Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Graciana - Das Rätsel der Perle

Graciana - Das Rätsel der Perle

Titel: Graciana - Das Rätsel der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
Vom Netzwerk:
das Zurückzucken, das traurige Beben des schönen Mundes und die Melancholie in den goldenen Augen. Wie schön sie war! Wie herzzerreißend traurig und schutzbedürftig!
    Er sehnte sich danach, die Hände in den seidig schimmernden Locken zu vergraben. Der Gedanke an die Süße ihres Mundes und die Herrlichkeiten ihres Körpers erfüllte ihn mit verzweifeltem Verlangen.
    Wer auch immer ihr Gemahl werden würde, er verspürte schon jetzt das mörderische Verlangen, dem Kerl den Hals umzudrehen!
    »Nun, mein Lieber?« Die Herzogin legte den Kopf mit der eleganten Spitzenhaube ein wenig schief und lächelte ihren Gemahl an. »Seht Ihr, was Ihr sehen wolltet?«
    Jean de Montfort schmunzelte in unverhohlenem Vergnügen. »Sie verschlingen einander mit Blicken und wissen überhaupt nicht, wo sie sich befinden!«
    Von dem breiten Herrschaftstisch aus hatte er einen ungestörten Blick auf die lange Seitentafel, an deren oberstem Ende der Seigneur des Iles und die schöne Edeldame saßen. Er in braungoldenem Samt, sie wie der personifizierte Frühling in Grün und eierschalenfarbenem Atlas. Ein beeindruckendes Paar, das nur Augen für sich hatte.
    »In der Tat, aber sie tun es nicht mit Leidenschaft, sondern mit Verzweiflung«, konstatierte die Herzogin, deren Blicke tiefer gingen. »Ich möchte vermuten, dass es schwierig sein wird, diese beiden Dickköpfe zu versöhnen!«
    »Überlasst dieses Spiel Eurem Gatten, Madame!«, erwiderte der Herzog unternehmungslustig. »Ich habe mich einiger Mitstreiter versichert, die die Dinge vermutlich in Bewegung bringen werden ...«
    Graciana, die nun, nachdem ihre morgendliche Übelkeit vergangen war, einen erstaunlichen Appetit entwickelt hatte, fand dennoch wenig Geschmack an den Aufsehen erregenden Köstlichkeiten von der Tafel des Herzogs. Sie konnte weder das Mandelmus mit den Kügelchen aus Weißbrot genießen noch die eingelegten Fische, und die in Wein gekochten Krebse beachtete sie kaum.
    Kérven legte ihr, wie es die Sitte verlangte, die Speisen vor, aber sie verspürte keinen Hunger. Die gebratene Hammelkeule verlockte sie nicht, und die knusprig gebratene Gans wollte sie nicht kosten. Was auch immer sie probierte, alles schmeckte ihr wie fauliges Stroh und legte sich in ihrem Hals quer.
    »Es schmeckt Euch nicht in meiner Gesellschaft«, stellte Kérven schroff fest, und Graciana sah keinen Grund, dem zu widersprechen. Am liebsten hätte sie das Fest, das ihr anfangs so glänzend erschienen war, verlassen.
    Als endlich die Speisenfolge zu einem Ende kam und nur noch Früchte und Kuchen auf den Tischen blieben, atmete Graciana auf. Musikanten erschienen, und auf den glänzend polierten Steinquadraten der Halle drehten sich die Paare im Reigen. Die Flöten, Lauten und Schellen vereinten sich zu einer fröhlichen Melodie, die das Gelächter und die Stimmen wie Vogelgezwitscher übertönte.
    Théry de Vanery verneigte sich vor Graciana und eröffnete damit die Folge der Ritter, die sich neugierig um die neue Schönheit des Hofes drängten. Nur der eine, nach dem sich ihr Herz sehnte, blieb mürrisch vor seinem Weinpokal sitzen. Nun, sie würde ihm nicht zeigen, wie sehr sein Verhalten sie kränkte.
    Graciana hatte noch nie getanzt, aber ihre angeborene Grazie und Musikalität halfen ihr über die ersten Schwierigkeiten hinweg. Ihre gute Beobachtungsgabe und ihr Gefühl für Rhythmus sorgten schnell dafür, dass sie immer mehr bewundernde Blicke erntete. Nur ein Mann blickte noch düsterer drein, als er es schon die ganze Zeit getan hatte.
    Théry de Vanery klopfte seinem Freund aufmunternd auf die Schulter.
    »Wenn Ihr bei Eurer Schönen den Sieg davontragen wollt, Kérven, so wäre es an der Zeit, dass Ihr am Turnier teilnehmt!«
    »Wer sagt Euch, dass ich das überhaupt möchte?«, knurrte Kérven unwillig und winkte den Pagen mit dem großen Weinkrug näher.
    »Wer sagt, dass ein hungriger Hofhund einen Markknochen möchte, wenn man ihm das gute Stück duftend vor die Nase hält?«, zog ihn sein Waffenbruder auf und ging lachend davon.
    Kérven unterdrückte einen lästerlichen Fluch und knallte den Weinbecher auf den Tisch. Er war es nicht gewohnt, dass man sich über ihn lustig machte. Er war es auch nicht gewohnt, dass ihm eine Frau die kalte Schulter zeigte. Bisher hatte er mit seinem Charme noch jede Edeldame erobert, und wenn ihm auch seine Ehre sagte, dass er kein Recht auf Graciana hatte, so fraß ihn doch nackte, blinde Eifersucht fast auf.
    Graciana drehte sich mit

Weitere Kostenlose Bücher