnte, da war der Spuk schon vorbei.
    Er war zu beschäftigt gewesen, um zu erkennen, wer da am Steuer saß.
Es war eine einzelne Person gewesen.
    Ungewöhnlich. Er widmete der Polizei einen Fluch.
    Ein Blick auf seine Beifahrerin sagte ihm, dass sie kurz vor einem
Herzanfall stand.
    »Wann sind wir endlich da? Mir ist schlecht«, klagte Esther Hastemir.
    »Wir haben’s gleich geschafft«, gab Rico zurück. »Oder wollen Sie
vorher raus?«
    Ihre blauschwarze Mähne bildete einen reizvollen Kontrast zu ihrem
sonst dunklen Teint, der nun recht blass geworden war. Der Piercingring in
ihrer Nasenwand funkelte im Licht.
    »Mir ist so

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