Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
Vom Netzwerk:
und die Kleinen ritten Turnier auf den Schultern der Großen mit Lanzen, deren Enden woh l weislich mit Stoffknäueln abgepolstert waren. Die Mä d chen tänzelten und schlugen Zimbeln und Tamburin, ihre weiten Röcke flogen, zeigten aber nur Beinkleider daru n ter. Und niemand sah ihnen zu, außer ein paar Schäfern, und die zahlten nicht. Die Soldaten lachten und machten den Zigeunermädchen schöne A u gen und derbe Angebote.
    Wir hielten bei ihnen an, und Hamo gab ihnen Geld, als ihr Programm sich zu wiederholen drohte, und die Hand der Männer nach den Messern zuckte. Der älteste der Sö h ne führte uns zu Larissa, und sie jammerte, daß sie und ihre Sippe verhungern müßten, weil die Torwachen sie Theate r leute wie fahrendes Gesindel behandelten, ihnen den Ei n zug in die Mauern und auf die Märkte ve r wehre. Ob er, ein kräftiger junger Herr, wie leicht e r sichtlich, ihr nicht die verschlossenen Türen öffnen kön n te, und sie warf sich zu Boden und küßte Hamos Stiefel.
    Da zeigte sich mir zum ersten Mal die reichlich spr u delnde Quelle der Phantasie des Sohnes der »Äbtissin«, seine spontane Vorstellungsk raft:
    »Ich habe hier den bizarren wie berühmten William von Roe-bruk«, dachte er laut und wies ehrerbietig auf mich, »und zwei königliche Infanten.« Die Kinder schauten ve r schüchtert und suchten greinend Schutz in den mäc h tigen Flanken der fetten Amme. »Sollte es nicht möglich sein, den Maestro Venerabile der Geheimen Künste und seine Kinder der unsichtbaren Krone in Euren werten Kreis ei n zureihen, ja, sie zur besonderen Attraktion zu erheben?«
    Die Uralte verstand nichts von dem, was Hamo im Schilde führte, oder ich konnte nicht verstehen, was ihr zahnloser Orakelmund von sich gab, aber ihr Ältester, R o berto, der Eisensprenger, der Ketten mit seiner nackten Brust zum Platzen brachte, wenn er nicht eine der Tänz e rinnen mit Messern einrahmte, hatte die Idee sofort begri f fen.
    So entstand das »Außerordentliche und kunstvolle E n semble des kühnen Prinzen von Otranto«.
    Ich wurde in einen weiten lila Mantel, der mit silbernen Sternen besetzt war, gesteckt, erhielt einen spitzen Hut, den ein Halbmond zierte, die Kinder bekamen bunte Ki t telchen und kleine, wie gülden wirkende Krönchen aufs Haupt, und Hamo entrollte seine Fahne, von der er sich nie getrennt hatte. Ein Herold kündigte unser Kommen an, keine Wache wagte es, uns den Eintritt zu verwe i gern, wozu geschickt hingeworfene Goldstücke sicher beitrugen, ich hatte wieder einen eigenen Wagen, auf dem ich thronte – die Uralte ha t te mir ihre Orakel und ihren Platz vermacht –, die Kinder fuhren, umgeben von den Soldaten, auf einem anderen, und die Enkel bewarfen sie mit Blüten.
    So zogen wir von Markt zu Markt, wurden begafft, b e staunt und beraunt, denn Hamo und Roberto wetteiferten darin, sich jedesmal neue Mär über den großen Magier William und die königlichen Kinder einfallen zu lassen. Unser Ruhm eilte uns voraus und zog wie eine breite Schleppe hinter uns her, besonders was unser aufrege n des Reiseziel anbetraf, der Hof des fernen, gewaltigen und blutrünstigen Groß-Khans.
    So kamen wir auch nach Parma. Wir hatten die Bühne aufgebaut, meinen Thron darauf unter einem Baldachin aufgestellt, und ich versorgte das neugierige Volk mit Sprüchen – und dankte dem lieben Gott im stillen für me i ne okkulten Studien seinerzeit in Paris, die mir jetzt gut zupaß kamen.
    Eine Bürgersfrau – sie sei Witwe – hatte mich gerade verschämt um Rat gegen Bauchgrimmen und für einen Bettgefährten gebeten, als ich mir gegenüber, auf der and e ren Seite des Marktes, einen Trupp Reiter sah, Franzisk a ner wie ich – wie mir siedendheiß bewußt wurde, die einen päpstlichen Legaten eskortierten. Dieser schaute anges t rengt zu mir herüber, stieg von seinem Pferd und kam auf mich zu.
    »Viel warmes Wasser, innen wie außen«, versuchte ich die Dame schnell abzufertigen, doch sie beharrte auf dem kräftigen Burschen für die einsamen Nächte: »Und der Liebestrank?«, und der alte Franziskaner kam immer n ä her, von zierlicher Gestalt wie ein Vögelchen, von den Haaren nur noch ein Lockenkranz und um den Mund ein ironisches Lächeln. »Geht täglich ins Badehaus, gute Frau, dort we r det Ihr ihn finden, und er wird Euch von Eures Leibes Pein erlösen!« Sie eilte errötend von da n nen, grad ’ rechtzeitig, bevor mein Bruder in Franziskus an mich herantrat.
    Ich lächelte ihm zu, bevor ich die Augen

Weitere Kostenlose Bücher