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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Botschaft!« sagte sie, die Hände in die Hüften gestemmt, und blickte herausfordernd auf Crean herab.
    »Legt erst mal an; ich werde sehen, was ich für Euch e r reichen kann.« Crean schwamm voraus und zog sich die Felsen hoch.
    Hamo hatte die Szene beobachtet. »Ein Stelldichein mit einer allein reisenden Dame?« spottete er. »Meine Mutter wird sich freuen, ihre Bekanntschaft zu machen!«
    Crean ging nicht auf ihn ein. »In der Tat«, sagte er tr o cken, »gilt dieser Besuch nicht mir, sondern der Gräfin. Eilt bitte hinauf und informiert sie, daß eine Nachricht – Elias Mönch betreffend -vorliegt, die nur sie persönlich entgegennehmen soll.«
    »Und warum geht Ihr selbst nicht, diesen Bescheid zu überbringen?« Hamo blieb störrisch. »Glaubt Ihr erns t haft, sie unterbricht ihren Mittagstisch und läuft hier hi n unter, um solch einer Person ihre Aufwartung zu m a chen?«
    »Wie Ihr wünscht, junger Herr!« entgegnete Crean. »Dann bringe ich die Dame jetzt hinauf in den Speisesaal mit dem ausdrücklichen Hinweis, daß dies Euer Begehr war …«
    »Das habe ich nicht gesagt, Crean!«
    »Ihr habt keine Zeugen«, erwiderte dieser kalt, »und ich kann auch nicht die Verantwortung übernehmen, Euch mit einer ›sol-chen‹ Person allein zu lassen. Die Sache, um die es geht, ist zu wichtig.«
    »Genau!« pflichtete ihm Ingolinde bei, die sich mittle r weile von ihren Matrosen hatte an Land hieven lassen. Sie betrachtete Hamos bronzefarbenen nackten Körper mit Wohlgefallen. Der Junge errötete – er war diesem Blick nicht gewachsen – und trollte sich eilends.
    »Ihr habt mir immer noch nicht gesagt, ob ich meinen William nun endlich sehen kann. Er ist doch noch bei Euch, oder?«
    »Gewiß doch!« versicherte ihr Crean. »Ich bin mir nicht sicher, ob er um diese Zeit empfängt; er hält jetzt meist Siesta!«
    »Sagt ihm bloß: Ingolinde aus Metz wartet auf ihn im Hafen!« Sie war sich ihrer sehr sicher und stolzierte die Mole auf und ab, wohl in der Hoffnung, das Auge des G e liebten würde sie erspähen.
    Crean warf seine Dschellabah wieder über und wartete schweigend. Sie tat ihm leid. Unschuldig wie William war sie in eine Sache geraten, aus der sie sein Kanzler nicht lebend entlassen würde – es sei denn, es stellte sich heraus, daß sie von den Kindern nichts wußte. Aber selbst dann: »Sicher ist sicher«, pflegte Tarik zu sagen, und er hatte nicht unrecht. Hätte er sich Williams gleich entledigt, dann gäbe es dieses neue Problem nicht, und Ingolinde aus Metz könnte sich noch lange ihres Lebens erfreuen …
    Die falsche Spur
    Otranto, Herbst 1245 (Chronik)
    Ich wachte auf, weil es klopfte. Wie immer dachte ich, jetzt kommt die vergiftete Mahlzeit, und war nicht bereit, sie zu essen. Dabei hatte ich sie am Ende jedesmal herunterg e würgt und lebte immer noch. Auch diesmal stand sie schon auf dem Tisch, und das Klopfen kam nicht von der Tür, sondern von unter mir. Ich sprang aus dem Bett und half den Kindern aus der Klappe.
    »Du hast ja wieder nicht gegessen!« warf Yeza mir vor, kaum daß sie der Herrlichkeiten auf dem Tisch ansichtig wurde: kalter Hummer, ausgelöstes Kalbfleisch mit g e hackten Oliven, Kräutern, Zwiebeln, Öl und Eigelb ang e macht, geröstetes Landbrot, nach Knoblauch duftend und mit Nüssen durchsetzt, die heimischen Kaktee n früchte in Honig eingelegt und mit Zitrusfrüchten mariniert und alle r lei gebackenes Naschwerk zu zwei ve r schiedenen Karaffen Wein, ein heller herber und ein dunkler, fast orangefarb e ner von schwerer Süße. Roç wollte sofort zugreifen, in der schnellen Einsicht, daß dies alles für eine Person, selbst eine verfressene wie mich, bei weitem zu viel, aber ich riß ihm die Krebsp a stete weg; sie konnte ja vergiftet sein. Roç war völlig verdattert ob meiner Reaktion.
    »Laß mich erst kosten!« versuchte ich mein Verhalten verständlich zu machen. »Ich will sicher sein, daß es dir auch bekommt!«
    »Du kannst alles allein essen!« sagte er trotzig.
    »Sei doch nicht so gierig«, kam mir Yeza zu Hilfe. »William läßt doch immer erst alles kalt werden, damit es ihm richtig schmeckt.«
    »Ich hab ’ keinen Hunger!« beschied uns Roç und wec h selte das Thema. »Da ist eine Frau gekommen, die nach dir fragte, William.« Er ließ mich jetzt zappeln. »Die Gräfin war sehr böse, sie nannte sie eine ›Cortisone‹ oder irgen d wie eine Hofdame und traf sich mit ihr in den Pferdestä l len, weißt du, diese großen Gewölbe, die unter der Burg

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