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Graciana - Das Rätsel der Perle

Graciana - Das Rätsel der Perle

Titel: Graciana - Das Rätsel der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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lange nachzudenken, die Röcke gerafft, um loszulaufen. Er war zurück!
    Erst in diesem Moment begriff sie voller Erstaunen, wie schrecklich sie ihn vermisst hatte. Dass er die einzig verlässliche Stärke ihres Daseins war und sie ihr ganzes Vertrauen in ihn setzte. Er war zurück, nun würde alles gut werden!
    Sie kam rechtzeitig genug, um die Lobeshymne des Burgvogts auf ihre Fähigkeiten zu belauschen, und die Verblüffung ließ sie mitten im Schrift verharren. Niemand hatte sie jemals für ihre Arbeit gelobt. Mutter Elissa hatte vorausgesetzt, dass sie ihr Bestes gab, alles andere wäre sündhaft in ihren Augen gewesen. Pflichterfüllung war eine Selbstverständlichkeit!
    Nun sah sie die Verblüffung auf Kérvens Zügen, als sie ihn betrachtete und seine Erscheinung in sich aufnahm. Unter dem staubigen Umhang blitzten seine Waffen, und er hatte den Aufenthalt in Rennes dazu genutzt, die langen Haare zu einer kürzeren Frisur schneiden zu lassen. Es ließ ihn härter und männlicher wirken.
    Kérvens unwirsche Frage hingegen brach den Bann. Hatte sie das richtig begriffen? Sie durfte die Burg nicht verlassen? Er hatte den Burgvogt zu ihrem Kerkermeister ernannt? Weshalb in aller Welt? Was hatte sie ihm getan, dass er sie ihrer Freiheit beraubte?
    Die Betroffenheit stand ihr noch ins Gesicht geschrieben, als Kérven sich umwandte und sie mit seinen Blicken förmlich verschlang. Sie hatte eine Mehlspur auf der Wange, weil sie eben die Brote mit in das Feuer geschichtet hatte, und ein paar vorwitzige Strähnen hatten sich aus den straffen Zöpfen gelöst. Sie lagen wie ein heller Heiligenschein um das schöne Antlitz mit den goldenen Augen.
    Das war nicht die sinnliche Magierin, die ihn in ihren Bann geschlagen hatte, sondern eine entzückende Hausmagd. Bescheiden, fleißig und so rein wie das Wasser einer frischen Quelle. Wie überraschend, dass ihm ihr Anblick trotzdem den Atem raubte.
    Nicht eine der schönen Damen am Hofe des neuen Herzogs der Bretagne konnte es mir ihr aufnehmen. Sie waren charmant, elegant und erfreulich anzusehen, aber ihnen fehlte jene Aura, die Graciana so unverwechselbar machte. Es schien sie nie zu kümmern, wie sie aussah, was man von ihr dachte oder welche Kleider sie trug. In Lumpen oder Samt, sie blieb immer Graciana.
    »Willst du mich nicht willkommen heißen?«, sagte Kérven heiser.
    »Willkommen«, flüsterte sie befangen und schlug die Augen nieder. Ihr Herz schlug so laut, dass sie fürchtete, die beiden Männer könnten es hören.
    »Du lieber Himmel, Seigneur! Ihr seid geritten wie der Teufel persönlich, ich konnte Euch nicht früher einholen ...« Atemlos stürzte Ludo in die Halle und blieb dann ebenfalls wie angewurzelt stehen.
    Er verstummte mitten im Satz und sah sich mit so unverhohlener Verblüffung um, dass Kérven in schallendes Gelächter ausbrach.
    »Ich hätte nie gedacht, dass es dir möglich wäre, noch dümmer als gewöhnlich dreinzuschauen«, zog er seinen Knappen vergnügt auf. »Falls du dich fragst, ob du in der richtigen Burg bist, dann brauchst du nur deinen Großvater zu begrüßen. Ich werde derweilen nachsehen, ob deine Wunder auch bis in das erste Stockwerk dieses Hauses reichen!«
    Seine letzten Worte galten Graciana, und er streckte fordernd die Hand nach ihr aus. Sie zögerte, ging aber dann doch auf ihn zu, um ihre Hand in seine zu legen. Sie sah die Wärme in seinen Augen und das schalkhafte Lächeln, das die Strenge seines Mundes verwandelte.
    »Ich hoffe, Ihr findet alles zu Eurer Zufriedenheit vor«, sagte sie sanft, und Kérven konnte nichts anderes tun, als das Lob seines Burgvogts zu wiederholen, als er sah, was sie aus dem Herrschaftszimmer gemacht hatte.
    »Wo in aller Welt hast du dieses Bett aufgetrieben?« Staunend betrachtete er den großen Alkoven, der nun auf der Plattform und den beiden Stufen stand.
    Aus rötlichem Holz geschnitzt, trug er mit vier gedrechselten Säulen einen Betthimmel, der bis an die Balkendecke reichte. Grüne Samtvorhänge, die mit bestickten Borten umfasst waren, weckten Erinnerungen an eine lichtüberflutete Waldlichtung, üppig gefüllte Federbetten, die auf den Schläfer warteten, waren mit feinstem weißem Leinen bezogen, dessen bestickte Kanten und Ecken in makelloser Schönheit glänzten. Keine Falte störte die Pracht, und es war zu sehen, dass in diesem Bett noch keine Menschenseele geschlafen hatte.
    »Der Vogt konnte einen Teil der Möbel zur Seite schaffen, ehe die Krieger des Herrn von Blois das

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