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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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hatte der bärenstarke Roberto übernommen, der uns von nun an begleitete und sich als kundiger Führer e r wies. Zugegebenermaßen hatte mich me in e vorausgega n gene Rolle bei weitem mehr ergötzt. Robertos Schläge knallten zwar nur, was die Kinder heulen machte, doch das Sputum, die faulen Eier und stinkenden Gedärme, mit d e nen man mich in den Dörfern bedachte, die waren handfest und erbost gemeint.
    Wir zogen die Seen entlang, die Berge wurden höher, die entfernteren trugen schon Schneekuppen auf den Gi p feln. Und jede Nacht wurde es kälter, dafür aber einsamer, nur noch Einzelgehöfte, deren Bewohner uns immer wen i ger Beachtung schenkten, ja sie schauten nicht einmal vom Heuen auf; der Herbst neigte sich dem Winter zu.
    Erhebende Zweifel
    Otranto, Winter 1245/46
    Die Sonne ging jetzt schon früh unter zu Otranto, doch Laurence begab sich noch keineswegs zur Ruhe. Es war wieder ein anstrengender Tag gewesen; sie spürte ihre Knochen und verwünschte insgeheim den Tag, an dem sie sich zum erstenmal von Crean hatte breitschlagen lassen, für ihn Botschaften mit dem Spiegel abzusenden. Inzw i schen waren auch Antworten und Nachrichten ei n getroffen, und jedesmal mußte sie die steilen Treppen hinaufsteigen, den Spiegel einrichten und die Klappe bedienen. Aber was sie am meisten ärgerte, war, daß sie nichts von dem G e heimkode verstand, mit dem die Assassinen sich untere i nander verständigten.
    Die Gräfin durchmaß energischen Schrittes die Burg, bis sie in der Halle angelangt war, wo Turnbull und Tarik sie erwarteten.
    »Wir sind zu der Einsicht gelangt«, empfing sie John, und auch Tarik rang sich ein Lächeln ab, in dessen Schutz er seine vorläufige Niederlage in politischen G e winn auf lange Sicht umzumünzen gedachte, »daß unsere Kleinen erst einmal hierbleibe n s ollen, bis sie dem zartesten Ki n desalter entwachsen und für die Strapazen der weiten Reise gewappnet sind.«
    War Laurence erleichtert, zeigte sie es nicht. Die Rangen waren eine Last – schon jetzt, im zartesten Alter! Eine B e lastung, deren Bürde zunehmen würde, doch wollte sie die Kinder sicher nicht hergeben, solange Hamo und vor allem Clarion nicht zurück waren. Roç und Yeza waren ein Pfand, daß ihrem eigenen Fleisch und Blut – dazu zählte sie Clarion – nichts geschah. Außerdem mochte sie die beiden, ihren ungestümen Charakter, ihre Unbändigkeit. Die Gräfin liebte die Kinder auf ihre Weise, Roç wegen seiner ernsthaften Lauterkeit, und Yeza, die Wi l de, weil sie ihr selbst so ähnlich war. Sie wollte einfach ja sagen, aber sie mußte gegen den Stachel löcken.
    »Was für eine ›weite Reise‹?« platzte sie heraus, wohl wissend, daß man ihr die Auskunft verweigern könnte. Doch Tarik hielt es für angebracht, der Gräfin eine A h nung von der Größe und Wichtigkeit des Unternehmens zu g e ben, schon um sie für die Zukunft gefügiger und ihr ihre eigene Einbindung in den ›Gro-ßen Plan‹ klarzum a chen.
    »Ich danke Euch, Gräfin, daß Ihr diese Verantwortung auf Euch nehmt.« Der Kanzler wurde feierlich: »Die Wiege der Menschheit kann nicht länger durch einen Kalifen mit Beschlag belegt werden, der sich auf nichts als die Sunna beruft. Nach Bagdad gehört eine Dynastie, deren Blut sich aus dem des Propheten ableitet –«
    »Auch Jesus war ein Prophet«, unterbrach ihn Turnbull mit Entschiedenheit. »Warum einigen wir uns nicht auf eine Formel, die für alle akzeptabel ist, Juden, Christen – genau das ist doch die Kühnheit des ›Großen Planes‹, eine Blutsverbindung des Alten und des Neuen Test a ments, des Korans und der Offenbarungen –«
    »Also wollt ihr die Kinder gar nicht zum neuen Her r scherpaar machen?« mischte sich Laurence ungefragt ein, voll Empörung.
    »Denn so wenig ich auch über Schoß und Samen weiß, dem sie entsprossen sind, ein Teil der Schia sind sie wohl kaum! Was für ein Spiel treibt ihr mit ihnen?«
    »Wir, die Prieuré de Sion«, entgegnete John ihr scharf, und das war das erste Mal, daß sie die Kälte dieses gehe i men Ordens anwehte, der im Hintergrund die Fäden zog und andere die Eisen aus dem Feuer holen ließ, »h a ben nie und nirgendwo gesagt ›zum‹, sondern immer ›aus‹: aus ihnen das neue Herrscherpaar!« Turnbull wu r de ungewohnt konziliant, zu viel stand für ihn auf dem Spiel. »Das kann heißen, ›aus‹ beiden, kann aber auch nur eines der beiden Kinder betreffen –«
    »Und was würde aus dem anderen?« Die Gräfin wurde zur wachsamen

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