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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Roç.
    »Wir waren bis da unten doch noch nie!« insistierte Y e za.
    »Ich weiß es aber!« beharrte Roç.
    »Ich weiß, es ist gefährlich, wie Ertrinken«, sicherte ihm Yeza zu. »Deswegen ist es ja auch schön!« Sie lachte ihr silberhelles Elfenlachen im Dunkeln. »Vor allem, wenns keiner weiß!«
    Roç kamen Bedenken: »William müssen wir aber B e scheid sagen! Er muß uns ja auch verstecken!«
    »Quatsch!« sagte Yeza. »Wir verstecken uns selber auf dem Schiff, und wenn wir dann auf dem Meer sind, m a chen wir William eine freudige Überraschung!«
    Roç wußte, daß jeder Widerspruch sinnlos war. »Wir müssen uns beeilen, sonst fährt er ohne uns ab!«
    So hatte er wenigstens das letzte Wort, und beide mac h ten sich auf den Weg.
    Die Sänfte
    Otranto, Herbst 1245 (Chronik)
    Es war weit nach Mitternacht, als unser Zug aufbrach. Ich war kurz aufgewacht, als sich meine Sänfte in Bew e gung setzte. Ich sah noch, wie ein junges Mädchen in die andere stieg – das mußte Clarion sein, Hamos Halbschwe s ter oder zumindest die schöne Ziehtochter der Gräfin.
    Zwei Bündel wurden ihr nachgereicht, so wie Yeza und Roç damals von Lobas Hütte fortgeschafft worden w a ren. Heute würden sich die Kinder, wie ich sie jetzt erlebt hatte, eine solche Verpackung herzlich verbitten!
    Wann würde ich sie wohl wiedersehen? Daß ich nicht das letzte Mal ihren Weg gekreuzt hatte, war für mich i n zwischen zur Gewißheit geworden. Weit lag Frankreich zurück, sein frommer König und auch der Montségur. Hä t ten mich nicht die Kinder noch einmal darauf gebracht, für die die verlorene Mutter noch immer ein Problem war, ich hätte ihn längst vergessen. Ich war eingetaucht in ein neues Leben, ich war ein anderer Mensch, mit z u fällig noch dem gleichen Namen. Ich befand mich auf eine merkwürdige Art in Gottes Hut, wenngleich ich ihm weniger diente als je zuvor in meinem Leben; ich betete kaum noch, ließ ihn – wie mich – einen guten Mann sein, und doch schenkte er mir reuelosen Genuß und vor allem Selbstvertrauen.
    Genau besehen, hatte ich indes wenig Grund, so zuve r sichtlich gestimmt zu sein. Vor mir lag mit Sicherheit eine strapaziöse Reise, gespickt mit mir noch unbekannten Abenteuern. Unser nächstes Ziel war Lucera. Dort sollten die beigefügten Soldaten der Gräfin gegen Man n schaften aus der sarazenischen Garnison ausgetauscht werden, um Otranto nicht schutzlos zu lassen. Die Sar a zenen sollten uns bis Cortona geleiten, wo Elia Anweisung für einen er s ten Zwischenaufenthalt erteilt hatte.
    »Danach wäre dann auch der gefährlichste Abschnitt passiert, das Durchqueren der Abruzzen, wo Unsicherheit herrscht und sich Päpstliche und Kaiserliche überfallart i ge Scharmützel liefern. Die späteren Pässe über den Apennin und dann über die Alpen waren fest in der Hand des Sta u fers – lombardische Unwägbarkeiten mal beiseite gela s sen!« Hamo hatte sein Pferd neben meine Sänfte gelenkt, kaum daß wir Otranto verlassen hatten. Ich hatte das G e fühl, daß er ganz froh war, in mir einen vielgere i sten und verständigen Gesprächspartner zu haben, bei dem er nicht – wie gegenüber den langgedienten Soldaten, die er jetzt b e fehligte – den überlegenen, allwisse n den Feldherrn spielen mußte.
    Doch es war vor allem ein einfacher Sergeant, ein alter, O-beiniger Seeräuber, Guiscard d Amalfi, auf den sich Hamo verließ.
    Der Normanne hatte schon dem verstorbenen Grafen als Bootsmann gedient, hatte alle Ecken des Mittelmeeres b e segelt, bevor er auf dem Kastell von Otranto als gräfl i cher Waffenmeister zur Landratte geworden war.
    »Guiscard ist ein kartographisches Genie – er hat Land und Wüsten im Kopf wie andere die Aeneis des Vergil; mit wenigen Strichen zeichnet er Flüsse, Gebirge mit ihren Furten, Straßen und Pässen in den Sand, deren Proporti o nen wie auch seine Entfernungsangaben immer genau stimmen, wie du feststellen wirst«, pries Hamo ihn mir.
    Sein Defekt war allerdings wie sich schnell herausstellen sollte, daß es nichts auf Erden gab, was er sich nicht z u traute; jede Tollkühnheit schien ihm normal, jeder Wah n witz eine Herausforderung. Sein Wahnsinn flatterte ihm voran wie eine Fahne und – das war das Schlimme – sprang auf Hamos junge Hundeohren über wie ein Rudel Flöhe.
    Ich befand mich in einer schwierigen Lage – Gefangener einerseits und doch von den Nornen eingeladen, an unser aller Schik-kal mitzuweben. Hamo mochte ich nicht tra u en, zu sehr schien mir

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