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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Inquisitors rissen ihre Armbrüste in den Anschlag und reckten die Spieße.
    Dank der Umsicht ihres Anführers überschütteten sie die Reiter mit einem Geschoßhagel, der diese erst einmal die gepanzerten Pferde zurückreißen und hinter der Felsnase Deckung suchen ließ. Unter dem Feuerschutz der Ar m brustschützen stürmten die Picardiers vor bis zum Au s gang des Hohlwegs; sie versteckten sich hinter Felsbro c ken und stemmten ihre Lanzen von beiden Seiten der Bedrohung entgegen.
    Die Knechte ließen den Kübel, den sie schon zur Hälfte hochgewunden hatten, fahren, zerrten die Frau zur Ku t sche, stießen sie über den Inquisitor, schlugen die Tür zu und gaben den Pferden die Peitsche.
    Da sich der hastige Aufbruch auf der den Angreifern a b gewandten Seite abgespielt hatte, ließen diese die ta l wärts holpernde Kutsche unbeachtet entkommen.
    Dafür prasselte eine Gesteinslawine von oben auf die P i cardiers herab und zwang sie überstürzt, die gute Pos i tion zu räumen.
    »Auf zum Hauen und Stechen!« brüllte eine mächtige Stimme vom Fels herab, und noch in den Rückzug hinein erfolgte die Attacke der Ritter, an ihrer Spitze die wilde Gestalt eines Schwarzbärtigen, der mit seinem Pferd ger a dewegs von der Klippe unter die Flüchtenden sprang.
    »Xacbert de Barbera!« stieß der Hauptmann entsetzt hervor. »Rette sich, wer kann!«
    Die Schützen vermochten nicht zu schießen, um die e i genen Leute nicht zu treffen, und im Nahkampf und dazu noch zu Roß waren die Ritter hoch überlegen. Sie hieben erst die Spieße in Stücke, dann deren Träger, brachen durch bis zum Brunnen, wo sich die restlichen Soldaten des I n quisitors um ihren Hauptmann geschart hatten.
    Die vier apokalyptischen Reiter umkreisten die Verbli e benen so dicht wie reißende Wölfe einen verlorenen Ha u fen Schafe. Jedesmal wenn einer der Soldaten versuchte, seine Armbrust zu spannen, spaltete ihm ein Hieb den Schädel oder trennte den Arm von der Waffe.
    Als der Hauptmann sah, wie ihm die letzten seiner Leute weggehauen wurden und der furchtbare Barbera ihn a n schrie: »Ohren und Nase werd ich dir abschneiden, P a pist!«, da sprang er in den Brunnen.
    Die Höhle der Muräne
    Otranto, Herbst 1245
    Crean war in der Hängematte eingedöst. Er wachte auf, weniger von dem Kitzeln an seiner Stirn als von einem süßlich-schweren Duft. Er blinzelte und sah unscharf den Kranz weißer Lilien, den ihm eine zarte Hand um das Haupt gewunden hatte.
    Sein erster Gedanke galt Clarion. Sie machte sich wohl lustig über seine ›Unschuld‹. Gerade wollte er die Hand heben, um ihn vor sichtig zu entfernen, da erstarrte er in seiner matten Bewegung:
    Vor ihm auf seiner Brust, nur wenig entfernt von dem Halsausschnitt seiner Dschellabah, saß ein Skorpion.
    Crean hielt den Atem an. Er war jetzt hellwach und f i xierte das Tier, bemüht, auch seine Augen nicht zu bew e gen. Sie starrten sich gegenseitig an, und es erschien Crean, als würden die Sekunden so langsam verrinnen wie die Schweißtropfen, die seinen Hals hinabkrochen.
    Erst dann fiel ihm auf, daß der aufgerichtete Schwanz mit dem Giftstachel nicht wippte, noch die Fühlzangen in Bewegung waren – der Skorpion war tot!
    Er schnippte ihn von seiner Brust. Das konnten nur die Kinder gewesen sein!
    Er schwang sich aus der Hängematte – das heißt, er wollte, denn sie schlug um, und er landete mit den Händen voraus auf dem Boden. Sie hatten ihn festgebunden! Und nichts ist so ärgerlich, als in ein Netz verstrickt zwischen einem Himmel, der festhält, und einer Erde, auf die man seinen Fuß nicht setzen kann, zu schweben. Eine lächerl i che Lage! Um das Maß vollzumachen, erschien jetzt im Fensterrahmen des Söllers das Gesicht von Clarion und schaute mitleidig auf ihn herab.
    Mühsam entknotete er die vielen kleinen Schleifchen, mit denen die Gören seine Dschellabah und die Troddeln der Matte verknüpft hatten; schließlich mochte er das gute Stück nicht zerreißen. Endlich hatte er sich befreit, wollte zu der Schönen hinaufwinken, doch sie war längst wieder in der Tiefe des Speisesaals entschwunden.
    Crean war von seinem Kanzler nicht aufgefordert wo r den, an dem Mittagsmahl teilzunehmen, und da er nicht mit den Kindern in der Küche essen mochte und seinem alten Vater nicht weh tun wollte, der für die sehr strengen Ran g ordnungen des Assassinenordens kein rechtes Ve r ständnis hatte und vielleicht aufsein Recht gepocht hätte, seinen Sohn an seiner Seite sitzen zu sehen, hatte

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