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Grace & Josephine - Eingeschneit (German Edition)

Grace & Josephine - Eingeschneit (German Edition)

Titel: Grace & Josephine - Eingeschneit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Dela , Manuela Inusa
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wür­den, denn Car­los` Kon­zen­tra­ti­on war ge­ra­de sicht­lich auf an­de­res ge­rich­tet als auf den Ver­kehr.
    Als er auf­ge­legt hat­te, dreh­te er sich kurz zu ihr um und teil­te ihr stolz mit: „Ich bin Va­ter ge­wor­den!“
 
    „ Wow! Ich gra­tu­lie­re!“, sag­te Grace. Okay, in dem Fall ver­stand sie na­tür­lich, dass man laut ju­bel­te. „Ein Jun­ge oder ein Mäd­chen?“
    „ Ein Mäd­chen. Wir wer­den sie Ma­ria nen­nen. Nach mei­ner Mut­ter.“
„Na, dann wer­de ich wohl heu­te Ihr letzter Fahr­gast sein, oder? Sie wol­len si­cher so schnell wie mög­lich zu Ih­rer Frau und Ih­rem Baby.“
Car­los schüt­tel­te den Kopf. „Nein, lei­der nicht. Ich wünsch­te, ich könn­te, aber sie sind in Kuba.“
„Sie mei­nen, Ihre Fa­mi­lie lebt in Kuba, während Sie hier le­ben?“ Grace war ein we­nig schockiert.
„Ja, ich ar­bei­te hier, wis­sen Sie, um Geld zu ver­die­nen und es ih­nen zu schicken. Zu­hau­se gibt es kei­ne Ar­beit.“
„Oh, das tut mir wirk­lich sehr leid, dass Sie von ih­rer Frau ge­trennt sind. Ich hof­fe, Sie bei­de wer­den bald wie­der ver­eint sein.“
„Dan­ke­schön. Ja, das hof­fe ich auch.“
     
    ...
     
     
    Sie wa­ren am Ti­mes Squa­re an­ge­kom­men und Grace woll­te be­zah­len, doch Car­los wink­te ab: „Die Fahrt geht auf mich. Heu­te ist ein ganz be­son­de­rer Tag, ich bin zum ers­ten Mal Va­ter ge­wor­den. Ich könn­te die gan­ze Welt um­ar­men.“ Mit die­sen Wor­ten fuhr er da­von und Grace sah dem Taxi trau­rig nach.
Wir wis­sen oft gar nicht, wie gut wir es ha­ben , dach­te sie. Doch dann sah sie sich um, auf der Su­che nach Jo.
Ach, ich hät­te das Wich­tigs­te bei­na­he ver­ges­sen , er­in­ner­te sie sich, hol­te die rot-grü­ne Pu­del­müt­ze aus der Ta­sche und setzte sie auf.
     
    Da Jo noch nir­gends zu se­hen war, lief sie ein bis­schen auf dem Ti­mes Squa­re her­um. Große be­leuch­te­te Wer­be­ta­feln zier­ten den Platz. Men­schen aus al­ler Welt wa­ren ge­kom­men, um ihn auf ei­nem Foto für im­mer fest­zu­hal­ten. Bun­te Lich­ter und Weih­nachts­de­ko­ra­tio­nen schmück­ten die Schau­fens­ter. Es gab viel zu se­hen und zu hören, doch von Jo war weit und breit nichts zu se­hen.
     
    Sie hat ja auch ih­ren Kof­fer, wahr­schein­lich war sie doch nicht ganz so schnell wie ich, dach­te sie und ging auf einen La­den zu, der New York Sou­ve­nirs an­bot. Auf ei­nem Re­gal ent­deck­te sie et­was, das Jo un­glaub­lich ge­fal­len wür­de: eine Schnee­ku­gel mit den Wol­ken­krat­zern von New York, und wenn man sie schüt­tel­te, rie­sel­te es nicht nur Schnee, son­dern auch win­zi­ge klei­ne Frei­heits­sta­tu­en.
Oh mein Gott, die wäre per­fekt für Jo!, fand Grace. Und da ich ihr Ge­schenk in mei­nem Kof­fer habe, von dem ich nicht ein­mal weiß, wann er an­kommt, soll­te ich sie ihr un­be­dingt kau­fen. Sie wird sich soo freu­en.
    Sie sah auf das Preis­schild und er­kann­te, dass sie fünf­und­zwan­zig Dol­lar kos­te­te, doch das mach­te ihr im Mo­ment nichts aus, weil sie wuss­te, wie sehr Jo Schnee­ku­geln lieb­te – ge­nau wie sie selbst. Wie­der eine Ge­mein­sam­keit.
     
    Schon auf dem Weg zur Kas­se fiel ihr Blick durch das Fens­ter und auf eine Frau, die an ei­ner Haus­wand lehn­te. Sie saß auf dem nack­ten, kal­ten Bo­den und war in dicke Decken ein­gehüllt. Die Arme muss­te schreck­lich frie­ren. Erst bei nähe­rem Hin­se­hen er­kann­te Grace, dass zwi­schen den Decken zwei Kin­der­köp­fe her­aus­guck­ten.
Sie hielt sich eine Hand ans Herz und hat­te so­fort feuch­te Au­gen.
     
    Sie stell­te die Schnee­ku­gel wie­der zu­rück ins Re­gal, ver­ließ den La­den und ging auf sie zu. Sie konn­te se­hen, wie die Frau, eben­so wie ihre bei­den klei­nen Kin­der, zit­ter­te. Wei­ße Schnee­flocken zier­ten die Decke, die ver­such­te, ih­nen ein we­nig Wär­me zu schen­ken.
Zu­tiefst be­rührt nahm Grace die fünf­und­zwan­zig Dol­lar, die für die Schnee­ku­gel ge­dacht wa­ren und reich­te sie der Bett­le­rin mit ei­nem trau­ri­gen Lächeln. Die Frau sah er­staunt auf und nahm das Geld dank­bar an.
„Gott seg­ne Sie, Miss“, sag­te sie ehr­fürch­tig und Grace hat­te zum ers­ten Mal an die­sem Tag das Ge­fühl, dass et­was rich­tig

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