Grace & Josephine - Eingeschneit (German Edition)
lief. So, wie es sein sollte. Und sie hatte sicher in Jos Sinne gehandelt.
Sie sah eine bunte Pudelmütze in der Menge. Natürlich waren an diesem Tag noch mehrere Menschen mit Pudelmützen unterwegs, aber wenn man seine Seelenverwandte in der Nähe hatte, dann spürte man das einfach.
Grace stellte sich auf Zehenspitzen, versuchte über die Köpfe der vielen Leute hinwegzusehen, zwischen ihnen hindurchzusehen, und dann – endlich – sah sie Jo.
2 Pudelmützen am Times Square
JOSEPHINE
Nun stand sie hier mitten in New York, am Times Square, und wartete auf den Menschen, ohne den das Leben jetzt undenkbar wäre.
Sie wusste noch genau, wie ihre Schwester Chloe reagiert hatte, als sie ihr von ihrer Internet-Freundschaft erzählte.
„Wie kannst du dieser Fremden nur so viel vertrauen und behaupten, in ihr deine Seelenverwandte gefunden zu haben? Weißt du, wer ich bin? Ich bin deine Schwester, falls du das vergessen hast, und wenn jemand mit dir seelenverwandt ist, dann doch wohl ich und nicht irgendeine dahergelaufene Fremde aus dem Internet!“, sagte sie empört.
Mit einem ungläubigen Blick hatte sie ihre Schwester gefragt: „Hörst du dir manchmal eigentlich selbst beim Reden zu? Das Einzige, was wir gemeinsam haben, ist, dass wir die gleichen Eltern haben und das war es auch!“
Damit hatte Jo das Gespräch beendet, weil es keinen Sinn hatte, mit ihr zu diskutieren, und das Café verlassen, um Dave davon zu berichten.
Er war der Einzige, der sich für sie von Herzen freute, dass sie unter Millionen von Menschen ihre Seelenverwandte gefunden hatte. Ein Mensch, der so dachte wie sie, redete wie sie, handelte wie sie, so viel mit ihr gemeinsam hatte und auch das gleiche große Herz hatte wie sie!
Ihm hatte sie es auch zu verdanken, dass sie jetzt hier stand, das erste Mal auf New Yorker Boden. Er hatte ihr das Zug-Ticket gekauft und ihre Hälfte für das Hotelzimmer bezahlt. Das war sein Weihnachtsgeschenk für sie.
...
Ist soviel Glück eigentlich möglich?, kam ihr der Gedanke, als sie merkte, dass sie den Tränen wieder gefährlich nahe war. Doch um diesem Gedanken nachzugehen, hatte sie keine Zeit, denn als sie auf ihre Uhr schaute, wurde ihr klar, dass Grace jeden Moment hier sein müsste. Aber aus welcher Richtung wird sie kommen? Sie hat mir zwar gesagt, wo die Taxis halten, aber ich habe eine Orientierung wie eine Toastbrotscheibe – also null!
Voller Ungeduld hüpfte sie von einem Bein aufs andere und stoppte plötzlich mitten in der Bewegung. Ein komisches Gefühl breitete sich in ihr aus, aber kein schlechtes. Es war ein solches Gefühl, das sie noch nie hatte und sie wusste genau, was es bedeutete!
Sie ist hier, ich kann sie spüren, es ist, als ob sie hinter mir steht und mich mit ihren Augen fixiert. Soll ich mich jetzt umdrehen und wenn ja, soll ich mich ihr langsam zuwenden oder einfach ganz schnell? Aber was, wenn ich mich umdrehe und sie ist nicht da? Ich mache mir m al wieder viel zu viele Gedanken , dachte sie und drehte sich einfach blitzschnell um.
Und was sie sah, verschlug ihr die Sprache ...
Grace! Sie schaute direkt in ihre Augen, sie standen nur ein paar Meter voneinander entfernt. Menschen rempelten sie an und gingen zwischen ihnen durch, doch nichts konnte sie dazu bringen, den Blick von ihr abzuwenden. Zu groß war die Angst, sie in der Menge einfach wieder zu verlieren.
Sie hielt es einfach nicht mehr aus und ging mit großen, schnellen Schritten auf sie zu und Grace tat es ihr gleich. Ohne Worte fielen sie sich um den Hals, und die hatte es für diesen Moment auch nicht gebraucht.
Sie hielten sich beide in den Armen und keiner wollte den anderen loslassen; und jetzt war auch der Zeitpunkt, die Gefühle einfach rauszulassen – und das taten sie,
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