Gracie in Love
musste er sich in dieser Woche nun schon zum zweiten Mal anhören. Und auch diesmal freute sich Riley nicht darüber.
Als Gracie zurück in ihr Haus kam, fand sie ihr Handy auf dem Küchentisch, wo sie es liegen gelassen hatte. Sie hatte eine neue Sprachnachricht, die sie schnell abhörte.
„Hallo, Gracie. Hier spricht Melissa Morgan vom Geschichtsverein Los Lobos. Ich würde gerne mit Ihnen sprechen, bitte rufen Sie mich doch zurück.“
Widerwillig notierte sich Gracie die Nummer der Frau und rief dann zurück. Sie hatte so aufgesetzt munter geklungen, dass Gracie ihr sofort misstraute.
Schon nach dem ersten Klingeln nahm Melissa Morgan ab. Gracie nannte ihren Namen.
„Oh, wie nett, dass Sie zurückrufen!“, rief Melissa mit einer Stimme, die Glas zum Splittern bringen konnte. „Ich sage Ihnen, worum es geht. Wir kennen alle Ihre Mutter und haben von ihr gehört, dass Sie so einen Konditorservice haben. Wir fänden es ganz wunderbar, wenn Sie uns einen Kuchen machen könnten. Es war genau genommen der Vorschlag Ihrer Mutter. Wir haben demnächst eine Fundraising-Veranstaltung, der alte Strathern-Palast ist ja komplett renoviert worden und strahlt jetzt wieder in altem Glanz. Sie kennen die Stratherns ja sicher, der Richter und seine Tochter Jill. Natürlich heißt sie mittlerweile Jill Kendrick, nachdem sie den Sheriff geheiratet hat. Also, das war wirklich eine schöne Hochzeit! Ach so, der Kuchen. Wir dachten an dreihundert Personen. Wie viele Biskuittorten wären das?“
Gracie empfand Mitleid mit der Frau, sie plapperte ohne Punkt und Komma. Dann begriff sie, was man von ihr wollte. Auf keinen Fall würde sie das tun. Gruselig.
„Biskuittorten?“, fragte sie und hoffte, dass sie nicht so angewidert klang, wie sie das fand. „Sie wissen aber schon, dass ich auf Hochzeitstorten spezialisiert bin?“
„Ja, natürlich. Das hat Ihre Mutter gesagt. Aber so ein kleiner runder Kuchen reicht doch nicht für so viele Personen?“
Ein kleiner runder Kuchen? Gracie wäre am liebsten aus Verzweiflung mit dem Kopf gegen die Wand gerannt. Wäre es nicht wunderschön, diese Stadt einfach zu vergessen? Abzulehnen kam nämlich nicht infrage.
„Ich kann etwas machen, das schöner ist als eine simple Biskuittorte und trotzdem für dreihundert Personen reicht“, schlug sie also vor. „Soll ich Ihnen ein paar Entwürfe ausarbeiten?“
„Oh, das ist nicht nötig“, sagte Melissa. „Hauptsache, es ist lecker.“ Kurze Pause. „Aber Sie erwarten sicher nicht, dass wir dafür etwas bezahlen? Ihre Mutter meinte, das ginge schon klar. Wir wollen natürlich nicht unverschämt sein, aber Sie wissen ja: Unser Budget ist sehr beschränkt.“
Natürlich, dachte Gracie und starrte die Wand an. Offensichtlich hatte ihre Mutter keine Probleme damit, frei über Zeit und Geld ihrer Tochter zu verfügen. „Keine Sorge, ich spende die Torte.“
Sie würde eine genaue Liste der Kosten erstellen und das Ganze dann zumindest als Spende beim Finanzamt geltend machen.
„Sie sind wirklich ein Engel! Die Veranstaltung findet am 5. Juni statt, das ist ein Sonntag. Nur zwei Tage vor der Wahl.“ Melissa lachte. „Ich weiß, es ist schon lange her, und Ihre Mutter möchte gar nicht darüber sprechen, aber wussten Sie, dass ich mit Riley in einer Klasse war? Wir fanden es damals alle ziemlich spannend, was Sie gemacht haben. Sie wissen wirklich, wie man sich einen Mann angelt.“
Gracie war dankbar, wenigstens kein gezwungenes Lächeln zeigen zu müssen. Sie zog kurz in Erwägung, die Dinge richtigzustellen, doch dann gab sie nur ein paar zustimmende Laute von sich und beendete schnell das Gespräch.
„Ich sollte mich umbringen“, murmelte sie und steckte das Handy in ihre Handtasche.
Gracie ging hinüber zu ihrem Terminplan und versuchte herauszufinden, wann sie die Torte für die dreihundert Personen noch dazwischenquetschen konnte. Obwohl Melissa nur eine Biskuittorte verlangt hatte, wollte Gracie so etwas Einfaches nicht abliefern. Sie stellte sich etwas Elegantes vor, das dennoch ...
Es klopfte an der Haustür. Gracie drehte sich um und spielte kurz mit dem Gedanken, einfach nicht aufzumachen. Doch bei ihrem Glück würde die Person vermutlich nicht aufgeben.
Also wappnete sie sich gegen die nächste Attacke. Vermutlich war es eines ihrer Familienmitglieder oder ein armes Waisenkind, das fragen wollte, ob sie nicht eine schöne Torte für das örtliche Waisenhaus backen könnte. Sie öffnete die Tür.
Es war noch
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