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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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hinterfragte lüstern-lauernd der Bischof, doch sie blieb ihm die Antwort nicht schuldig:
    »Der Infant hatte die Poesie in seiner Lanze, er sang mir nicht die Ohren voll!«
    Der Schreiber des Tribunals legte die Feder beiseite und haspelte monoton das Protokoll des Verhörs herunter, das Loba die unbedenkliche Tätigkeit als Heilkräutersamml e rin bestätigte und in dem befriedigenden Satz mündete: »… ist das Glaubensbekenntnis geläufig, wußte das Ave Maria zu sagen, bezeugte ihre Ehrerbietung vor den hier anwesenden Priestern, steht ergo unbedenklich im Glauben der kathol i schen Kirche.«
    Loba sah aus dem Fenster des unscheinbaren Steinha u ses am Marktplatz von Aigues Mortes, wo neben dem Ga l gen ein schwarz verkohlter Pfahl aus einem noch gli m menden Aschehaufen ragte, Schicksal, das ihr erspart g e blieben war.
    »Ihr könnt gehen, Madame«, sagte Durand nochmals höflich, »oder auch der weiteren Verhandlung beiwohnen, damit Ihr eine Vorstellung erhaltet, wie sehr sich die Ki r che im Kampf um die Wahrheit müht.«
    Loba verharrte unsicher, nahm dann doch Platz. Außer dem Bischof von Albi, der sie hierher zitiert hatte, wie alle verdächtigen Bewohner des Landes um den Monts é gur, der Grafschaften von Foix und Mirepoix, die man in den Wä l dern und Höhlen aufgestöbert hatte, bestand das Tribunal aus dem von Rom entsandten Vitus von Viterbo und dem vom König delegierten Yves. Drei Dominikaner fungierten als Beisitzer. Ein Schreiber und ein Dutzend Soldaten des Inquisitors vervollständigten es.
    Loba spürte die neugierigen, mißgünstigen, ja enttäusc h ten Blicke der Zuschauer in ihrem Rücken. Es waren meist biedere Frauen der Garnison, Fourageure und Waffe n schmiede, die sich hier die Zeit um die blutrünstigen Ohren schlugen, nicht etwa bis zum Beginn des Kreuzzuges, so n dern nur bis zur nächsten Verurteilung, zum Scheiterha u fen. Manche hätte sie gar zu gern brennen gesehen!
    Zur murrenden Enttäuschung des Publikums ließ der B i schof jedoch jetzt den kleinen Saal räumen. Auch die So l daten wurden vor die Tür geschickt.
    Der Schreiber räusperte sich. »Bericht aus Palermo«, faßte er knapp zusammen. »Esclarmonde von Perelha« – niemand bemerkte, wie Loba plötzlich aufhorchte – oder doch? – »kopulierte dort mit dem Exkommunizierten Friedrich, längste Zeit Kaiser und zu verdammender Ant i christ! Resultat: eine weitere Bastardtochter, geboren auf der zerstörten Festung Satans, unge-tauft, Name: ›Isabella-Constanze-Ramona‹«
    »›Isabella‹ steht für die Prätendenz auf die Krone von Jerusalem, ›Constanze‹ für die geballte Hausmacht des E r zeugers, die normannische Mutter, die Verbindung mit Aragon«, erläuterte der Bischof, »und ›Ramona‹ für die okzitanische Linie der Ge-bärerin des Balges!« Mehr und mehr zeigte sich die Verbitterun g d es Verkrüppelten, sein Ton wurde geifernd. Yves der Bretone zuckte angewidert die Schultern und verließ den Raum.
    Dem Schreiber lag daran, die ihm vorliegenden Inform a tionen loszuwerden: »›Protokoll der verschärften Befr a gung der Mora von Cugugnan, Köchin auf der Festung des Satans und Schwester der Amme dortselbst, und ergänze n de Erkenntnisse Seiner Exzellenz, des Monsignore Durand – durch besonderen Erlaß vom secretum confessionis b e freit‹«, las er hastig vor. Des Bischofs Augen leuchteten begierig auf, seine eigenen – so teuer bezahlten – Nachfo r schungen vorgetragen zu hören, aber auch Loba lauschte voller Unruhe. »›Eine Frauensperson namens »Blanche f leur«, Mutter unbekannter Adel Frankreichs, Vater ebe n derselbe Friedrich, also selbst Basta r din, kopulierte mit dem Letzten der Linie Trencavel, vormalige Vicomtes von Carcasson-ne, Ramon-Roger III. Resultat: ein männlicher Bastard, geboren auf eben derselben Feste Satans, ung e tauft, Name: »Roger-Ra-mon-Bertrand«.‹«
    »Hier steht ›Roger‹ für den Erzeuger, aber auch für be i de Großväter«, klärte der Bischof eifrig seine Zuhörer auf, »›Ramon‹ desgleichen, und ›Bertrand‹ –?« Der Bischof schien mit sich zu ringen. »Tut ja auch weiter nichts zur S a che«, entschuldigte er sich für sein diesbezügliches Schwe i gen.
    »Wir haben es hier mit der klaren, wenn auch schandb a ren Absicht des Staufers zu tun«, zog Vitus von Viterbo grollend seine Schlußfolgerung in das nachdenkliche Schweigen Durands hinein und in die aufsteigende Emp ö rung Lobas, »der heiligen Kirche einen Schlag ins G e sicht

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