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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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schloß und meine Hände die Scheitel der königlichen Kinder suchten. Der Legat schob sich so dicht an mein Ohr, daß ich se i nen Atem spürte.
    »Grüße von Ingolinde«, flüsterte er, und als ich nicht zu atmen wagte, geschweige denn zu antworten, fügte er mit leisem Lachen hinzu: »Du bist eine arge Zier des Ordens, Bruder William, aber von mir hast du nichts zu befürc h ten!«
    Ich blinzelte unter halbgeschlossenen Lidern. Seine grauen Augen, mit Lachfältchen umkränzt, hatten wahrlich nichts Bedrohliches. »Ich bin Lorenz von Orta«, sagte er leise, »und auf dem Weg zu unserem General –«
    »Elia ist in Aquileja.« Ich faßte Vertrauen zu dem Mann.
    »Ich weiß«, zischte Lorenz leise, »ich muß ihn auffo r dern, vorm Papst zu erscheinen, und gleichzeitig«, seine Stimme senkte sich verschwörerisch, »ihn warnen, sich nach Lyon zu begeben!«
    »Elia wird den Teufel tun!« fuhr es mir heraus.
    »Genau«, sagte Orta. »Dafür wird er bis auf weiteres im Kirchenbann belassen.«
    »Besser im Bann der Kirche als in den Verliesen der Engelsburg!«
    »Das gilt auch für Euch, Bruder William. Schaut unau f fällig über meine Schulter zu den Arkaden am Ausgang der Piazza - seht Ihr die einsame Gestalt im dunklen U m hang?« »O Gott!«
    »O Teufel!« verbesserte mich Lorenz leise und lachte. »Es ist Vitus von Viterbo.« Mir war nicht nach Lachen zumute; einmal mehr hatte ich Anlaß, mich an Paris zu erinnern. »Der Inquisitor - oder besser, der Häscher des Grauen Kardinals – brennt darauf, Euch und die Kinder, ganz oder in Stücken, nach Rom zu verbringen, um seinen Herrn zu versöhnen. Seit Ihr so frech wart, ihm das Schnippchen zu schlagen, ohne daß er Euch zu fassen b e kam, hat sich der arme Vitus nicht mehr unter die Augen seines Herrn gewagt; er wird Euch die Hölle bereiten!«
    Jetzt hatte ich also einen Namen für den geheimnisvo l len Fremden, der uns durch halb Italien gefolgt war, aber es gefiel mir keineswegs. »Was soll ich nur machen?« ja m merte ich. »Wie komm ’ ich hier weg?«
    »Größter aller Magier!« spottete Lorenz. »Ganz einfach: Ihr löst Euch in Luft auf!«
    Ich schielte hinüber ins Dunkle der Arkaden, wo immer noch im Schatten einer Säule die düstere Gestalt stand und mich mit glühenden Augen anzustarren schien.
    »Verlaßt heute abend die Stadt gen Westen«, flüsterte Lorenz. »Das erwartet er nicht. Nach anderthalb Meilen findet Ihr rechts am Wege eine verbrannte Burg. Dort will ich Euch um Mitternacht treffen. Tötet jeden, der früher oder später kommt!«
    Der Herr Legat warf mir eine Münze hin für den langen Rat, den er bei mir eingeholt, und ging zu seiner Eskorte zurück. Die Franziskaner ritten Richtung Osttor davon.
    Wir brachen unser Spektakel ab, fragten nach einer He r berge und jeden, den wir trafen, um den Weg dorthin. Wir gaben dem Wirt Geld für die Nacht, und ich hockte mich mit Hamo und Roberto hin, um zu beratschlagen.
    Als es dunkel war, teilte Hamo dem Wirt mit, wir hätten es uns anders überlegt und würden unsere Reise gen Osten auch des Nachts fortsetzen. Weniger seine Wa r nungen als sein Schweigen belohnten wir reichlich, weckten die Ki n der, Frauen und Kindeskinder und mac h ten uns aus dem Staube.
    Wir erreichten den angegebenen Ort und fanden dort e i nen Hirten, der uns eine Anzahl Mönchskutten übergab, mit den Worten: »Bruder William, der größte Sünder der Christenheit, wird in Ketten an den Ort seiner gerechten Bestrafung verbracht! William von Roebruk, der gräßl i chen Sünde der Sodomie schuldig! Seht nur den verworf e nen Mönch, an sein lüstern Weib mit dem Saukopf gekettet und an den Wurf seiner Lenden : Schweinekinder! So zieht den nördlichen Seen zu und spart nicht an Züchtigungen für diese Scham des Ordens, bespeien soll ihn die Bevölk e rung im Lande, denn die Städte müßt ihr meiden!«
    »Nie bist du ein Schäfer!« fuhr ich ihn an.
    »Pace e bene!« grüßte der Minorit lachend und en t schwand mit seinen Ziegen im Dunkel der Nacht.
    Wir folgten seinem Geheiß, nur daß wir uns von Larissa und ihren Schaustellern trennten. Ein herzzerreißender A b schied, den Hamo der Urmutter vergoldete, was einen R e gen von Segenswünschen und Glückbeschwörungen auf uns niedergehen ließ.
    Jedoch war es kein Vergleich mit dem Hagel von Ge i ßelhieben, der in nächster Zeit – bei Tag und vor den au f gerissenen Augen von Bauern auf dem Weg zum Markt – auf meinen Rücken prasseln sollte. Das Amt des Folte r knechts

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