Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi
Jungs.“
Alfie fragte sich, immer noch züchtig, warum ihm diese Mandy so vertraut vorkam, wie eine Seelenverwandte aus einem früheren Leben. Er staunte über sich selbst. An frühere Leben glaubte er nicht, auch nicht an künftige. Und schon gar nicht an Seelenverwandtschaften.
„Wenn’s recht ist, fang ich mit einem Jodler aus meiner schönen Heimat an.“ Mandy strich sich die Schürze glatt und jodelte los.
Alfie kam ja aus einer Gegend, in der nicht gejodelt wurde. Für seine Ohren klang es, als ob das auch für Mandy galt. Was da aus ihrem Mund drang, erinnerte stark an die Todesschreie von Robbenbabys, die wegen ihres Fells zu Tode geknüppelt werden.
Das schien aber weiter niemand zu stören. Jeff Bridges stierte wohlwollend auf die bebenden Hügel in Mandys Ausschnitt, Mosche Dajan betrachtete mit einem Lächeln ihre langen, wohlgeformten Beine. Die Herzoginwitwe guckte wie immer geringschätzig und Mireille Mathieu klatschte im Takt. Soweit ein Takt auszumachen war.
Irgendwann war die Qual vorüber – schon Alfies Oma hatte immer gesagt: Alles geht vorbei!
„Und? Hat es Ihnen gefallen?“ Mandy presste die Hand auf den üppigen Busen, legte den Kopf schräg und schaute kokett.
„Ha!“, schnaubte die Herzoginwitwe.
„Bravo!“, rief Mosche Dajan und klatschte in die Hände. Etwas Schweres, Dunkles fiel aus einer seiner Barbour-Taschen. Er kickte es mit dem Fuß unter die Couch mit den Troddeln.
„Sie sind eingestellt!“, verkündete Jeff Bridges.
„Wie bitte?“, rief Alfie, der glaubte, sich verhört zu haben.
Mandy schlang die schlanken Arme um ihn und drückte ihm einen dicken Kuss auf die Wange. „Wie schön! Da dank ich aber recht herzlich!“
„Moment mal!“, warf Alfie ein. Das war jetzt sein Schloss und mithin war das auch seine Entscheidung. Was kostete so eine Alleinunterhalterin überhaupt? Und sowieso, das hier war ein Haus voller Leichen – also jetzt ja eher ein Grundstück voller Leichen –, denen war erstens das Entertainmentprogramm der Hotelleitung egal, und zweitens konnte die Entertainerin irgendwann zufällig im Komposthaufen stochern – und dann würde hier die Hölle los sein!
„Ich bin ganz sicher, Sie werden zufrieden mit mir sein!“, gurrte Mandy in diesem Moment und legte Alfie die warme, weiche Frauenhand auf den Arm. Es ließ sich nicht erklären, aber die Berührung empfand Alfie als seltsam intim. Nicht intim intim, sondern vertraut intim. Da war sofort eine Verbindung, wie zu jemandem, den man schon ewig kannte. Er spürte, wie er innerlich dahinschmolz.
„Jedes gute Haus hier am Ort hat einen Alleinunterhalter. Da dürfen Sie nicht außen vor bleiben!“, erklärte Mandy.
„Wir ... wir sind derzeit nur ganz spärlich besetzt ...“ Ein letzter Rest Widerstand bockte in ihm auf.
„Das macht nichts. Ich laufe gerade vor kleinem Publikum so richtig zur Hochform auf. Ich bin ein wenig schüchtern.“ Mandy nahm eine Kleinmädchenpose ein, mit dem Zeigefinger auf den Lippen. Alfie fand das gekünstelt und total unecht, aber Jeff Bridges und Mosche Dajan riefen unisono: „Vor uns müssen Sie keine Angst haben!“
„Ha!“, trompetete die Herzoginwitwe.
„Unser Budget ist aber ...“, fing Alfie an.
„Ich spiele natürlich ausschließlich für Trinkgelder“, erklärte Mandy. „Es wäre mein erstes richtiges Engagement, da komme ich Ihnen gern entgegen. Ich übe ja noch.“
Alfie fielen keine guten Gegenargumente mehr ein.
„Ich kann auch kochen“, setzte Mandy noch eins drauf. „Ich gehe Ihnen in der Küche gern zur Hand.“
„Aber honorarfrei“, erklärte Alfie rasch.
„Natürlich!“ Mandy nickte, und ihre blonden Löckchen hüpften.
„Abgemacht!“ Jeff Bridges strahlte.
„Allerdings habe ich noch kein Zimmer gefunden. Könnte ich wohl die ersten Nächte hier wohnen?“ Mandy war wie ein Raubtier, das mühelos das schwächste Mitglied der Herde wittern konnte. Ihre Hand löste sich von Alfie und wanderte zu Jeffs Unterarm. „Wirklich nur für ein paar Nächte, gern auch ganz schlicht.“
Nein, wollte Alfie kategorisch sagen, auf gar keinen Fall. Wer wusste schon, was seine Alten als Nächstes aushecken würden. Sie brauchten freie Bahn. Doch Jeff Bridges kam ihm erneut zuvor.
„Selbstverständlich, gar kein Problem. Wir haben noch ein entzückendes Dachzimmer zur Seeseite. Warten Sie, ich helfe Ihnen.“ Er nahm ihr Akkordeon und ihren Koffer und ging zur Treppe. „Hier entlang.“
„Ich komme!“, gluckste
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