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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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ihr, als sie erwachte, nicht ihr eigenes war!«
    »Als Kindsmörderin gehört sie unters Schwert, als Hexe verbrannt«, sagte Yves. »Übergebt sie mir!«
    »Sie hat keinen Mord begangen«, entgegnete Vitus, »und was eine Hexe ist, bestimmt die Kirche.« Er ließ den Br e tonen stehen. »Fesselt sie!« wies er die Wachen an, und diesmal ließ es Loba mit sich geschehen.
    Draußen hob Vitus sie auf sein Pferd und verließ mit ihr Aigues Mortes. Sie ritten durch die sommerliche Blume n pracht der Camargue, zwischen stark duftenden Sträuchern und aufgelockerten Birkenwäldchen, bis sie an ein offenes Wasser kamen. Vitus sprang ab und hob sie vom Pferd. Sie hatten kein Wort gesprochen bisher.
    »Du willst mir mein Leben nehmen«, sagte Loba, es war keine Frage.
    Vitus nickte, ohne sie anzuschauen. Sie ging vor ihm auf das Wasser zu, Vögel schwirrten auf.
    »Du kannst mir nicht die Wahrheit sagen«, sagte Vitus, »und ich muß die Kinder finden.«
    »Mach deine Arbeit gut«, sagte Loba und blieb stehen.
    Sie mochte die Fünfzig überschritten haben, sie war immer noch ein stattliches Weib. Er trat hinter sie, legte seine kräftigen Hände um ihren Hals, die Daumen auf den Nackenwirbel und drückte zu, bis ein Knacken ihm verriet, daß ihr Genick gebrochen war. Er beschwerte ihren gefe s selten Körper mit zwei schweren Steinen und schleifte sie in den See, bis ihm das Wasser bis zur Hüfte ging. Dann stieg er auf sein Pferd und ritt von dannen.
    Der Inquisitor samt seinen Beisitzern, dem Schreiber und dem mitgeführten Protokoll, erreichte Albi nie. Es hieß, faidits, angestiftet von Xacbert de Barbera, hätten sie erschlagen, weil sie Loba die Wölfin auf ihrer Heimreise nicht mehr bei sich führten.
    Leere Betten
    Otranto, Herbst 1245
    Nur in dem gräflichen Wohnteil der Burg fiel noch Licht aus den hohen Fenstern. Laurence stand in ihrem Schla f zimmer und starrte hinaus in die Nacht, auf das Meer. Hi n ter ihr eilte Clarion geschäftig hin und her, zog Kle i der aus Schränken und Truhen, hielt sie probehalber an sich, ve r warf sie, tauschte sie aus, verstaute Bänder, Gü r tel, Tücher und Taschen in verschiedene Reisekörbe, von denen bereits eine beachtliche Anzahl bereit stand, weggetragen zu we r den.
    »Willst du mich auf immer verlassen?« spottete Laure n ce. »Zur Erfüllung deiner Aufgabe als Zofe von zwei n a menlosen Waisenbälgern brauchst du nicht die Au s steuer einer Prinzessin mitzuschleppen!«
    Clarion ging nicht darauf ein, sondern packte verbissen weiter.
    »In zwei, drei Monaten bist du spätestens zurück«, suc h te die Gräfin einzulenken. »Soviel Bagage belastet dich doch nur, und du wirst auch kaum dazu kommen, von all der Pracht Gebrauch zu machen!« Laurence schritt die Körbe und verschnürten Bündel ab, geringschätzig mit der Fußspitze an sie stoßend.
    Ohne ihre Tätigkeit zu unterbrechen – sie hatte jetzt Schmuckschatullen auf dem Bett ausgeleert und begann ihren Inhalt neu zu sortieren –, gab Clarion ihr Antwort:
    »Erstens muß ich sie nicht schleppen, dafür gibt es Las t tiere und Personal! Zweitens: Kann ich ein schönes Kleid nur einen einzigen Abend tragen, hat sich die Mühe dafür schon gelohnt!«
    Laurence war vor ihr, auf der anderen Seite des Bettes , stehengeblieben. Sie beherrschte ihren Ärger mühsam: »Also doch auf Brautschau?« Sie wühlte mit ihrer Hand in den Ketten, Broschen und Ringen, die von Clarion mühsam hergestellte Übersicht mutwillig zerstörend, griff sich einen Goldreif: »Habe ich dir das alles g e schenkt, damit du vor Männern damit prunkst, ihr geiles Gefallen suchst?!«
    »Wenn ich nur einem gefalle, nur für eine Nacht –« Cl a rion kam nicht weiter, Laurence hatte blitzschnell zug e schlagen.
    Clarion biß die Zähne aufeinander; ihre Augen funke l ten. »Gehört irgend etwas dir, Laurence, dann nimm es bi t te an dich. Ich –«
    »Du gehörst mir!« Mit dem Satz einer Tigerin war La u rence auf das Bett gesprungen und schlang ihre Arme um Clarions Hüfte. Das Mädchen war so beeindruckt “ daß es das Geschmeide in seinen Händen fallen ließ und sich zu ihr niederbeugte. Ungeachtet der spitzen und harten Juw e len, Nadeln und Schnallen stürzten beide auf das L a ger.
    »Du hast mir befohlen zu reisen«, schluchzte Clarion. »Du hättest es mir ja verbieten können, du hättest mich schützen –«
    Laurence suchte und fand ihre Lippen, bevor sie sich seufzend erhob. »Es mußte sein. Die Prieuré hätte mir die Weigerung nicht

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