Gracie in Love
denn betrunken ließ sich die Situation besser ertragen. Drei Drinks reichten dafür zwar nicht, aber sie waren ein guter Anfang.
„Was genau darf man darunter verstehen?“, hakte Zeke nach. „Ist das positiv oder negativ?“
Riley schloss die Augen und ließ den Nachmittag Revue passieren.
„Ich war bei etwa dreißig Personen und ungefähr fünfundachtzig Prozent von ihnen erzählten mir das Gleiche: Sie würden nicht im Traum daran denken, mich zu wählen.“
Zeke fluchte. „Wegen der Geschichte mit Gracie, stimmt’s?“
Riley nickte. Wer hätte gedacht, dass diese alte Geschichte ihm jemals Schwierigkeiten machen würde? „Es waren diese blöden Zeitungsartikel“, sagte er missmutig. „Sogar Menschen, die weder mich noch Gracie kennen, glauben, sie hätten ihr halbes Leben mit uns verbracht und könnten sich eine Meinung über uns erlauben. Im Moment stehen alle auf ihrer Seite, und ich bin das Arschloch.“
Es war doch nicht möglich, dass er deswegen die Wahl verlieren würde!
„Du könntest sie umbringen, was?“, sagte Zeke.
„Nicht wirklich.“
Nein, das war nicht Gracies Schuld. Sie hatte sich nichts zuschulden kommen lassen. Natürlich war er nicht begeistert davon, wie sich die Lage entwickelte – schließlich ging es um siebenundneunzig Millionen Dollar und, noch wichtiger, darum, seinem Onkel posthum eins auszuwischen. Aber an dem Umfragedesaster war nicht Gracie schuld.
Dabei könnte man ihr durchaus eine Teilschuld zugestehen. Denn wäre sie nicht in Los Lobos aufgetaucht, wäre all das gar nicht erst passiert.
Und genau das ist es, dachte Riley, betrachtete das Bücherregal gegenüber und trank den letzten Schluck Scotch. Es war wunderbar, dass all das passiert war, und er wollte nichts davon ungeschehen machen. Auf jeden Fall nicht den Teil, der Gracie und ihn betraf.
„Also, was sagen die Leute?“, bohrte Zeke nach. „Sollst du sie besser behandeln?“
„Ich soll sie heiraten.“
„Und warum tust du das nicht?“
Riley sah seinen Wahlkampfmanager entgeistert an. „Sie heiraten?“
„Ja. Nur wegen der Wahl. So verrückt ist die Idee gar nicht. Vielleicht kannst du mit ihr ja eine Absprache treffen. Nach der Wahl würdet ihr euch einfach wieder trennen. Vielleicht brauchst du sie nicht einmal zu heiraten, eine Verlobung würde den Leuten sicher auch schon reichen. Gracie ist superlieb, sie wird garantiert Ja sagen.“
Das würde sie wahrscheinlich sogar, dachte Riley. Sie hatte ohnehin ein schlechtes Gewissen wegen seiner miserablen Umfrageergebnisse und würde alles in ihrer Macht Stehende tun, um daran etwas zu ändern.
„Nein.“
Fassungslos sah Zeke ihn an. „Wieso nein? Einfach so? Willst du sie nicht wenigstens einmal fragen?“
„Nein.“
„Aber wieso nicht? Das wäre doch die perfekte Lösung! Wo ist das Problem?“
Das konnte Riley ihm auch nicht beantworten. Er würde Gracie sofort heiraten, wenn sie schwanger wäre. Aber wegen des Wahlergebnisses? Auf keinen Fall! Und verloben würde er sich auch nicht einfach so. Damit würde sich das Volk sowieso nicht zufriedengeben.
„Ich will kein falsches Spiel mit ihr spielen“, sagte Riley. „Also vergiss es. Wir finden eine andere Lösung.“
„Es gibt keine andere Lösung.“
„Dann würde ich sagen, denk nach. Dafür wirst du schließlich bezahlt.“
Zeke steckte in der Klemme. „Riley, die Wahl ist in weniger als einer Woche. Ohne Gracie mit einzubeziehen, kann ich nichts mehr machen. Das muss dir doch klar sein.“
„Finde eine Lösung.“
„Aber ...“ Zeke verstummte und nickte. „Mal sehen, was ich tun kann.“
Es war mittlerweile achtundvierzig Stunden her, dass Gracie sich ihrer Liebe zu Riley endlich bewusst geworden war – und dennoch konnte sie sich immer noch nicht mit dieser Tatsache abfinden.
Aber sie liebte Riley. Daran bestand kein Zweifel. Sie wollte ihn. Er war es, der ihr Herz schneller schlagen ließ, der ihren Körper kribbeln ließ, bei dessen Küssen die Funken sprühten. Und er war ein wunderbarer Mensch. Sie konnte sich vorstellen, für immer mit ihm zusammen zu sein, mit ihm Kinder zu haben, mit ihm alt zu werden. Nur eines konnte sie sich nicht vorstellen: wie sie ihm das beibringen sollte.
„Nach der Wahl“, sagte sie sich immer und immer wieder, während sie die Fondantmasse auf der letzten Torte verteilte. „Dann kann er sich auf mich konzentrieren.“
Bis dahin würde sie sich an diesen wunderbaren Gefühlen erfreuen und die Torte für den
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