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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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klirrende Einöde verschlagen haben?
    Der Wald lichtete sich, und vor mir lag eine weite weiße Fläche, das Moor, von dem Xaver gesprochen. Ganz in der Ferne, auf einer Anhöhe sah ich die Kapelle stehen. Ihr Anblick gab mir Mut; ungeachtet des trügerischen Unter g runds setzte ich meinen Weg fort, der nun keiner ausgetr e tenen Spur mehr folgte. Ich vertraute darauf, daß die Erde genügend fest gefroren war.
    Als ich das Gemäuer erreichte, standen die Strahlen der Sonne schon tief. Ich mußte mich sputen, vor Anbruch der Dunkelheit zurück zu sein.
    Der kärgliche Innenraum wies nicht einmal ein Kruzifix auf. Ich zeichnete mit meinem Finger ein Kreuz in die Staubschicht auf dem Altar und kniete nieder zum Gebet. Die offene Tür, es gab keine in meinem Rücken, machte mich nervös. Obgleich vorher kein Mensch auf der we i ten Fläche zu sehen gewesen war, wandte ich mich um und hatte jetzt die dunklen Seen vor dem Auge, denen es nicht vergönnt schien zuzufrieren, wie winterliches Gebot es ve r langt. Erstarrt glotzten sie mich an, schwarze Pupillen von bodenloser Tiefe. Sicher warfen sie einem Christenme n schen nicht sein Spiegelbild zurück, wenn er sich arglos näherte, sondern sogen ihn in sich auf, ohne daß eine Welle Kreise zog.
    Teufels Machwerk! Ich schlug dreimal das Kreuz.
    Da sah ich ihn kommen. Eine einsame Gestalt, die K a puze tief ins Gesicht gezogen. Ich dachte unwillkürlich an Vitus, meinen Verfolger. Doch dieser trug, ich konnte es deutlich erkennen, je näher er kam, die Kutte der Franzi s kaner, von gleicher Farbe wie das braune Fell seines Ma u lesels, der schwer bepackt hinter ihm hertrottete. Der Br u der mußte das störrische Tier zerren, obgleich er ihm schon einen Teil der Last abgenommen hatte, denn das Gewicht seiner Pilgertasche zog ihn fast zu Boden. Von Zeit zu Zeit hielt er inne, schaute sich ängstlich um, als würde auch er sich des Bösen bewußt werden, das ihn bedrohte, solange er nicht den heiligen Ort, den Schutz der Kapelle, erreicht hatte.
    Gerade wollte ich mich aufraffen und ihm hilfreich en t gegeneilen, als aus dem Wald über dem Seeufer die Te u fel herabsprangen. Sie warfen sich auf ihn, entrissen ihm den Sack, führten einen Freudentanz um ihn auf. Ich konnte ihre Gesichter nicht erkennen, sie hatten sie mit Ruß g e schwärzt und mit Dämonenmasken unkenntlich gemacht, doch ihr Anführer erinnerte mich an den finsteren Bu r schen im Hammam, den sie Firouz nannten. Er schlang des Esels Strick um des Minoriten Hals, und sie prügelten den Armen mitsamt seinem Braunen mit sich fort in den Wald.
    Ich war wie versteinert knien geblieben. Erst als ich g e wiß sein konnte, die teuflischen Kobolde im Forst nicht mehr anzutreffen, faßte ich mir ein Herz und trat hastig den Heimweg an, meinen eigenen Spuren im Schnee fo l gend.
    Unter den hohen Tannen war es schon düster, die ora n ge-blutrot untergehende Sonne warf den Stämmen lange blauviolette Schatten in den Schnee. Ich begann zu la u fen, fiel hin und hatt e m eine Fußstapfen und auch die Richtung verloren. Da ertönten Glöckchen, erst leise, dann immer lauter scheppernd. Die Beelzebuben hatten mich geortet, machten sich über mich arme Seele lustig, die im Forst umherirrte wie das Wild auf der Suche nach dem Futter, das dann auf den Schützen traf.
    Eine Herde Bergziegen brach durch das Unterholz, g e scheucht von zwei jungen Mädchen, die sich in dicke Pelze vermummt hatten. Daß sie dennoch Satans Töchter waren, erkannte ich an ihren Füßen. Ihre Stiefel steckten in längl i chen Gestellen, oben geflochten und unten wie breite, mit Leder bespannte Teller. Auf ihnen glitten sie über den ve r harschten Schnee, ohne einzusinken. Das Trügerische wa r en ihre frischen Gesichter: sie glühten zwar vom höllischen Feuer, aber ihre Äuglein glitzerten frech und eigentlich unbefangen fröhlich. Sie hatten kle i ne scharfe Zähne wie Eichkatzen und Münder wie – ja wie eben Wechselbalge. Sonst sah ich nichts von menschlichem Fleisch und Blut an ihnen, weil sie eben alles wohlweislich unter den Pelzen von Luchs und Wolf versteckten, ihren nächtlichen Gefäh r ten, mit denen sie sich im tiefen Walde paarten, wenn sie sich nicht dem Geißbock hingaben, oder ihre spitzen Gre i fer in den Hals unschuldiger Christenkinder schlugen.
    Sie kamen schnell auf mich zu und höhnten auch noch! »Rü-esch!« rief die eine. »Ist das nicht der Herr William, Euer Gast?«, und die jüngere brachte ihre Höllentreter so knapp

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