Gracie in Love
beiden unteren Tortenschichten planer waren, schnitt die Rosenstiele ab und legte stattdessen Rosenknospen auf alle drei Schichten. Ich hatte noch ein paar Blütenblätter übrig, mit denen ich den Tisch dekorierte, und noch ein paar Extras für die oberste Tortenetage. Niemandem ist etwas aufgefallen, außer natürlich der Familie, die ja wusste, was passiert war.“
„Das nenne ich Stress.“ Neda beobachtete sie bewundernd.
„Ich hatte ein solches Herzklopfen!“
Die junge Frau machte noch ein paar Bilder, fragte noch ein paar Dinge und verkündete dann, das Interview sei beendet.
„Ich bin wirklich beeindruckt“, bescheinigte die junge Journalistin Gracie. „Ich finde es ganz toll, was Sie machen, und das werde ich auch in meinem Artikel zum Ausdruck bringen.“ Neda packte zusammen. „Ich habe mich auch gerade verlobt, und wir haben uns überlegt, ob wir nicht an Weihnachten heiraten wollen. Hätten Sie da vielleicht Zeit, um eine Torte für mich zu machen?“
Gracie lächelte. „Auf jeden Fall. Warten Sie, ich gebe Ihnen eine Karte mit, dann rufen Sie mich einfach demnächst an und wir besprechen die Einzelheiten. Für Hochzeitstorten an, den Feiertagen gibt es ein paar ganz besondere Ideen, schon allein bei der Farbauswahl.“
„Wunderbar. Vielen Dank. Das hat mir echt Spaß gemacht.“
„Ganz meinerseits.“
Gracie brachte die junge Frau noch zu ihrem Wagen. Auf dem Weg dorthin bemerkte Gracie mehrere Kartons, die in der Einfahrt neben ihrem Wagen standen.
„Was ist das denn?“, fragte sie und ging näher heran.
Als sie den Namen einer bestimmten Backmischung las, erstarrte sie.
„Was ist?“ Neda schaute sich interessiert um.
Es war Gracie nicht möglich, eine Antwort herauszubringen. Sie schnappte nach Luft, war wie paralysiert. Es war alles so arrangiert, als seien die beiden Kartons aus ihrem Wagen herausgefallen. Kein Wunder – der Fond ihres Subaru war bis oben hin vollgestopft mit Backmischungsschachteln.
„Soll das ein Witz sein?“, fragte die Journalistin empört. „Sie benutzen eine Fertigbackmischung? Das ist also Ihr Geheimnis?“
„Nein! Die sind nicht von mir! Als Sie ankamen, waren diese Dinger doch noch gar nicht da. Ich habe seit meinem zwölften Lebensjahr keine fertige Backmischung mehr benutzt! Da will mir jemand einen bösen Streich spielen.“
Neda schüttelte den Kopf. „Natürlich. Jemand, der wusste, dass ich zu Ihnen komme, und genau diesen Zeitpunkt abgepasst hat. Vergessen Sie das mit meiner Hochzeitstorte einfach!“
Gracie hob die Schachteln auf. Sie waren noch voll. „Bitte! Sie müssen mir glauben!“
„Ich wüsste nicht, wieso. So außergewöhnlich sind Sie nun auch wieder nicht. Das hätte mir gleich auffallen müssen.
Wütend öffnete die Journalistin die Tür ihres Wagens und warf ihre Tasche hinein. Als sie sich umdrehte, sah Gracie die Kamera in ihrer Hand. Noch bevor sie eingreifen konnte, hatte sie schon ein halbes Dutzend Fotos gemacht.
„Ach ja. Den Artikel können Sie vergessen. Wir sind eine seriöse Zeitschrift!“, rief Neda ihr zu, als sie in den Wagen stieg. „Ich kann es einfach nicht glauben! Das ist ja regelrecht Betrug! Und ich dachte, Sie wären wirklich nett. Aber Ihre Torten sind ja auch nur Fälschungen! Wahrscheinlich machen Sie die Dekorationen auch nicht selbst, deshalb lagen so viele herum. Die haben sie doch garantiert auch irgendwo gekauft!“
Neda knallte die Tür ihres Mustangs zu und rauschte davon. Schockiert sah Gracie ihr hinterher. Das darf doch nicht wahr sein, murmelte sie vor sich hin. Das darf doch alles nicht wahr sein.
Pam.
Aber ihr fiel einfach nicht der geringste Grund ein, wieso Pam ihr so etwas antun sollte. Die Frau war die ganze Zeit superfreundlich zu ihr gewesen. Sie hatte ihr sogar ihre Küche zur Verfügung gestellt.
Als sie die Schachteln in die Mülltonne warf, kämpfte sie mit den Tränen. Dann ging sie ins Haus, schnappte sich ihre Handtasche und lief wieder hinaus zu ihrem Wagen.
Riley hatte gerade sein Meeting beendet und war auf dem Weg zurück in sein Büro. Als er an den Aufzügen vorbeikam, stürmte gerade Gracie heraus. Ein kurzer Blick sagte ihm, dass etwas Schreckliches geschehen sein musste.
„Was ist los?“, fragte er und legte fürsorglich den Arm um sie, während er sie in sein Büro führte. „Ist jemandem was passiert?“
Gracie schüttelte den Kopf und rang nach Atem. „Die Torten. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Ich habe es ein paar Leuten
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