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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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bemerkte, wandte sie sich schnell ab ins Dunkle des dahinterliegenden Raumes.
    Inzwischen war die Nacht hereingebrochen und das Feuer nahezu verloschen. Xaver wischte sich Mund und Hände ab, zündete einen Kienspan als Fackel und wies mir den Weg.
    »Kommt, William«, sagte er feierlich, »Zaroth, unser Dorfältester, erwartet dich!«
    Wir stiegen die Gassen hinab, wobei ich Mühe hatte, nicht auszugleiten, denn jetzt in der Nacht zog die Kälte gewaltig an. In der Mitte des Ortes, an einem nahezu eb e nen Platz, lag das Haus des Podestà; eine breite Stei n treppe führte zum Obergeschoß, wo sich eine eisenb e schlagene Tür zu einer Halle hin öffnete. Um ein mächt i ges Feuer hatten sich wohl die meisten Männer des Ortes versammelt. Sie tranken Wein.
    »Gläubige in Eis und Schnee hat der Prophet nicht b e dacht«, flüsterte mir Xaver zu, als wir in einer hinteren Reihe Platz nahmen. »Wir Saratz nennen das Getränk nicht beim Namen, es ist Arzenei gegen die Unbillen des Wi n ters, gegen Heiserkeit im Halse und Frost in den F ü ßen!«
    Ich nickte verständnisvoll und ließ mir einen Humpen reichen. »Ein guter Tropfen! Wo bekommt Ihr ihn her?«
    »Aus dem Veltlin, dem Tal jenseits des Passes – wir he l fen im Herbst bei der Lese und tauschen ihn auch gegen unseren Zieger.«
    Zaroth, ein würdiger Alter mit wallendem Bart, hatte uns entdeckt. »Nach dem Verdikt der Grauen Räte können wir den niederträchtigen Mönch nun vergessen« – er hob se i nen kostbaren Kelch –, »und wollen statt dessen einen Freund des Kaisers begrüßen, William von Roebruk, der unser Gast ist.«
    Alle tranken mir zu, der ich verwirrt aufgestanden war.
    »William ist ein frommer Mann, ein Christ«, fuhr Zaroth fort. »Ich lege Wert darauf, daß er bezeugen kann, daß die Saratz, die Wächter der Punt, nicht Jagd auf Angeh ö rige seines Glaubens machen, sondern auf Feinde unseres Ka i sers, Kuriere des Papstes, die sich unter den u n scheinbaren Kutten der Armen Brüder verstecken, um ihr böses Werk zu vollbringen. So sicher wie sie dafür die Hölle verdienen, zu der wir ihnen in unserer Räucherkammer nur den Vo r geschmack des Fegefeuers anbieten können« – dröhnendes Gelächter –, »so sicher ist uns das Paradies!«, und alle tranken erfreut ihre Humpen aus. »Willkommen, William!«
    Sie setzten sich wieder, doch ich sah mich genötigt, e i nen letzten Versuch für das Leben meines Bruders zu u n ternehmen: »Zeugte es nicht« – fast hätte ich gesagt: ›von christlicher Nächstenliebe‹ – »von größter Überlegenheit, wenn die Saratz so eindeutige Verräter der kaiserlichen Sache – meinetwegen mit abgeschnittenen Nasen« – i r gendwas muß man ja bieten! – »zurück nach Italien schic k ten, damit ein jeder sieht –«
    »Falscher Rat!« unterbrach mich da wütend der kräftige Kerl, den sie Firouz nannten. »Dem Kaiser würden sie ’ s ankreiden: Seht! So verfolgt der Antichrist die armen kle i nen Minoriten« -Zaroth versuchte vergeblich ihm Schwe i gen zu gebieten –, »und uns entginge das schöne Kopfgeld, immerhin die Hälfte –«
    »Schweig, Firouz!« donnerte jetzt Zaroth, und zu mir gewandt erläuterte er: »Glaubt nicht, daß es Blutgeld ist, das uns so handeln läßt: Die Einkünfte aus solchen Fä n gen, die ja auch nicht täglich sind, decken gerade die K o sten für die Überwachung von Paß und Tal, sommers und winters, Tag und Nacht!«
    »Ein Geschäft ist es nicht!« murmelte mir Xaver zu. »Es lohnt sich nur für die Fänger und den Alten, jeder b e kommt erst mal einen Zehnten. Firouz ist der reichste Jäger der Saratz!«
    Ich mochte nicht aufgeben. »Und wenn Ihr sie einem kaiserlichen Gericht überstellen würdet -?«
    »Dann geschähe Ihnen das Gleiche – oder Schlimm e res!« grölte Firouz. »Außerdem ist Kaiser Friedrich grad froh, daß wir ihm Papstscheiße solcher Art vom Halse ha l ten!«
    »Es lebe der Kaiser!« rief Xaver, ehe sich die Stimmung der Männer gegen mich wenden konnte, und alle hoben wieder ihre Humpen und tranken sich zu. Es wurde ein a r ges Besäufnis; nur wenn mein Blick Firouz suchte, sah ich, daß er, finster brütend, mich nicht aus den Augen ließ.
    Als die ersten Saratz von ihren Bänken zu Boden torke l ten, nahm ich Xaver unter den Arm und schleppte ihn mit mir den Berg hoch zu seiner Hütte. Er stellte sich breitbe i nig hin und pinkelte gegen seine eigene Mauer, dann – a n gesichts seines prallen Schwanzes – muß ihm wohl eine

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