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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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sich.
    Crean deckte mit Hilfe der Kinder, denen es die Sprache verschlagen hatte, den Spiegel wieder ab und reichte dann Laurence seine Hand. Diesmal ließ sie sich stützen, aber nur für kurze Zeit, dann stieg sie die Leitern wieder ohne Hilfestellung hinunter, wie ein junges Mädchen. Sie wart e te auch nicht, bis Crean und die Kinder nachg e kommen waren, sondern eilte zur Zisterne im Hof, ließ sich einen Eimer frischen Wassers heraufwinden, netzt e i hr Gesicht und tauchte dann Hände und Arme lange in das kalte Naß. Sie schickte jemanden von dem ehrfürc h tig bis beklommen umstehenden Gesinde zu Crean, er solle den Donjon a b schließen und ihr dann den Schlüssel bringen.
    Die königlichen Kinder
    Lombardei, Winter 1245/46 (Chronik)
    »Die königlichen Kinder«, murmelte ich fast unwillig, ein Geheimnis zu enthüllen, »sagen, daß ihr eine weite Re i se tun werdet, doch am Ende den Esel unter Preis ve r kauft!«
    Das Bäuerlein, das ehrfürchtig vor meinem »Thron« stand, seine Mütze verlegen mit plumpen Händen wri n gend, wollte mehr von mir, William von Roebruk, dem großen Magier, bei seiner allerletzten audienza in pubbl i co! »Und find ’ ich eine Frau?«
    Ich, der Ratgeber in allen Lebenslagen, der berühmte Weise, einzig noch lebender Siegelbewahrer der chym i schen Hochzeit und Adept des Hermes Trismegistos, im Begriff, dem Okzident für immer den Rücken zu kehren, auf meinem Weg zum Großkhan aller Mongolen und Tat a ren, ich legte meine Hände auf die Häupter der n e ben mir stehenden Kinder, schloß die Augen und ließ den Bauern gebührend warten, dann beugte ich mich zu dem Jungen, der jedoch keinen Brocken herausbekam, so neigte ich mein Ohr zu dem Mädchen, das mir zuflüste r te, daß sie dringend Harn lassen müßte, und ich richtete mich wieder auf und sagte: »Am Ende der Straße werdet Ihr das junge Weib treffen, das Euch des Tags zur Hand gehen und des Nachts wärmen wird!«
    Für mich war die consultatio damit beendet, doch den Bauern drückte noch eine Sorge: »Und muß ich den Esel wirklich so schlecht verkaufen?«
    »Nein«, flüsterte ich drohend, »aber dann wirst du keine Frau bekommen!«
    Damit entließ ich ihn, und er zog mit seinem Grauen ab. Gezahlt hatte er schon vorher, mehr als er je für ihn erzi e len würde.
    Hamo, mein Prinz lächelte mir befriedigt zu. Es hatte ihn gewurmt, daß unser Zug durch Italien bis dato so wenig Aufsehen erregt hatte. Der Vorwurf Clarions, diesbezü g lich versagt zu haben, hatte wie ein Stachel in seiner Se e le gesessen. Trotzig war er mit uns aus Cortona aufgebr o chen, doch Gott sei Dank wohl ausgestattet mit Geld und Soldaten. Elia im fernen Aquileja, wo er immer noch die Stellung für seinen Kaiser hielt, hatte wohl das schlechte Gewissen geplagt, dem jungen Grafen von Otranto diese schwierige Reise aufgebürdet zu haben, für deren Anlaß er sich mit Recht schuldig fühlte. Er hatte eine Anzahl ihm ergebener Truppen geschickt und seine Haushälterin ang e wiesen, Hamo mit allen Mitteln reic h lich zu versehen.
    Auch eine Amme war gefunden worden, eine Dicke von abgrundtiefer Häßlichkeit. Nicht nur daß sie einen Schweinskopf hatte, zwei behaarte Warzen verunzierten ihr Gesicht, doch sie war gut zu den Kindern, die sie an ihren wogenden Milchbusen drückte. Sie lebten zwar nicht auf, aber sie stellten das Greinen ein und begannen stammelnd ihre bescheidenen Bedürfnisse auszudrücken.
    Wir waren unter Umgehung von bekannt antistaufe r ischen Plätzen bis unter die Mauern von Bologna gez o gen, Hamo – und ich mit ihm – zerbrach sich den Kopf, was und wie wir es nur anstellen könnten, um unserem Unterne h men mehr Publizität zu verschaffen.
    »Wir riskieren Haut und Haar, William«, klagte er mir, »wir leiden unter Hitze, Fliegen, Wolf und Blasen, wir schleppen uns über Geröll und durch Sümpfe, wir fressen Staub und scheißen uns das Gedärm aus dem Leib, doch es kümmert keinen!«
    Da stießen wir auf die alte Larissa und ihre Sippe, fa h rendes Volk, das sich selbst als Komödianten ansah, doch bestenfall s b illige Possen bot. Die Urmutter Larissa, zah n los und schütter weißhaarig, las in den Handlinien und or a kelte, ihre Söhne, Schwiegertöchter, Kindeskinder und Urenkel schlugen Rad, bauten menschliche P y ramiden, entfesselten sich, spuckten Feuer und zauberten die Enkel vom Erdboden fort und Kaninchen und weiße Tauben d a für herbei, sie zogen sich Eier aus den Ohren, prügelten sich mit Holzschwertern,

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