Gracie in Love

schlimmer, als sie erwartet hatte.
    Vor vierzehn Jahren war es Gracies Lebensziel gewesen, dass Riley Whitefield sie zur Kenntnis nahm. Sie hatte es gehasst, dass er mit all diesen Mädchen ausging, doch die Vorstellung tröstete Gracie immer wieder, dass sie ihm am meisten aufgefallen war. Bis Pam kam. Kaum war er mit dem schönen blonden Cheerleader zusammen, traf er keine anderen Frauen mehr. Gracie war am Boden zerstört und beschloss, das Paar auseinanderzubringen.
    Offensichtlich hatte sie damit keinen Erfolg gehabt, denn die beiden heirateten. Und die Scheidung nach wenigen Monaten kam zu spät für sie.
    Seitdem hatte sie alles getan, um diese Vergangenheit hinter sich zu lassen. Als sie jetzt wieder damit konfrontiert wurde, war sie alles andere als erfreut.
    „Wow! Gracie! Wie geht’s?“ Pam Whitefield stand vor ihr und grinste wie ein Honigkuchenpferd. „Du siehst toll aus! Willkommen in Los Lobos. Alles klar bei dir?“
    Pams fröhliche schrille Stimme war fürchterlich. Wieso geriet sie ihretwegen so aus dem Häuschen?
    „Hey, Pam. Hi.“
    „Darf ich reinkommen?“ Und schon schlüpfte Pam an ihr vorbei ins kleine Wohnzimmer. „Wie ist es dir ergangen? Ich habe den Artikel über dich in der People gelesen und mich so für dich gefreut. Du bist also jetzt berühmt, ist das nicht toll?“
    „Ich finde es auch spannend.“
    Gracie verbrachte die meiste Zeit ihres Lebens in der Küche und trug daher praktische Kleidung – Khakihosen, Polohemden, bequeme Schuhe. Pam dagegen, die vier Jahre älter als sie war, aber jünger wirkte, trug eine maßgeschneiderte Hose, dazu ein Seidentop, das ihre schlanke Taille und etwas zu großen Brüste betonte.
    Gracie entsprach dem Klischee des typischen California Girls: Sie war blond und hatte blaue Augen. Aber im Vergleich zu Pam mit dem schimmernden Haar und dem perfekt geschminkten Gesicht war sie einfach nur stinklangweilig. Mit ihren kurzen Haaren, keinem einzigen sichtbaren Fältelten (auch nicht in der Kleidung) und den Designerschuhen hatte Pam die Ausstrahlung eines Filmstars. Wenn sie also das Ideal verkörperte, war Gracie das Gegenteil.
    Aber sie hatte sich in den vergangenen beiden Tagen schon genug bemitleidet und riss sich deshalb jetzt zusammen. Sie musste Pam nur so schnell wie möglich wieder loswerden.
    „Und was führt dich zu mir?“, fragte sie lächelnd. Ob diese Frau nicht vielleicht doch eine Affäre mit ihrem Schwager hatte? Auch wenn Gracie Alexis immer noch nicht hundertprozentig glaubte, stand fest, dass Zeke gelogen hatte. Und er hatte auch nicht gesagt, wo er die ganze Zeit steckte und was er machte.
    „Ich möchte dir einen Vorschlag machen. Ich weiß, du hast wahrscheinlich Dutzende von Torten zu machen. Und du bist erst seit ein paar Wochen wieder hier, aber ich dachte ...“ Pam drückte ihre Coach-Designerhandtasche und druckste ein wenig herum. „Es ist eine längere Geschichte.“
    Vermutlich wollte sie mit diesem Satz erreichen, dass Gracie ihr einen Platz anbot und Erfrischungen servierte. So lange wie möglich zögerte Gracie diesen Augenblick hinaus, deutete schließlich aber doch auf das Sofa und verschwand mit einer Entschuldigung in der Küche. Rasch kam sie mit einer Cola light und einem Stück Torte für ihren Gast zurück.
    „Ich werde in ein paar Wochen hier ein Bed & Breakfast eröffnen“, erklärte Pam. „Ich musste sehr viel renovieren, aber jetzt ist fast alles fertig. Die Küche ist schon komplett, damit hatte ich angefangen. Aber ich habe im Moment noch keine Verwendung dafür. Deshalb dachte ich, du könntest sie dir vielleicht einfach mal anschauen.“
    Ungläubig starrte sie Pam an. „Wieso sollte ich mich für deine Küche interessieren?“
    Pam, die den Kuchen bisher noch nicht angerührt hatte, lachte. „Ach, ich Dummchen! Ich habe dir meinen Vorschlag ja noch gar nicht unterbreitet! Ich würde dir gerne meine Küche vermieten. Sie ist mit zwei Profi-Backöfen und großen Arbeitsflächen ausgestattet. Bei den vielen Torten, die du sicher machen musst, dachte ich, das wäre vielleicht was für dich. Die Eröffnung ist erst nach der Hochzeit deiner Schwester geplant, du könntest also rund um die Uhr dort zugange sein.“
    Gracies erster Gedanke war, Pam zu fragen, woher sie von Vivians Hochzeitsplänen wusste, die sich ja immer wieder in Luft auflösten. Aber das hier war Los Lobos, und hier wusste jeder alles über jeden.
    Ihr zweiter Gedanke war Neid auf die modernen Backöfen, die sicher nie zu