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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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verknitterten Gesicht, wie ein Steinpilz, den man in Öl gesotten. Und vor sich hatte er frischen Ziegenquark in einer Schale, mit allerlei Kräutern angerührt, und ofe n warmes Fladenbrot dazu. Ich muß die Köstlichkeiten a n gestarrt haben wie ein Hund vor der Bank des Metzgers.
    »Alva!« rief er gutgelaunt. »Unser Murmeltier ist aus seinem Winterschlaf aufgewacht und will mir meinen Käs ’ wegessen!«
    Dabei wartete er gar nicht erst auf das Erscheinen seines Weibes, sondern schob mir Brot und Schüssel hin. Ich tunkte den Fladen in den weichen weißen Quark und schlang alles in mich hinein, leckte mir dann die Finger und sagte endlich: »Gelobet sei der Herr«, und fügte ein verschämtes: »Danke!« hinzu.
    »Hör dir das an, Alva«, rief mein Wirt frohgemut, »ein gottes-fürchtiger Bannerträger des Kaisers!« Vor dem Hi n tergrund der weißgezackten Berge wirkte sein gutt u rales Arabisch befremdlich, verband sich doch meine Vorste l lung von dieser Sprache immer mit Wüstensand.
    Die Frau des Hauses trat aus dem Torbogen und brachte eine neue Schüssel, diesmal nicht mit Spezereien ang e macht, sondern mit dunklem Tannenhonig, dazu einen Krug frischer Milch. Sie war dunkeläugig, eine kräftige Schönheit, und trug ihr schwarzblaues Haar unter einem Schleier verborgen, dessen Zipfel sie züchtig anhob, als sie meiner Neugier gewahr wurde.
    Ihr Mann lachte. »William ist schlimmer als ein Mönch; er mag keine Speise anrühren, bevor er nicht sein Gebet gesprochen hat!«
    Das Weib warf mir einen feurigen Blick zu, oder bildete ich mir die Glut der Sehnsucht nur ein, weil das raffinie r te Freilassen der Augenpartie die Phantasie anstachelte oder weil ich so lange keine Frau mehr gehabt hatte? Meine mir von Xaver zugewiesene Rolle als frommer Mann kam mir zupaß; so mochte es nicht auffallen, wenn ich aus alter Gewohnheit gedankenlos das Kreuz schlug, oder › pax et bonum ‹ murmelte, denn Franziskaner waren hier wohl nicht sonderlich gelitten, wie mich schon die vox po-puli im Hammam, dem Badehaus, gelehrt hatte. Ich fragte nach der Kirche.
    »Wir haben zwar eine, oben am Hang, neben dem Wachturm, doch mangels eines Priesters dient sie mehr als Räucherkammer, oder als Verwahrraum – oder beides z u sammen!« Mein Gastgeber grinste zufrieden bei der Vo r stellung. »Du solltes t m al erleben, wie schnell so ein Min o rit im beizenden Rauch mit seiner verlogenen Seele ins Reine kommt. Aus Furcht, zur Wurst zu werden, hä n gen sie lieber in der frischen Luft!« Er schlug sich vor Lachen auf die Schenkel. »Luftgetrocknet!«
    Ich lachte mit, weil das Erschrecken ja dem Menschen diese Gabe zuteil werden wie auch den Mut wachsen läßt. »Die Brüder aus Assisi brachten Euch also das Christe n tum, bauten das Kirchlein und Ihr habt sie ausgerä u chert?«
    »Sie haben das Haus Gottes entweiht!« erregte sich der sonst so behäbig-verschmitzte Xaver, beruhigte sich aber wieder. »Unser Stamm wurde schon unter der Regierung Lothars, Sohn des großen Karl, missioniert; die Kapelle San Murezzan, dem ersten Märtyrer geweiht, findest du unten am See, wenn du über die Brücke durch den Wald und dann über das Moor gehst –«
    »- und wenn ich mich verlaufe?« fragte ich betont kleinmütig, um zu erproben, welche Freiheit man mir ließ.
    »Du kannst nur diesen Pfad gehen, er ist gestampft. J e des Abweichen, wie jeder Fluchtversuch, würde dich im Schnee versinken lassen – und an jedem der beiden Ta l ausgänge stehen Wachen wie an der Brücke, Tag und Nacht!« Xaver war jetzt ernsthaft geworden, ja sogar emphatisch. »Die guarda lej gen Westen, die guarda gadin gen Osten. Es sind schon etliche am Morgen erfroren a n getroffen worden, zu Eiswächtern erstarrt, doch seit Me n schengedenken gelang es nie anderen, unbemerkt die Br ü cke der Saratz zu passieren! Für den Kaiser wachen wir über den Paß!«
    Er war aufgesprungen und hatte Haltung angenommen wie ein Soldat. »In Italien unten«, fügte er stolz hinzu, »nennen sie ihn nur › diavolezza ‹ – und das ist auch gut so, sonst würden noch mehr verräterische Geldboten des Pap s tes, als Bettelmönche verkleidet, versuchen, diesen Weg nach Deutschland zu nehmen, um dem untreuen Landgr a fen die Kriegskasse aufzufüllen! Lumpenpack!« Xaver schlug mit der Faust auf das Tischbrett, daß unsere leerg e gessenen Schüsseln sprangen.
    »Wir erwischen alle!« rief er mir nach, als ich mich e i ligst auf den Weg machte.
    Erst als ich etliche der steilen

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