Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
Vom Netzwerk:
des Unsichtbaren zwischen zwei Schläge hinein, kühl das lästige Geräusch des nächsten abwartend; eine Unterbrechung lag ihm fern, »sondern weil du mir einen Tort vor aller Welt angetan!« Pfeifen und Aufschlag des biegsamen Holzes auf dem gebeugten Rücken; daß es jetzt doch nach Klatschen klang, bedingte das heraussi c kernde Blut.
    »Das lag mir fern«, würgte Vitus hervor, bemüht, kein Leid mitschwingen zu lassen.
    »Noch mal drei für jedes dieser dümmlichen Worte!«
    Zwischen den folgenden zwölf Hieben verblieb Vitus Zeit, erbittert darüber nachzudenken, daß ›alle Welt‹ wohl nichts anderes bedeutete als den überraschenden Besuch der alten Dame in ihrer Sänfte, die den ›Grauen Kardinal‹ in einer mit seinem Selbstverständnis nicht zu vereinbare n den Situation angetroffen hatte – › dieci ‹ –, und in diese unwürdige Lage hatte er den Herrn der Engelsburg g e bracht, und – › undici ‹ – dafür wurde er b e straft - › dodici! ‹
    »Ungehorsam? Unfähigkeit? Oder nur Gleichgülti g keit?« höhnte die Stimme.
    »Mitleid habt Ihr vergessen, Eminenz! Warum entlaßt Ihr mich nicht aus Euren Diensten, tötet mich wie einen alten Hund?« V it us wußte, daß nicht weitere Aufsässigkeit, sondern nur völlige Unterwerfung ihm Nachsicht verscha f fen, ihm ersparen würde, zum Krüppel geprügelt zu we r den.
    Der Ton des Unsichtbaren änderte sich: »Hast du b e dacht, daß mit der gelungenen Flucht in den Osten jetzt ein Mythos entstehen könnte, der viel schwerer umz u bringen ist als ein Mönch und zwei Kinder?« fragte die Stimme resignierend. »Die Kinder, heute in der Hand der Mong o len, bilden vielleicht morgen das Unterpfand für ihren l a tenten Anspruch auf Weltherrschaft!«
    »Den hegen die Nachkommen Dschingis-Khans sowieso – und dann wissen sie ebensowenig wie wir, wer diese Blagen eigentlich sind!«
    »Der ihre Flucht bewerkstelligt hat – ich meine nicht diesen Mönch –, der wird auch dafür Sorge tragen, daß der Großkhan es beizeiten erfährt.«
    »Oder auch nicht!« entgegnete Vitus mit wiedergewo n nener Selbstsicherheit »Die Mächte, die hinter dem Unte r nehmen stehen, sind Mächte des Okzidents und wohl nur an ihm interessiert. Für mich werden sie den tumben Tat a ren nur zur Aufzucht untergeschoben, ohne daß man auch nur den geringsten Wert darauf legt, daß Wert und B e stimmung dieser Brut erkannt wird!« schloß er seine Übe r legungen stolz ab.
    »Nicht schlecht, Vitus. ’ « lobte ihn der Unsichtbare. »Bisweilen macht Euer ererbter Scharfsinn Eurem Erze u ger alle Ehre!«
    Es klopfte an der Tür. Der Mönch, der mit herabgezog e ner Kapuze als frater poenitor seines Amtes gewaltet hatte, horchte auf.
    »Ihr könnt gehen«, sagte die Stimme, und zu Vitus ’ E r leichterung verließ sein Peiniger den Raum, und Barthol o mäus von Cremona trat ein; er brachte Salben und Ve r bandszeug und machte sich am Rücken des Gezüchtigten zu schaffen, der immer noch gekrümmt über dem Bock hing.
    Der Raum, in dem sie sich befanden, war nicht der Ke r ker, sondern eine Kammer im ›Archiv für Angelegenhe i ten des Reiches‹.
    »Woher wißt Ihr eigentlich«, knurrte Vitus, den jede B e rührung jetzt zusammenzucken ließ, »daß dieser fläm i sche Minorit, dieser William von Roebruk, Deutschland erreicht und sich diesem Pio Carpedies angeschlossen hat?«
    »Giovanni del Piano de Carpiniis war immerhin Kustos von Sachsen und amtierte als deutscher Provinzial gut fünf Jahre«, klärte ihn Bartholomäus auf. »Den kennt jeder!«
    »Und sollte nicht ursprünglich Benedikt von Polen ihn begleiten?« Vitus war verständlicherweise nicht bester Laune. »Wer bezeugt denn das Zusammentreffen der be i den vom › ordo fau-tuorum minorum ‹ ?«
    Vitus haßte diese armen Brüder, diese überall heru m wieselnden braunen Feldmäuse. Sie gruben ihre Gänge, wie es ihnen gefiel, man trat hinein, und schon war der Knöchel verstaucht, wenn nicht das Bein gebrochen.
    »Wir wissen nur, daß es so und nicht anders geschah; die Nachricht kam aus zuverlässiger Quelle«, trumpfte Ba r tholomäus auf. »Von Andreas von Longjumeau, der g e rade zu Antiochia mit Ignatius verhandelt wegen der Wiederv e reinigung –«
    »Ach«, schnaufte Vitus, »dieser Jakobit, der an unseren Prozessionen teilnimmt, aber dennoch der orthodoxen Doktrin anhängt und vor allem selbständig bleiben möc h te.«
    »Genau der«, bestätigte lächelnd Bartholomäus, der den malträtierten Rücken

Weitere Kostenlose Bücher