Gracie in Love
kann man bloß in den Bergen oder in der Wüste leben?“
„Wenn man es nicht anders kennt. Ich habe das Meer zum ersten Mal gesehen, als ich sechzehn war und wir hierherzogen.“
Sie sah ihn an. „Wo bist du denn aufgewachsen?“
„In Tempe. Und dann hier.“ Er erinnerte sich an den Wohnwagen, in dem er mit seiner Mutter gewohnt hatte. „Ich habe meine Mom nie gefragt, warum wir noch so lange dort geblieben sind, nachdem Dad uns verlassen hatte. Vielleicht hat sie gedacht, er käme zurück.“ Seine Mutter war immer eine Träumerin gewesen.
„Sechs Jahre sind eine lange Zeit.“
„Zu lang. Dann kamen wir hierher. Hier sollte es uns besser gehen, meinte sie, weil hier ihr Bruder lebte. Bis dahin hatte ich gar nicht gewusst, dass ich einen Onkel hatte.“
„Und wie war es, als du ihn kennengelernt hast?“, wollte Gracie wissen.
„Ich habe ihn nie kennengelernt. Mom ließ mich im Motel und ging allein zu ihm. Und als sie zurückkam, sah ich, dass sie geweint hatte, auch wenn sie es nicht zugeben wollte. Sie sagte eigentlich überhaupt nichts über diesen Besuch. Dann gingen wir auf die Suche nach einem hübschen kleinen Häuschen, in dem wir zwei glücklich sein würden.“
Riley führte Gracie zu einem Felsen und setzte sich davor in den Sand. Sie hockte sich neben ihn, und er nahm wieder ihre Hand.
„Ich habe mir dann im Lauf der Zeit das Puzzle zusammengesetzt“, fuhr er fort. Er scheute die Erinnerung und war doch in der Vergangenheit gefangen. „Ihr Bruder warf ihr vor, sie hätte der Familie den Rücken gekehrt, als sie mit meinem Vater durchbrannte. Für ihn existierte sie seitdem einfach nicht mehr. Und ich natürlich auch nicht.“
Gracie rutschte näher an ihn heran und kuschelte sich an ihn. „Tut mir leid für dich, dass dein Onkel so ein Pupskopf war.“
Riley musste lächeln. „Ich habe ihn all die Jahre als herzlosen Bastard bezeichnet, aber Pupskopf gefällt mir auch gut.“
„Ja, stimmt doch! Wie kann man denn seine eigene Familie so behandeln?“
Riley lehnte sich gegen die Steine und legte den Arm um Gracie. „Offensichtlich geht so was ganz leicht. Ich habe ihn ja nicht kennengelernt. Nur wenn ich hin und wieder in Schwierigkeiten geriet, schickte er mir Briefe voller Zurechtweisungen.“
„Aber du hast doch nie was richtig Schlimmes gemacht.“
Ihre Blicke trafen sich. „Ich war schon ein wilder Kerl.“
„Ich weiß. Das war eine deiner besten Eigenschaften. Dein ‚bad boy‘-Image hat mein kleines Teenager-Herzchen ganz schön rasen lassen. Ich fand dich schon immer gefährlich sexy.“ Provozierend und mit einem Grinsen im Gesicht fragte sie ihn: „Wusstest du eigentlich, dass ich mal in dich verknallt war?
Er kicherte. „Was? Nein, wirklich? Davon hab ich nie was mitgekriegt.“
„Ich weiß.“ Sie seufzte. „So bin ich. Ein feinfühliges Wesen und äußerst zurückhaltend. Kam er wenigstens zu deiner Hochzeit?“
„Nein. Wahrscheinlich hat ihm Mom sogar eine Einladung geschickt, aber mir war es völlig egal, ob er kommt oder nicht. Ich weiß nicht, ob Pam auf ein tolles Geschenk gehofft hat, aber jedenfalls kam auch da nichts von ihm.“
„Pam ist ja jetzt wirklich total nett und alles“, meinte Gracie. „Aber irgendwie kann ich mich trotzdem nicht dazu durchringen, dass es mir für sie leidtut.“
„Ich mich auch nicht. Ich wollte sie ja auch gar nicht heiraten. Wusstest du das überhaupt?“
Überrascht sah Gracie ihn an. „Du machst Witze. Ich dachte, du wärst total verliebt in sie gewesen.“
„Ich war geil auf sie“, korrigierte er. „Das ist ein großer Unterschied. Mit achtzehn war es super, sie als Freundin zu haben, denn sie machte echt was her. Aber als sie mir dann was von einer Schwangerschaft erzählte, war ich echt sauer. Sie hatte mir gesagt, sie würde die Pille nehmen, und ich habe ihr geglaubt.“
Das Thema machte Gracie unruhig. „Ich habe nie gesagt, dass ich sie nehme.“
Sanft küsste Riley ihr Haar. „Das ist nicht dasselbe. Ich hab dir schon mal gesagt, ich bin deshalb nicht sauer auf dich.“
„Aber ich ...“
Er legte ihr eine Hand auf den Mund. „Nein.“
„Aber ...“
Er presste fester. „Schluss jetzt.“
„Okay.“
Insgeheim war es ja auch eigentlich sein Fehler gewesen, dachte Riley. Er wollte unbedingt mit ihr schlafen und hatte an Vorsichtsmaßnahmen überhaupt nicht gedacht. Eigene Blödheit.
„Worüber haben wir gerade gesprochen?“, fragte er.
„Dass du Pam nicht heiraten wolltest,
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