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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Raubtiermutter bei der Witterung von Schakalen, die ihr Junges umstreifen.
    Tarik spürte das. »Ihr erwartet jetzt von mir einen Satz wie: ›Zur Zucht wird aus einem Wurf nur das geeignete Jungtier erhalten, die anderen werden ertränkt!‹ Ist es nicht so?«
    »Fahrt nur fort, Euch zu dekuvrieren, Herr Kanzler!« Laurence fühlte die Löwin in sich wachsen. »Was g e schieht also mit der nicht lebenswerten Welpin oder dem nutzlosen Welpen?«
    Tarik lachte zynisch, was sie noch mehr in Rage brachte. »Ihr sentimentalen Christen habt dafür doch Klöster und Konvente! Wir heidnischen Barbaren, wir töten einfach, was uns stört, und zwar rechtzeitig und ohne viel Aufh e bens.«
    »Also doch!« sagte Laurence traurig; sie hatte gehofft, das Ganze sei nur ein böser Traum, Zerrbild abgrundti e fer Schlechtigkeit der Menschen. »Und Ihr glaubt, ich werde Euch je noch diese beiden jungen Menschenleben überg e ben, sie Eurem ›Großen Plan‹ ausliefern!?«
    »Ich glaube«, sagte John, »Ihr übertreibt schon wieder, beide! Denn so fest steht, daß unser Vorhaben, dem wir alle uns verschworen haben – auch Ihr, Laurence –, nicht gefährdet werden darf, auch nicht durch Verunreinigung – und vergossenes Blut ist Verunreinigung –, so sicher ist auch, daß keinem der Kinder ein Leid geschehen soll! Wir brauchen sie!«
    »Wie richtig!« fauchte Laurence. »Ihr gebraucht sie – noch!«
    »Wie falsch«, sagte Tarik trocken. »Nur falsches Blut verunreinigt, vergossenes hingegen reinigt!« Der Kanzler wartete, ob jemand ihn angreifen würde. »Wir, die Sekte Ismaels, sind bereit, unter Blutsopfern Bagdad vom Joch des falschen Kalifats zu befreien, im Zangenangriff von Persien und von Syrien aus, wir sind bereit, unser heil i ges Blut, das der direkten Nachkommenschaft, zur Ve r fügung zu stellen, dem Gebot der Schia folgend wie dem Anspruch aus dem königlichen Hause Davids –«
    »Heilig Blut im Zweistromland«, spottete Laurence, »geschützt durch die Franken des Königreiches von Jerus a lem im Westen und Alamut im Osten! Denn das habt Ihr unausgesprochen gelassen, werter Kanzler, Eure berechti g te Sorge um die Gefahr, die Euch von dort, von den Mo n golen droht. Die Kinder sollen Euch Ismaeliten den no t wendigen Einfluß sichern, das Überleben garantieren –« An der Gräfin war ein Staatsmann verlorengegangen – wie sie oft selber meinte. »Nur deshalb seid Ihr bereit, nich t gläubiges Blut zu akzeptieren!«
    »Jeder von uns hier hat seine Beweggründe, weswegen er an den Kindern interessiert ist. Es gibt aber noch mehr Unsichtbare, denen an ihrem Verderben liegt, die Hi m mel und Hölle in Bewegung setzen werden, um unser Vorhaben zunichte zu machen!« Der alte John Turnbull hielt fla m menden Appell an die Streitenden. »Laßt uns deswegen zusammenstehen, ihr Überleben, und damit ihre Zukunft sichern!« Er atmete schwer, die Aufregung setzte ihm zu. »Was ist denn gegen eine multireligiöse Erziehung von Roç und Yeza einzuwenden, zwischen Koran und Bibel?«
    »Morgen laß ich den Rebbe von Bari kommen!« La u rence nahm die Angelegenheit sarkastisch. Wozu, schoß ihr durch den Kopf, habe ich bisher Pfaff und Nonnen von i h nen ferngehalten, damit solche religiösen Fanatiker und politischen Wirrköpfe die klaren Gemüter der Kleinen ve r nebeln?
    Doch Turnbull begeisterte sich weiter an seiner Idee. »Herrscher, die das Reich Gottes bereits in sich tragen. Die Katharsis ihrer Eltern als treibende Kraft, vereint doch di e se gereinigte Form des Christentums alle Lehren in sich, versöhnt alle Religionen«, ereiferte er sich. »Ich sehe«, und er schloß die Augen, »die Kinder in Jerus a lem, Stätte des Heiligen Grabes, Stätte auch, von der Mohammmed gen Himmel fuhr, Tempel des –«
    »Roç als Papst, Yeza als Kaiserin?« unterbrach ihn ir o nisch Tank, und auch Laurence konnte nicht an sich ha l ten: »Und die Weltherrschaft der Prieuré manifestiert sich en d lich am historischen Ort!«
    »Nicht Herrschaft, nicht Macht: die › leys d ’ amor ! « wehrte sich John emphatisch. »Ein Ende aller Gewalt, die Rückkehr ins verheißene Land –«
    »Die Juden werden sich freuen!« Laurence wurde jetzt barsch, sie wies auf die kaiserliche Vollmacht, die auf dem Lektorium ausgerollt war. »Laßt mich den imperialen Standpunkt darstellen, damit hinterher keiner behau p ten kann, ich hätte geschwiegen zu Traumgespinsten und konspirativen Luftschlössern: Die Zukunft gehört dem Abendland! Seine oberste

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