Gracie in Love
geschieht.“
Holly runzelte die Stirn. „Aber sie scheint nicht alle Tassen im Schrank zu haben.“
„Das spielt keine Rolle. Sie ist erst seit Kurzem wieder in der Stadt, aber schon sind sie und Riley wieder das Thema. Ich muss mir überlegen, wie ich diese Tatsache zu meinem Vorteil nutzen kann.“
Er ließ sich in seinem handgefertigten Ledersessel nieder. Holly ging um den Schreibtisch herum. Dabei rutschte ihr marineblauer Rock nach oben. Franklin ließ sich einen Moment vom Anblick ihres Oberschenkels ablenken und streichelte ihre weiche junge Haut.
„Lunch?“, fragte er süffisant.
„Sehr gerne.“
Selbstverständlich würden sie in der Mittagspause alles andere tun als essen.
Sie nahm die Zeitung. „Diese Gracie stand also früher schon auf Riley und wurde dadurch zur Legende. Das bedeutet, dass die Leute es ihm übel nehmen werden, wenn er sie erneut zurückweist.“
Einen Moment lang genoss Franklin seine Zufriedenheit. Natürlich! So einfach war das.
„Du bist ja noch intelligenter, als du schön bist“, lobte er Holly. „Da habe ich aber wirklich Glück.“
„Meinst du, du kannst damit etwas anfangen?“
„Auf jeden Fall. Ich werde Riley Whitefield zu einem Rededuell herausfordern und darauf bestehen, über Familienwerte zu sprechen, die den braven Bürgern dieser Stadt so wichtig sind.“
Gracie schob den Kuchen in den Ofen und stellte den Timer. Sie hatte gerade angefangen, die schmutzigen Backutensilien zusammenzuräumen, als es an der Haustür klopfte.
Ihre Hormone schickten ihr sofort eine positive Rückmeldung bei dem Gedanken daran, dass es Riley sein könnte. Und ihr Körper reagierte entsprechend. Doch es wäre nicht gut, ihn nach dem letzten Abend so schnell wiederzusehen. Sie brauchte Zeit, um zu verstehen, was geschehen war. Das alles sollte sie so schnell wie möglich hinter sich lassen, an morgen denken und nicht an den gut aussehenden dunkelhaarigen Mann, der sie verrückt machte.
Als sie die Tür öffnete, stellte sie fest, dass sie sich glücklicherweise umsonst verrückt gemacht hatte. Denn unglücklicherweise war der frühe Besuch ihre Mutter.
Lily Landon war Ende fünfzig, aber dank ihrer tollen Gene und einer noch tolleren Stylistin sah sie fabelhaft aus. Nur rund um die Augenpartie sah man einige Sorgenfalten. Gracie spielte einen Augenblick lang mit dem Gedanken, ihrer Mutter ein Kompliment zu machen, wie gut sie in der Jeans und dem bunten T-Shirt aussah. Doch deren Miene war offensichtlich gegen jegliches Kompliment gefeit.
„Grace Amelia Louise Landon. Was hast du dir bloß dabei gedacht?“, fuhr ihre Mutter sie an, während sie ins Haus rauschte. „Mir fehlen die Worte. Ich habe mir den ganzen Morgen das Hirn zermartert, was ich dir sagen soll – aber bis jetzt ist mir nichts eingefallen!“
Noch mehr als den Inhalt dieser Worte hasste Gracie den Tonfall der Enttäuschung, mit dem sie ausgesprochen wurden. Sie fühlte sich immer noch zurückgesetzt wegen dieser ganzen Hochzeitsgeschichte. Auf eine weitere Szene konnte sie getrost verzichten.
„Es ist nicht so, wie es aussieht“, machte sie deshalb ihrer Mutter klar, wohl wissend, dass das wie eine schale Ausrede klang.
„Ich verstehe. Du bist also gestern Abend nicht mit Riley Whitefield um irgendein Motel herumgeschlichen.“
Gracie machte die Haustür zu und ging vor ihrer Mutter her in die Küche. „Doch, bin ich. Aber das hat etwas mit Alexis zu tun. Hast du mal mit ihr gesprochen? Sie glaubt, Zeke hat eine Affäre mit Pam, und hat mich um Hilfe gebeten. Ich sollte herausfinden, ob es stimmt oder nicht.“
„Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun? Alexis macht sich doch Gedanken um alles, was Zeke tut, schon seit sie ihn geheiratet hat. Schieb du das jetzt bitte nicht als Ausrede vor.“
„Aber ich ... Sie hat mir ...“ Gracie kam sich vor wie ein Fisch auf dem Trockenen. „Willst du damit sagen, Alexis bildet sich das alles nur ein?“
Ungeduldig zuckte Lily Landon mit den Schultern. „Was weiß denn ich. Sie macht sich viel zu viele Gedanken. Zeke vergöttert sie, obwohl ich mir selbst manchmal die Frage stelle, wie er ihre dramatischen Szenen überhaupt erträgt.“
Gracie sank auf den nächstbesten Stuhl und versuchte zu begreifen. Das konnte doch bitte nicht wahr sein! „Ich bin wie eine Geistesgestörte durch die halbe Stadt gefahren, weil ich dachte, ich könnte damit meiner Schwester helfen, und jetzt sagst du mir, dass sie die ganze Nummer nur erfunden
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