Gracie in Love
lassen? Ich mag Alexis und Vivian im Augenblick auch nicht, aber ich würde sie nie im Stich lassen. Erst recht nicht in einer solchen Situation.“
Wahrscheinlich würde Gracie auch einem tollwütigen Hund ihre Hilfe nicht verweigern, dachte Riley gerührt.
„Mich berührt das alles nicht mehr“, versuchte er ihr zu erklären. „Ich habe meinen Frieden mit der Vergangenheit gemacht.“ Obwohl „Frieden“ wohl nicht ganz das richtige Wort war. Er hatte sich mit den Tatsachen abgefunden und beschlossen, es wiedergutzumachen.
Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände. „Du hast deinen Frieden noch nicht gefunden. Du bist immer noch wütend.“
Wieso kannte sie ihn so gut? „Ich komm schon drüber weg.“
Gracie wusste nicht, ob das so einfach war. Wie sollte er alles, was geschehen war, einfach akzeptieren und dann weitermachen können wie vorher? Sie spürte den Schmerz in seinem Innern, die Verletzung – so sehr, dass es ihr selbst wehtat. Sie wollte sich um ihn legen wie ein heilender Verband. Oder in die Vergangenheit zurückreisen und alles ungeschehen machen.
Er war ein guter Mann, er war stark. Das hatte er nicht verdient.
„Es tut mir leid für dich“, flüsterte sie noch einmal. „Ich hasse diesen Bürgermeister Yardley. Warum musste er mit deiner Vergangenheit anfangen, nur damit er besser dasteht? Das ist widerwärtig.“
„Ein alter Pupskopf, was?“
„Der größte Pupskopf von allen.“ Gracie wischte sich die Tränen ab. „Wie konnte er das nur tun? Furchtbar. Und jetzt denken alle Leute schlecht von dir. Das ist unfair.“
„Ich werd’s überleben“, sagte er.
„Aber du musst auch die Wahl gewinnen. Kann ich dir denn irgendwie helfen?“
„Ich sag dir Bescheid, wenn wir uns auf eine Strategie geeinigt haben.“
„Ich gehe auch gern zu den Leuten nach Hause und sage allen, dass ich nicht schwanger bin.“
Diese Frau war echt süß. „Das würde sicherlich für Aufsehen sorgen. Aber sollten wir nicht erst das Ergebnis des Schwangerschaftstests abwarten, bevor du losziehst?“
„Richtig. Gutes Argument.“ Sie ließ sich neben ihn in den Sand fallen. An ein Baby wollte sie im Augenblick gar nicht denken. „Das würde ich gerade sowieso nicht verkraften.
„Du meinst, jetzt, wo deine Schwester heiratet, die andere wegen ihres Ehemanns Panik schiebt, dann deine vielen Tortenbestellungen, die Sache mit Pam und der Bürgermeister, der allen erzählt hat, wir hätten Sex gehabt?“, stichelte er.
Stöhnend pflichtete sie ihm bei. „Wenn du es so ausdrückst, hört es sich schon viel besser an. Ist das jetzt ein Voroder ein Nachteil?“
„Es ist einfach anders. Heute ist übrigens mein Vater bei mir aufgetaucht.“
Dass sie tatsächlich noch etwas schockieren könnte, war eigentlich undenkbar. Doch offensichtlich hatte sie sich geirrt.
„Dein Vater? Hier?“
„Er war in der Bank“, erzählte Riley und fuhr mit seinen Fingern durch ihr Haar. „Obwohl ich ihn vor zweiundzwanzig Jahren das letzte Mal gesehen habe, habe ich ihn sofort erkannt. Wenn das nicht etwas zu bedeuten hat.“
Sie wusste nicht, was sie davon zu halten hatte. „Er wollte dich sehen?“
Riley lachte bitter. „Natürlich nicht. Er wollte Geld. Er hat sich noch nicht einmal danach erkundigt, wie es mir geht, sondern verlangte einfach, ich solle ihm einen Scheck ausstellen. Er wäre diesen Monat knapp dran.“
Es war, als hätte ihr jemand einen Tritt versetzt. Riley tat zwar völlig emotionslos, aber sie kannte das Gefühl, von einem Elternteil im Stich gelassen zu werden. Auch wenn es bei ihr anders gewesen war, der Verlust war derselbe.
„Tut mir leid“, flüsterte sie.
„Was passiert ist, ist passiert. Ich habe ihn rausgeworfen, aber er wird garantiert wieder auftauchen. Wahrscheinlich gebe ich ihm etwas, um ihn loszuwerden.“
Sie schlang die Arme um ihn. „Ich wünschte, ich könnte daran etwas ändern.“
„Das ist nicht deine Aufgabe.“
„Ich weiß, aber ich würde dir gerne helfen.“ Sie streichelte sein Gesicht. „Komm mit zu mir.“
An seiner Miene änderte sich nichts. „Das ist nur eine kurzfristige Lösung.“
„Eine bessere kann ich zurzeit nicht anbieten.“
„Das sollte keine Beschwerde sein.“
Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012
14. KAPITEL
D ie Nacht war dunkel, als sie zurückfuhren, sie sprachen nicht. Ihre Kommunikation bestand darin, dass Riley ihre Hände hielt und sie mit dem Daumen streichelte.
Körperlich
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