Gracie in Love
da hatte er sie auch schon in den Arm genommen, um sie zu trösten. Aber das hier war etwas anderes. Jetzt spürte sie seinen Körper ganz nah an ihrem, die Arme um seinen Nacken geschlungen, Brüste und Oberschenkel an ihn gedrängt. Sie wünschte, dieser Kuss würde nie enden.
Offensichtlich konnte er Gedanken lesen – oder er wünschte sich dasselbe wie sie -, denn er schien sich geradezu an ihr festzusaugen. Hitze übermannte sie, all ihre Zellen schienen in Flammen zu stehen. Sie atmete Rileys Geruch ein, spürte seine weiche Haut unter dem Hemd und seine starken Muskeln.
Als er ihre Unterlippe mit seiner Zunge liebkoste, wurde ihr schlagartig klar: Das muss Schicksal sein. Trotzdem kam es ihr wie Wahnsinn vor, als sie seinen Kuss erwiderte. Und dann schaltete sich ihr klar denkendes Gehirn ab.
Sein Kuss war selbstbewusst. Er war ein Mann, der wusste, wie man eine Frau befriedigen konnte. Gracie schmeckte den Kaffee und den Zuckerguss der Torte und noch etwas anderes, Köstliches. Jetzt ließ er seine Hände über ihren Rücken wandern und zog sie noch enger an sich. Am liebsten hätte sie angefangen zu schnurren wie ein Kätzchen.
Eine Hand glitt auf ihren Po und drückte ihn. Sie wollte mehr, mehr als nur diesen Kuss. Begierde wurde in ihr wach. Sie wurde feucht, wollte sich ihm hingeben. Genau in diesem Moment löste er sich jedoch von ihr.
„Das hatte was.“ Riley schien wirklich beeindruckt zu sein.
Er klang tatsächlich etwas atemlos – das gefiel ihr. Womöglich hatte auch ihn die Leidenschaft übermannt?
Noch einmal küsste er sie sanft, dann strich Riley ihr eine Haarsträhne aus der Stirn. „Das war so nicht geplant“, stellte er fest.
„Du hast etwas geplant?“
„Immer.“
„Und wie sieht der Plan aus?“
„Verrätst du mir dein geheimes Kuchenrezept?“
„Nein. Ich verstehe. Also anders: Was kam dir in die Quere?“
Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie leidenschaftlich. Am liebsten wäre sie in seinen Händen zerschmolzen.
„Das“, gab er zu und ließ sie los. „Wir dürfen das nicht, Gracie. Ich halte mich an gewisse Spielregeln. Eine davon lautet: eine Frau schnell wieder vergessen. Wir beide wissen, dass das mit dir nicht geht.“
Sie legte die Hände auf seine Brust. „Beziehst du dich damit auf meine Vergangenheit? Hattest du nicht gesagt, das Thema wäre für dich abgehakt?“
„Nein, das hat nichts mit deiner Vergangenheit zu tun. Gute Nacht.“
Riley öffnete die Tür und ging davon. Volle drei Minuten blieb Gracie bewegungslos stehen und ließ ihre Unterhaltung Revue passieren ... und den Kuss. Dann schloss sie endlich die Tür und wirbelte wie eine Verrückte durch das kleine Wohnzimmer.
Wie hatte Sally Fields einmal bei der Oscar-Verleihung gesagt? „Er mochte sie. Er mochte sie wirklich.“
Nicht an den Kuss denken, sagte sie sich fast die ganze Nacht hindurch, schlafen konnte sie sowieso nicht. Das war gut, denn so schaffte sie es, alle Pünktchen und Rosen für die Hochzeitstorte anzufertigen. Das Beste war jedoch, dass sein Kuss noch viel wunderbarer gewesen war, als sie es sich damals in ihren kühnsten Träumen vorgestellt hatte. Aus ihren Träumereien wurde sie aufgeschreckt durch ein dumpfes Geräusch auf der Veranda. Die Zeitung war da. Der Morgen dämmerte schon. Erst jetzt bemerkte Gracie eine unglaubliche Müdigkeit.
Sie öffnete die Haustür, ordnete ihre Frisur und holte die Zeitung, die vorne auf der Veranda gelandet war. Schnell hob sie sie auf und ging wieder hinein. Sie entfernte die Plastikhülle und schlug die Zeitung auf.
Und da entfuhr ihr ein wütender Schrei – es war unglaublich. Das durfte doch nicht wahr sein! Unmöglich! Wie unfair, was sie da schwarz auf weiß lesen musste.
Auf der Titelseite der Los Lobos Daily News prangte ein – wenn auch leicht unscharfes – Foto von ihr und Riley, wie sie Hand in Hand mitten auf dem Parkplatz des Motels standen. Es sah so aus, als hätte man sie auf frischer Tat ertappt – was selbstverständlich an dem grellen Blitzlicht lag und nicht daran, dass man sie tatsächlich bei etwas Ungebührlichem erwischt hätte. Aber wer konnte das schon ahnen?
Noch schlimmer war die Überschrift: „Bürgermeisterkandidat im Liebesnest ertappt.“ Dazu der etwas kleiner gedruckte Hinweis auf die „Gracie-Chroniken“, die ab Seite neunzehn noch einmal zu lesen war.
Gracie rollte die Zeitung zusammen und schleuderte sie gegen die Wand. „Warum? Warum? Warum? Was soll
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